Auf den ersten Blick hatte man den Eindruck, die Schweinfurter Innenstadt wehrt sich gegen den ihr im Moment anhaftenden schlechten Ruf. Die Sonne schien am Samstag, ein laues Lüftchen wehte, die Bierbänke auf dem Georg-Wichtermann-Platz waren gut besetzt, die Stimmung bestens, das Programm vom Bieranstich von Oberbürgermeister Sebastian Remelé am Vormittag bis zur Oldie-Night mit den Jets am Abend bot beim 14. Bürgerfest der Schweinfurter Liste/FW den ganzen Tag Remmidemmi.
Klare Worte
So weit, so gut. Doch Axel Schöll, selbst Geschäftsinhaber in der Stadt, sprach am Nachmittag bei der Podiumsdiskussion über den „Wirtschaftsstandort Innenstadt“, nur aus, was man mit wachen Augen in der Stadt außerhalb des Wichtermann-Platzes auch selbst wahrgenommen hatte: „Der Frequenzverlust am Samstagmittag ist beschämend.“ Auch Ulrike Schneider, Stadträtin der SWL/FW, fand deutliche Worte: „Die Leerstände vor allem in 1a-Lagen zeigen uns doch, dass es schon Fünf vor Zwölf ist, wenn nicht schon später.“
Lösungen finden
Jammern über den sicher in vielerlei Hinsicht tatsächlich beklagenswerten Ist-Zustand ist das eine, Lösungen für die Schweinfurter Innenstadt zu finden, die ihr eine langfristige, jahrzehntelange Zukunft sichern, das andere, viel wichtigere Thema. Darin waren sich die Teilnehmer der Diskussion einig und vermittelten auch die wohltuende Bereitschaft, im Stadtrat diesbezüglich einen breiten Konsens herzustellen und an einem Strang zu ziehen. Das versicherten neben Ulrike Schneider auch SWL/FW-Stadtverbandsvorsitzender Stefan Labus, der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Stefan Kuserau und CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk.
Axel Schöll hatte kein Blatt vor den Mund genommen, kritisierte die politischen Entscheidungsträger und die Stadtverwaltung, die aus seiner Sicht in den vergangenen zehn Jahren zu wenig auf die Einzelhändler in der Innenstadt gehört hätten. Man müsse nun die richtigen Entscheidungen pro Innenstadt treffen, nicht nur auf Politiker hören, sondern auf die Bedürfnisse der Bürger und der Einzelhändler. Nicht nur Schöll, auch Ulrike Schneider sprach die Sorgen der Innenstadt-Händler bezüglich der Konkurrenz durch das Einkaufszentrum „Stadtgalerie“ an: „Es war ein Riesenfehler, das zu bauen“, so Schneider.
Auch Volker Wedde vom Handelsverband Bayern sieht es kritisch und hoffte, dass man im Stadtrat nicht den Fehler macht, der gewünschten Sortiments-Erweiterung zuzustimmen. Wedde legte aber vor allem Wert darauf, die Innenstadt Schweinfurts nicht schlecht zu reden, „sie ist wunderschön und es muss einem nicht bange sein, wenn man die richtigen Entscheidungen trifft.“
Einhellig: City-Manager gebraucht
Eine richtige Entscheidung könnte sein, einen erfahrenen City-Manager einzustellen, bei dem alle Interessengruppen gebündelt werden und der die Innenstadt gezielt und nachhaltig weiterentwickelt. CSU-Fraktionssprecher Stefan Funk hält diesen von der SWL/FW eingebrachten Vorschlag nicht für grundsätzlich falsch, betonte aber auch, dass man aufpassen müsse, nicht Einzelne gegeneinander auszuspielen. Die CSU halte das Einkaufszentrum nach wie vor für richtig, „wir brauchen in Schweinfurt als Oberzentrum einen Magneten, der die Leute nicht nur aus Schweinfurt, sondern auch aus den Haßbergen, Bad Kissingen oder der Rhön hierher zieht.“ Die Politik, so Funk, müsse die Rahmenbedingungen für die Einzelhändler setzen. Man müsse die Stadtgalerie und die Innenstadt zusammen bringen, „es nützt sicher keinem von beiden etwas, wenn der andere schwach ist.“
Ganzheitliches Stadtmarketing
Von Seiten der SPD hält Stefan Kuserau die Forderung nach einem Citymanager auch für richtig, würde aber noch weiter gehen, indem ein professionelles, ganzheitliches Stadtmarketing gefordert wird. Kuserau brachte erneut die Idee eines Viktualienmarktes am Südende des Marktplatzes ins Gespräch, Funk verwies auch auf das Thema Wohnen, Leben und Arbeiten in der Innenstadt, wo zum Beispiel der neu zu gestaltende Martin-Luther-Platz Chancen böte. Ob es tatsächlich zu viele Handyläden oder Discountbäcker in der Innenstadt gibt, sei mal dahin gestellt. Aber ein schönes Beispiel für die Notwendigkeit eines Citymanagers, der vielleicht auch andere Branchen noch ins Spiel hätte bringen können, brachte Stefan Funk selbst, als er über den Einzug eines Kupsch-Frischemarktes im Erdgeschoss des Krönlein-Areals sprach, in Sichtweite der Bürgerfest-Bühne. Das sei natürlich positiv, „aber deshalb fährt sicher niemand aus der Region extra in die Schweinfurter Innenstadt. Wir brauchen Menschen in der Stadt.“ Und parteiübergreifende, gemeinsame Ideen wie man das bewerkstelligen kann.