zurück
Schweinfurt
AfD-Forderung: Willy Sachs soll Ehrenbürger bleiben
Acht Parteien und Wählergruppen fordern, dem Industriellen Willy Sachs wegen seiner Nazivergangenheit posthum die Ehrenbürgerwürde zu entziehen. Warum die AfD das nicht will.
Die AfD Schweinfurt wendet sich gegen die Forderung, das Willy-Sachs-Stadion umzubenennen und dem Industriellen nachträglich die Ehrenbürgerwürde zu entziehen.
Foto: Nicolas Bettinger | Die AfD Schweinfurt wendet sich gegen die Forderung, das Willy-Sachs-Stadion umzubenennen und dem Industriellen nachträglich die Ehrenbürgerwürde zu entziehen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

In der Diskussion über den Antrag von acht Parteien und Wählergruppen, dem 1958 verstorbenen Industriellen Willy Sachs posthum die Ehrenbürgerwürde zu entziehen, sowie das von ihm 1936 der Stadt gestiftete Stadion umzubenennen, hat sich nun die AfD zu Wort gemeldet. Die vier Stadträte waren von den Initiatoren des Antrags, Julia Stürmer-Hawlitschek (SPD) und Adi Schön (Freie Wähler) im Vorfeld nicht gefragt worden.

"Die AfD-Fraktion widersetzt sich den Bestrebungen, den Namen Willy Sachs aus der Öffentlichkeit Schweinfurts zu tilgen", schreibt Fraktionsvorsitzender Richard Graupner in einer Stellungnahme. "Ausgerechnet einen der verdientesten Söhne unserer Stadt soll der Bannstrahl der historischen Korrektheit treffen. Willy Sachs war ein bei den Schweinfurtern, besonders in der Arbeiterschicht, äußerst beliebter Unternehmer", so Graupner.

Das habe nicht nur an seiner "legendären Großzügigkeit, sondern auch an seiner sozialen Verantwortung als Unternehmer, für deren herausragende Wahrnehmung er auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde", gelegen. Aus Sicht der AfD verleugnen die Antragsteller "ihre und unsere eigene Geschichte! Als Chef eines volks- und wehrwirtschaftlich hochbedeutenden Betriebes hatten nicht nur die damaligen Machthaber ein besonderes Interesse an Willy Sachs, auch er musste sich – schon aus Verantwortung für seine Firma und deren Mitarbeiter – in irgendeiner Weise mit den aktuellen Verhältnissen arrangieren."

Es sei, so Graupner, "geradezu grotesk, dass sich diejenigen, die heute ohne Not und Gefahr für Leib und Leben als Mitläufer jeder politisch-korrekten Mode hinterherhecheln, in moralischer Überheblichkeit ein Urteil über ihre Eltern- und Großelterngeneration anmaßen." Das Urteil über Willy Sachs hätten Zeitzeugen gesprochen. 1958 sei er vom damaligen SPD-Oberbürgermeister Georg Wichtermann ausgezeichnet worden, außerdem hätten laut Graupner 20 000 Schweinfurter Willy Sachs bei seiner Beerdigung das letzte Geleit gegeben.

Für die AfD, so Graupner, gelte nach wie vor ein Satz der ehemaligen CSU-Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser, die die Bestrebungen zur Umbenennung des Willy-Sachs-Stadions schon 2006 als "Griff in die Mottenkiste" bezeichnet habe.

Die Forderung, Willy Sachs die Ehrenbürgerwürde zu entziehen, die ihm 1936 kurz vor seinem 40. Geburtstag der damals von den Nationalsozialisten eingesetzte Oberbürgermeister Ludwig Pösl und sein nicht demokratisch gewählter Stadtrat verliehen hatten, wird in Schweinfurt seit vielen Jahren erhoben, unter anderem von der Initiative gegen das Vergessen. Durch den neuen Antrag wird am 1. Dezember in der Stadtratssitzung darüber entschieden.

