Der Neujahrsempfang der Stadt Schweinfurt in der Rathaus-Diele war in mehrfacher Weise ein besonderer: Es war der erste seit Ausbruch der Corona-Pandemie, der wieder mit gut 200 geladenen Gästen im Rathaus stattfand. Und er war geprägt von drei Ehrungen mit der Stadtmedaille in Silber für Gerhard Eck, Prof. Robert Grebner und Wolfhart Berger, die sich in unterschiedlicher Weise für Schweinfurt eingesetzt haben.
Und er war geprägt von grundsätzlichem Optimismus, den Oberbürgermeister Sebastian Remelé trotz aller bekannten Herausforderungen der vergangenen Jahre bewusst verbreitete. Er lade dazu ein, das Jahr 2024 mit "dem erforderlichen Optimismus, dem Tatendurst und der Freude, einer üppigen Portion Humor und der nötigen Gelassenheit" zu gestalten.
Der CSU-Politiker Remelé verzichtete in seiner Rede auf parteipolitisch gefärbte Kritik an den Regierenden, sondern stellte die Herausforderungen der vergangenen Jahre beginnend mit der Corona-Pandemie, dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem seit Oktober tobenden Nahostkonflikt mit "grausamen Morden und unbarmherziger Vergeltung", die gestiegene Zuwanderung sowie hohe Energiepreise und Arbeitskräftemangel in einen größeren Zusammenhang: als Herausforderung, die Bürger, Verwaltung und Politik nur gemeinsam und mit Gemeinsinn bewältigen können.
Fleiß, Erfindungsreichtum und Bescheidenheit als neue Tugenden
Remelé erklärte, Schulleiter aus Schweinfurter Grundschulen hätten ihm berichtet, in manchen Klassen seien fast ausschließlich Schülerinnen und Schüler, die kein Deutsch sprächen. Eine enorme Aufgabe, diese Kinder zu unterrichten. Und auch eine Situation, in der sich "die Willkommenskultur erschöpft und Fatalismus kommt".
Das aber wäre aus seiner Sicht das falsche Signal, nicht nur von der Kommunalpolitik, sondern auch als Stadtgesellschaft. "Wir dürfen nicht in Depression verfallen, sondern müssen uns mit aller Kraft dagegen stellen", so der OB. Fleiß, Disziplin, Freude an der Arbeit, Erfindungsreichtum und Bescheidenheit seien die Tugenden, die wieder zum Erfolg führten. Im Übrigen, zitierte Remelé einen Artikel aus der FAZ, "hilft der Humor und ist dem Fatalismus vorzuziehen, weil er die Handlungsmöglichkeiten erweitert".
Was in Schweinfurt in 2024 alles in Angriff genommen wird
Handlungsmöglichkeiten für Schweinfurt gibt es für Verwaltung und Stadtrat viele. Der OB griff einige besonders wichtige für 2024 heraus: den Bau neuer Kindertagesstätten, den Ausbau von Hortplätzen, auch das Thema Kultur fehlte nicht, "neben der Bildung spielt sie eine herausragende Rolle, ist eine treibende Kraft des Gemeinwesens". Der OB sprach die über 50 Millionen Euro teure laufende Generalsanierung des Theaters an wie das Kulturforum als "Herzensanliegen".
Ebenso wichtig die drei W – Wohnen, Wissen, Wirtschaft – in Sachen Konversionsstandorte Bellevue, Ledward Kaserne und Keßler Field. Schon in wenigen Wochen werde das Konzept für ein Gründer- und Entwicklungszentrum im Stabsgebäude der Ledward Kaserne vorgestellt, so der OB. Eine Herausforderung, bei der es zwingend Hilfe von Bund und Freistaat braucht, ist der geplante Verbund zwischen Leopoldina Krankenhaus und St. Josef.
Stadtmedaillen in Silber für Gerhard Eck, Prof. Robert Grebner und Wolfhart Berger
Mit jeweils lang anhaltendem Applaus wurden die drei Personen, die die Stadtmedaille in Silber für ihre Verdienste um Schweinfurt erhielten, bedacht. Der frühere Landtagsabgeordnete und Staatssekretär im Innenministerium, Gerhard Eck, habe sich mit "Leib und Seele" der Region und dem Wohlergehen der Stadt verschrieben, betonte OB Remelé. Bei ihm habe man immer gewusst, "er wird sich kümmern".
Ein Kümmern, das auch Professor Robert Grebner, der Präsident der TH Würzburg-Schweinfurt, erwähnte. Grebner wurde ausgezeichnet für sein unermüdliches, von Erfolg gekröntes Kämpfen für einen Ausbau der Technischen Hochschule und der Entwicklung eines internationalen Campus in der Ledward Kaserne, an dem jetzt schon über 1300 Studierende aus aller Welt tätig sind in Zukunftsbranchen wie Robotik, Digital Engineering oder Wasserstofftechnik. Er sei "ein Visionär" im besten Sinne, lobte der OB, dass die Ideen Grebners in Sachen Konversion nach dem Abzug der amerikanischen Armee 2014 genau zur richtigen Zeit kamen.
Besonders viel Applaus bekam Wolfhart Berger, seit 40 Jahren Leiter des evangelischen Posaunenchors und seit Kindheit Musiker. Der frühere Gymnasiallehrer am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium verkörpere das Idealbild eines Bürgers, der "sich engagiert, mitgestaltet, dennoch bescheiden und zurückhaltend ist", so der OB. Berger sprach sicher den meisten Gästen aus dem Herzen, als er in seinem Dank betonte, die Medaille gebühre nicht ihm allein, sondern allen Mitgliedern seines Posaunenchors: "Das ist auch Eure Medaille." Der lange Applaus für sie, die alle ebenso eingeladen waren, bestätigte das.