Gespräche, Gespräche, Gespräche – so sieht im Moment der Alltag des neuen Citymanagers Thomas Herrmann aus, der seit 15. Oktober als Nachfolger der nach nur 15 Monaten Amtszeit nach Bad Kissingen abgewanderten Svenja Melchert bei der Stadt tätig ist. Zuvor war der 39-jährige gebürtige Lohrer, der in Würzburg lebt, drei Jahre Stadtmarketing-Chef in Ochsenfurt. Er war dort Geschäftsführer des Stadtmarketing-Vereins. Herrmann hat an der Fachhochschule in Würzburg Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing studiert und war einer von 13 Bewerbern bundesweit auf die Schweinfurter Stelle.
Die Schweinfurter Einzelhändler und die Innenstadt als Ganzes hat mit den gleichen Problemen wie andere Städte auch zu kämpfen: Das Einkaufsverhalten hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt. Dass es in 1a- und 1b-Lagen bis zu 75 Leerstände gab, daran musste man sich auch in der Wälzlagerstadt erst gewöhnen. Die Gründe sind vielfältig – Online-Shopping, demografischer Wandel, zu viel Verkaufsfläche. Im Stadtrat ist man sich einig, dass die Belebung der Innenstadt höchste Priorität genießen muss, einzig der Weg dahin wird von Seiten der CSU-Mehrheit und der Verwaltung anders beschritten als von der Opposition gefordert.
Gute Voraussetzungen in Schweinfurt
„Die Liste ist lang“, erklärt Herrmann lachend auf die Frage, was für Projekte er umsetzen möchte. Ganz oben steht das Thema Leerstandsmanagement. Da lernt er im Moment die Beteiligten kennen – intensive Gespräche mit den Ladeninhabern, den Hausbesitzern, der Werbegemeinschaft „Schweinfurt erleben“, etc. Herrmann möchte sich zum einen darum kümmern, ein echtes Leerstandskataster zu erstellen, das es nicht gibt. Es sei wichtig, genau zu wissen, wo welche Gewerbeeinheit leer stehe, in welchem Zustand sie sei, was sie koste und an wen man sich bei Interesse wenden könne.
Herrmann sieht sich wie in Ochsenfurt „als Ansprechpartner für alle Sorgen der Bürger“. Beim Thema Leerstand gibt es mehrere Möglichkeiten, die auch woanders funktioniert haben – den Klassiker Kunst, aber auch kurzfristige Nutzungen oder Unternehmerfrühstücke, um Räume zu zeigen. Auch die Umwandlung von Gewerbeeinheiten in Wohneinheiten könne ein Weg sein, so Herrmann. „Leben in der Stadt ist wichtig. Wir brauchen einen guten Mix aus Handel, Dienstleistungen, Gastronomen, aber auch Wohnen in der Innenstadt.“
Händler in Schweinfurt gut aufgestellt
Dass auch die Einzelhändler selbst etwas tun können, sich gegen den Wandel zu stemmen und ihr Geschäft anzukurbeln, betont Herrmann. Er ist beeindruckt, in welchem Maße das hier geschieht. Zum Beispiel seien gut 60 Prozent der Firmen in der Innenstadt mit professionellen Google-my-business-Einträge versehen. Das sei wichtig, um online auffindbar zu sein. „Unser Job als Stadt ist es, die Stadt voll zu machen, der Job der Händler ist es, den Kunden etwas anzubieten.“ Dass dies in großem Maße passiert, hat Herrmann schon wahrgenommen.
Beim Thema Veranstaltungen hat er in Ochsenfurt Erfolge erzielt, zum Beispiel die Besucherzahlen beim Weihnachtsmarkt mit zuletzt 14 000 vervierfacht. Den Schweinfurter Veranstaltungsreigen will er zunächst kennenlernen: „Man muss das Rad nicht neu erfinden, aber wichtig ist nicht die Masse, sondern die Qualität der Veranstaltungen.“
Die Beantwortung der Frage, ob das Einkaufszentrum Stadtgalerie gut oder schlecht für die Entwicklung der Innenstadt ist, überlässt Herrmann diplomatisch der Lokalpolitik. Er sieht das ECE grundsätzlich „als Grund, in die Stadt zu kommen, und das ist erst mal gut“. Als verbesserungswürdig findet er die Anbindung der Stadtgalerie an die Innenstadt. Grundsätzlich sieht er für den Einzelhandel ganz und gar nicht schwarz: „Der Handel muss mit seinem Service punkten. Hier kann man die Sachen anfassen, anschauen, gleich mitnehmen, und es passt auch noch.“