In der neuesten Forschung über die Firma Sachs und insbesondere Willy Sachs, die der Historiker Andreas Dornheim 2015 veröffentlichte, wird klar belegt, dass Sachs ein "Nationalsozialist aus Überzeugung" war und nicht nur freundschaftliche Beziehungen zu hochrangigen NS-Funktionären pflegte wie dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, SS-Reichsführer Heinrich Himmler und dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich. Dieser war im nationalsozialistischen Terrorregime der Hauptorganisator des Holocaust, dem über sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen. Er unterstützte die Ziele der Nationalsozialisten und "war ganz sicher kein Vorbild, sondern ein Täter und kein Mitläufer", so die SPD-Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Oliver Schikora
Alternative für Deutschland
Bürgermeister und Oberbürgermeister
Ehrenbürger
Freie Wähler
Gudrun Grieser
Heinrich Himmler
Hermann Göring
Holocaust
Nationalsozialismus
Nationalsozialisten
Oberbefehlshaber
Reinhard Heydrich
SPD
Stadträte und Gemeinderäte
Städte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • kleinhenz_philipp@web.de
    Dass die AfD kein Problem mit Rechtsextremisten und Nazis hat, ist ja mittlerweile bekannt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    @mausi: Und sie verehren die Maskengegner und Quertreiber ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ParkAndRead
    Liebe Parteien, dafür wurdet ihr sicher nicht gewählt. Kümmert euch doch bitte um die zahlreichen Probleme der Gegenwart u. Zukunft, denn diese lasten euch schon deutlich aus. Lasst den "Griff in die Mottenkiste" einfach gut sein. Willy Sachs ist und bleibt einfach bekannte Persönlichkeit, verbunden mit der Stadt Schweinfurt.
    Anderenfalls als Bsp. hätte aus der frühen Vergangenheit ein 'großer' grüner Politiker niemals Außenminister werden dürfen als einstiges Mitglied der militanten RZ u. sollte mind. seine Auszeichnungen ebenso zurück geben!
    Fürchterlich, verehrte MainPost, ihre Berichterstattung darüber. Gut Sie haben wenigstens das Foto gewechselt aber dieser links-rot-grüne Hauch schwelt nach wie vor deutlich über den Artikel - politische Unabhängigkeit ist nicht zu erkennen. Warum werden nicht Willy Sachs' zahlreiche Errungenschaften dargestellt als Kontrast zu Ihrem letzten Absatz - greift man schon in die Mottenkiste?
    Fragen Sie mal Ihre Leser, wie sie entscheiden würden!?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Franken48
    Dass die Linken, und Grünen, bei der Main-Post im Vorteil sind, haben sie schon sehr oft bewiesen. Dass die AfD dagegen ist, finde ich richtig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinshagen153@t-online.de
    Vorschlag: "Platz der Opfer des Nationalsozialismus"

    @Coladeris @mausi2 @Albatros: Bei der Stadion-Einweihung war u.a. Heinrich Himmler anwesend, ein Hauptverantwortlicher des Holocausts. Allein diese Tatsache reicht schon für den Abgrund.

    Jeder heutige Lösungsversuch zum Stadion ist verkehrt - ein typisches Dilemma.

    Vorschlag: nach dem "Ander-Kupfer-Platz" den zweiten Vorplatz zwischen Kassenanlage & Hauptribüne nach Münchner Vorbild in "Platz der Opfer des Nationalsozialismus" benennen. Mit Mahnmal, mit Infotafel, mit allen Verstrickungen von Willy Sachs, der Firma und der Stadioneinweihung in den Nationalsozialismus und der großzügigen Stiftung der gesamten Stadionanlage für 1 Mio. RM - im Text weder wertend noch oberlehrerhaft, sondern neutral. Der mündige Bürger braucht keine vorgekaute Kost sondern kann sich dann selber ein Bild machen.

