In der Diskussion über den Antrag von acht Parteien und Wählergruppen, dem 1958 verstorbenen Industriellen Willy Sachs posthum die Ehrenbürgerwürde zu entziehen, sowie das von ihm 1936 der Stadt gestiftete Stadion umzubenennen, hat sich nun die AfD zu Wort gemeldet. Die vier Stadträte waren von den Initiatoren des Antrags, Julia Stürmer-Hawlitschek (SPD) und Adi Schön (Freie Wähler) im Vorfeld nicht gefragt worden.
"Die AfD-Fraktion widersetzt sich den Bestrebungen, den Namen Willy Sachs aus der Öffentlichkeit Schweinfurts zu tilgen", schreibt Fraktionsvorsitzender Richard Graupner in einer Stellungnahme. "Ausgerechnet einen der verdientesten Söhne unserer Stadt soll der Bannstrahl der historischen Korrektheit treffen. Willy Sachs war ein bei den Schweinfurtern, besonders in der Arbeiterschicht, äußerst beliebter Unternehmer", so Graupner.
Das habe nicht nur an seiner "legendären Großzügigkeit, sondern auch an seiner sozialen Verantwortung als Unternehmer, für deren herausragende Wahrnehmung er auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde", gelegen. Aus Sicht der AfD verleugnen die Antragsteller "ihre und unsere eigene Geschichte! Als Chef eines volks- und wehrwirtschaftlich hochbedeutenden Betriebes hatten nicht nur die damaligen Machthaber ein besonderes Interesse an Willy Sachs, auch er musste sich – schon aus Verantwortung für seine Firma und deren Mitarbeiter – in irgendeiner Weise mit den aktuellen Verhältnissen arrangieren."
Es sei, so Graupner, "geradezu grotesk, dass sich diejenigen, die heute ohne Not und Gefahr für Leib und Leben als Mitläufer jeder politisch-korrekten Mode hinterherhecheln, in moralischer Überheblichkeit ein Urteil über ihre Eltern- und Großelterngeneration anmaßen." Das Urteil über Willy Sachs hätten Zeitzeugen gesprochen. 1958 sei er vom damaligen SPD-Oberbürgermeister Georg Wichtermann ausgezeichnet worden, außerdem hätten laut Graupner 20 000 Schweinfurter Willy Sachs bei seiner Beerdigung das letzte Geleit gegeben.
Für die AfD, so Graupner, gelte nach wie vor ein Satz der ehemaligen CSU-Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser, die die Bestrebungen zur Umbenennung des Willy-Sachs-Stadions schon 2006 als "Griff in die Mottenkiste" bezeichnet habe.
Die Forderung, Willy Sachs die Ehrenbürgerwürde zu entziehen, die ihm 1936 kurz vor seinem 40. Geburtstag der damals von den Nationalsozialisten eingesetzte Oberbürgermeister Ludwig Pösl und sein nicht demokratisch gewählter Stadtrat verliehen hatten, wird in Schweinfurt seit vielen Jahren erhoben, unter anderem von der Initiative gegen das Vergessen. Durch den neuen Antrag wird am 1. Dezember in der Stadtratssitzung darüber entschieden.
In der neuesten Forschung über die Firma Sachs und insbesondere Willy Sachs, die der Historiker Andreas Dornheim 2015 veröffentlichte, wird klar belegt, dass Sachs ein "Nationalsozialist aus Überzeugung" war und nicht nur freundschaftliche Beziehungen zu hochrangigen NS-Funktionären pflegte wie dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, SS-Reichsführer Heinrich Himmler und dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich. Dieser war im nationalsozialistischen Terrorregime der Hauptorganisator des Holocaust, dem über sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen. Er unterstützte die Ziele der Nationalsozialisten und "war ganz sicher kein Vorbild, sondern ein Täter und kein Mitläufer", so die SPD-Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek.
Anderenfalls als Bsp. hätte aus der frühen Vergangenheit ein 'großer' grüner Politiker niemals Außenminister werden dürfen als einstiges Mitglied der militanten RZ u. sollte mind. seine Auszeichnungen ebenso zurück geben!
Fürchterlich, verehrte MainPost, ihre Berichterstattung darüber. Gut Sie haben wenigstens das Foto gewechselt aber dieser links-rot-grüne Hauch schwelt nach wie vor deutlich über den Artikel - politische Unabhängigkeit ist nicht zu erkennen. Warum werden nicht Willy Sachs' zahlreiche Errungenschaften dargestellt als Kontrast zu Ihrem letzten Absatz - greift man schon in die Mottenkiste?
Fragen Sie mal Ihre Leser, wie sie entscheiden würden!?
@Coladeris @mausi2 @Albatros: Bei der Stadion-Einweihung war u.a. Heinrich Himmler anwesend, ein Hauptverantwortlicher des Holocausts. Allein diese Tatsache reicht schon für den Abgrund.
Jeder heutige Lösungsversuch zum Stadion ist verkehrt - ein typisches Dilemma.
Vorschlag: nach dem "Ander-Kupfer-Platz" den zweiten Vorplatz zwischen Kassenanlage & Hauptribüne nach Münchner Vorbild in "Platz der Opfer des Nationalsozialismus" benennen. Mit Mahnmal, mit Infotafel, mit allen Verstrickungen von Willy Sachs, der Firma und der Stadioneinweihung in den Nationalsozialismus und der großzügigen Stiftung der gesamten Stadionanlage für 1 Mio. RM - im Text weder wertend noch oberlehrerhaft, sondern neutral. Der mündige Bürger braucht keine vorgekaute Kost sondern kann sich dann selber ein Bild machen.
Fußballfans mit Affinität zum Rechtsradikalismus müssen dann (außer vom Nebeneingang) am Mahmal vorbei oder zuhause bleiben.
Warum unterstellen Sie pauschal einigen Fussballfans die Affinität zum Rechtsradikalismus (in Schweinfurt)? Und wollen mit Ihrem Vorschlag wieder die typisch erzieherische Hand heben gegen diese Fans!?
Was ist dann mit denen?
https://www.zeit.de/sport/2016-10/ultras-fussball-engagement-gesellschaftsspielchen-ronny-blaschke/seite-3
@Albatros: Ihnen empfehle ich den Zwangsarbeiterrundweg in Schweinfurt siehe: https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/20-jahre-initiative-gegen-das-vergessen-erinnern-darf-nie-enden-art-10457871
Die Umbenennung des Stadions in "Sachs-Stadion" ist nach meiner Meinung ein schwacher Kompromiss. Warum nicht einfach "Schweinfurt Arena" oder vielleicht findet sich ja ein Sponsor unter den Schweinfurter Betrieben wie in anderen Städten auch?