Am 14. Oktober wird Thomas Herrmann zum letzten Mal die Tür des Ochsenfurter Rathauses hinter sich zuziehen. Vor etwas mehr als drei Jahren kam er als Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins nach Ochsenfurt. Dieser Verein wurde als Nachfolger des Verkehrsvereins, der sich aufgelöst hatte, gegründet.
Der Stadtrat sah einen Stadtmarketingverein als sinnvoll an und unterstützt diesen seither mit 40 000 Euro jährlich. Joachim Beck ist Vorsitzender des Vereins und Thomas Herrmann, einer von mehreren Bewerbern, wurde eingestellt. Anfangs hatte man den Eindruck, dass sich nicht viel verändert. Doch der Geschäftsführer musste sich erst einmal mit den Gegebenheiten der Stadt Ochsenfurt vertraut machen.
Leerstand in der Innenstadt
Ein großes Problem, dem sich der Stadtmarketingverein annehmen musste, war der große Leerstand in der Innenstadt. Da mussten erst einmal alle Geschäfte mit allen Daten erfasst werden, bevor man zur Tat schreiten konnte. „Auch wenn es nicht auffällt, so gab es 14 Ladenveränderungen in den vergangenen drei Jahren, Neueröffnungen, Umzüge der Geschäfte oder auch zeitweise Vermietungen“, erklärt Thomas Herrmann. Dazu gehören unter anderem das Tattoo-Studio, Donna Mode, Main-Schuh, Räume für die Malteser, der Kräuterladen, das Weinhaus Dehner und weitere. Durch das Studentenprojekt der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt entstanden neue Pläne beispielsweise wie der Kinderspielepass beim Ochsenfest und das Konzept für den Wochenmarkt, der von Beginn an gut angenommen wird.
Eine große Aufgabe ist auch die Planung der großen Veranstaltungen. Die Musiknacht, das Ochsenfest oder das Adventsgässle. Eigentlich gab es diese Veranstaltungen schon lange, jedoch nicht mit diesen Besucherzahlen. Sie wurden vom Stadtmarketingverein gepuscht und ausgeweitet, so dass bei der Musiknacht etwa 10 000 bis 12 000 Besucher in der Stadt waren, und beim Adventsgässle an einem einzigen Wochenende sogar bis zu 14 000 Besucher gezählt wurden. Der Stadtmarketingverein hat auch den Heimatpreis für Unterfranken für den Pfingstritt erhalten und wurde für den Bayerischen Stadtmarketingpreis nominiert. Für diese Preise muss man sich bewerben und auch Informationen und Begründungen liefern.
Gewerbetreibende mehr mit einbeziehen
„Ich hatte es anfangs sehr schwer in Ochsenfurt, denn es ist ein hartes Brot. In diesem Job muss man viel erdulden, manchmal sogar Beleidigungen“, erklärt Thomas Herrmann. „Aber jetzt läuft es immer besser. Mein Nachfolger wird es einfacher haben.“ Wichtig für ihn sei, die Gewerbetreibenden mehr einzubeziehen, aber auch das sei auf einem guten Weg, meint Herrmann.
Im September stehen nach dem Ochsenfest noch zwei große Veranstaltungen auf dem Programm, die am 15. September stattfinden. Zum einen die „Hundemesse“ und eine Oldtimer-Rallye. Die Idee zur „Hundemesse“ stammt von Jürgen Lucas, der sich an den Stadtmarketingverein wandte und dort Unterstützung fand. Dann hat es Thomas Herrmann geschafft, dass die 1. ADAC Marienberg Classic in Ochsenfurt Station macht. Auf dem Marktplatz finden sogar zwei Bewertungen statt, was von den beiden Brauereien unterstützt wird. Darüber hinaus sei noch vieles in Vorplanung, wie beispielsweise das Beschilderungssystem, wenn die neue Main-Brücke wieder offen ist.
Neue Herausforderungen
Eigentlich hat sich Thomas Herrmann in Ochsenfurt wohl gefühlt. Doch bei einem Treffen der unterfränkischen Stadtmarketingmanager erfuhr er, dass eine Stelle in Schweinfurt frei wurde. Er bewarb sich – und wurde genommen. Ein Wechsel von einem Mittel- zu einem Oberzentrum ist schon etwas Besonderes. Dazu kommt, dass es sich um eine städtische Stelle im öffentlichen Dienst handelt und er dort auch Mitarbeiter hat.
Joachim Beck war zwar überrascht, konnte die Motive Herrmanns jedoch verstehen. Aber er ist auch überzeugt davon, dass Ochsenfurt den Stadtmarketingverein braucht, da sonst die Großveranstaltungen gar nicht gestemmt werden könnten. Er ist der Meinung, dass sich die Stadt in den vergangenen drei Jahren positiv entwickelt hat. Und so wurde die Stelle sofort wieder ausgeschrieben. „Ich bin überrascht, wie viele Bewerbungen wir schon bekommen haben“, sagt Beck. Und so könne auch schnell entschieden werden, wer der Nachfolger sein wird. „Wir sind auf einem guten Weg und sollten daher nicht stehen bleiben.“
Aber das Klagen und Jammer, statt das über den Tellerrand Hinausgucken, ist in Ochsenfurt halt auch ausgeprägt.