    Fußballfans mit Affinität zum Rechtsradikalismus müssen dann (außer vom Nebeneingang) am Mahmal vorbei oder zuhause bleiben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albatros
    @Andy25, ist das alles was Sie gegen Herrn Sachs aufzuweisen haben um ihn mit Dreck zu bewerfen!? Weil Heinrich Himmler bei der Stadion-Einweihung zugegen war. Wissen Sie mit wie viel Diktatoren die Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, angefangen bei Adenauer, verhandelt haben? Wie viele Kriegswaffen wurden in den letzten 60 Jahren von Deutschland in Länder geliefert, welche für Bürgerkriege und die Tötung von Menschen eingesetzt wurden. Gott, was ist das für eine Heuchelei. Was maßen Sie sich eigentlich an und damit meine ich noch zahlreiche Foristen hier im Forum, welche meinen, Sie hätten ein Anrecht, jeden Menschen aus der Zeit des Dritten Reiches anzupinkeln. Aber es ist wieder schick geworden zu denunzieren, besonders LINKE und Grüne sind ganz vorne dabei den Blockwart zu mimen. Ob Menschen aus der Zeit des 2. Weltkrieges oder eben auch mal Polizisten aus der Gegenwart mit Dreck zu bewerfen, darin sind LINKE und Grüne besonders gut.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ParkAndRead
    @Andi25
    Warum unterstellen Sie pauschal einigen Fussballfans die Affinität zum Rechtsradikalismus (in Schweinfurt)? Und wollen mit Ihrem Vorschlag wieder die typisch erzieherische Hand heben gegen diese Fans!?
    Was ist dann mit denen? zwinkern
    https://www.zeit.de/sport/2016-10/ultras-fussball-engagement-gesellschaftsspielchen-ronny-blaschke/seite-3
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albatros
    Sehr geehrte Redaktion, warum zeigen Sie nicht gleich ein Bild von deportierten Juden, dass würde Ihre gezielte Manipulation des Artikels bestimmt noch weiter vorantreiben. Man darf gerne über die Rolle von Willy Sachs im 3. Reich diskutieren und wenn sich herausstellt, dass er mit den Nazis zusammengearbeitet hat, dann sollte man sich durchaus Gedanken darüber machen, wie man mit seiner Ehrenbürgerschaft und anderen Dingen, welche sich auf Willy Sachs beziehen, umgeht. Da wir aber auch wissen, dass diese regelrechten Hetzjagden meist von LINKEN und GRÜNEN initiiert sind, sollte man damit sehr vorsichtig umgehen. Ihre Bildauswahl hat wieder einmal deutlich Ihre politische Geisteshaltung und Parteilichkeit untermalt. Seriöser und unvoreingenommener Journalismus sieht anders aus.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • hbkegeln
    Ein Bild von den Zwangsarbeitern hätte ich passend gefunden. Über die Rolle von Willy Sachs ist schon sehr viel diskutiert worden. Für mich war er kein Mitläufer sondern ein Nationalsozialist.
    @Albatros: Ihnen empfehle ich den Zwangsarbeiterrundweg in Schweinfurt siehe: https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/20-jahre-initiative-gegen-das-vergessen-erinnern-darf-nie-enden-art-10457871
    Die Umbenennung des Stadions in "Sachs-Stadion" ist nach meiner Meinung ein schwacher Kompromiss. Warum nicht einfach "Schweinfurt Arena" oder vielleicht findet sich ja ein Sponsor unter den Schweinfurter Betrieben wie in anderen Städten auch?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • d.temming@gmx.de
    Eine neutrale Berichterstattung sieht anders aus. Wieso wählt die Mainpost hier ausgerechnet ein schwarz/weiß Bild mit Uniformträgern, die den Hitlergruß zeigen? Wieso zeigen Sie kein Foto von einem seiner vielen Errungenschaften? Auf diese Weise wird eine Meinung beim Leser vorgegeben, die er sich noch garnicht gebildet hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Michael Fischer
    Ohne die Familie Sachs wäre Schweinfurt eine einfache Stadt geblieben. Kein Bad, kein Stadion und viele andere Einrichtungen. Andere Länder wie die USA verehren solche Leute noch egal was sie gemacht haben. Wenn es danach ginge was manche sogenannte Prominente alles in ihrer Amtszeit angestellt haben, dürfte es so manchen Straßennamen nicht geben und auch im Bundestag müsste so manche Person verschwinden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • schroek1@web.de
    Mausi2, ohne Ernst Sachs wäre Schweinfurt nicht die Industriestadt, wie heute. Ohne Willi Sachs gäbe es kein Fussballstadion, mehr aber nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten