Schweinfurts Roßmarkt ist nicht nur der zentrale Busbahnhof der Stadt, der Knotenpunkt des ÖPNV. Er ist auch einer der wenigen Orte in der Stadt, die videoüberwacht sind. Doch das ändert offenbar nichts daran, dass sich Menschen hier zu bestimmten Tageszeiten nicht mehr sicher fühlen, den Roßmarkt sogar meiden. Und damit auch den Bus.
Das mag ein subjektives Gefühl sein, sagt Stefanie Stockinger von Lackum. Doch es sei da. "Man muss sich in der Stadt, in der man lebt, wohlfühlen – und das tun viele zu bestimmten Uhrzeiten nicht." Deshalb der Antrag der CSU zu den Haushaltsberatungen, konkret etwas dagegen zu tun. Den Platz neu zu beleben, Infostände aufzubauen, Aktionen anzubieten, auch in Kooperation mit dem Einzelhandel. Bücherflohmärkte, Modenschauen, Musik – Ideen für ein neues Konzept gebe es genug. Erarbeiten soll das laut Antrag das Citymanagement der Stadt.
Gemeinsam mit den Stadtwerken, die für den Roßmarkt über ein Sondernutzungsrecht verantwortlich sind, solle die Stadt außerdem ein Sicherheitskonzept entwickeln; gegebenenfalls auch mit einem externen Sicherheitsdienst.
Wie schätzt die Stadt die Situation am Roßmarkt ein?
Dass es bei dem CSU-Antrag nicht nur um mehr Sauberkeit und nette Angebote geht, zeigt der Hinweis, bei einem neuen Konzept für den Roßmarkt auch Hilfsangebote und Streetworker einzubinden. Denn letzten Endes sind für das unsichere Gefühl mancher Bürgerinnen und Bürger offenbar diejenigen Personen und Gruppen verantwortlich, die den Busbahnhof als Treffpunkt nutzen. Menschen, die "herumlungern, trinken, laute Musik hören" und so die "eigentlichen Fahrgäste stören", wie Ordnungsreferent Jan von Lackum es beschreibt.
Das erzeuge ein "subjektives Unwohlsein", auch wenn der Roßmarkt – ebenso wie Schweinfurt insgesamt – "sicher ist". Darin sei man sich mit der Polizei einig. Die greife ebenso wie der Ordnungsdienst der Stadt ein, wenn "Personen erheblich stören". Die bloße Anwesenheit mancher Grüppchen fällt nicht darunter, sagt von Lackum. Schließlich ist der Roßmarkt ein öffentlicher Raum.
Das Problem sei also schwer in den Griff zu bekommen. Und ein privater Sicherheitsdienst? Davon hält von Lackum wenig, "das würde das Gefühl der Unsicherheit noch verstärken". Er würde sich eher wünschen, dass die Polizei, die Präsenz zeige und Streifen durch die Stadt und auch am Roßmarkt vorbei schicke, mehr zu Fuß unterwegs wäre.
"Das Gefühl der Unsicherheit ist da", bekräftigt Ayfer Rethschulte (Bündnis 90/Die Grünen). Auch die Busfahrer würden diese Rückmeldung geben. Manche älteren Bürgerinnen und Bürger, weiß die Stadträtin, würden "nicht mehr mit dem Bus fahren, weil sie Angst haben".
Oberbürgermeister: "Die objektive und subjektive Sicherheitslage klafft weit auseinander"
Für Oberbürgermeister Sebastian Remelé klafft in puncto Roßmarkt die "objektive und subjektive Sicherheitslage weit auseinander". Den Raum für zusätzliche Aktionen und Angebote hält er für begrenzt. Und außerdem, meint der OB in puncto bessere Aufenthaltsqualität: "Wir erreichen damit nicht, dass Menschen abgehalten werden, die wir dort nicht haben wollen."
Wird man sie hier verdrängen, löst dies das eigentliche Problem nicht, darin gab Stefanie Stockinger-von-Lackum ihrem Stadtratskollegen Robert Striesow (Die Linke) Recht. Deshalb auch der Vorschlag, die Streetworker einzubinden.
Thomas Herrmann, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Citymanagement, will mit den Geschäftsleuten rund um den Roßmarkt in Kontakt treten und Ideen einsammeln. Platz für Aktionen und zusätzliche Angebote gibt es, auch durch Leerstände, sagt Ayfer Rethschulte.
Baureferent Brettin: Es läuft auf eine Generalsanierung des Roßmarkts hinaus
Für Adi Schön (Freie Wähler) ist eines klar: "Die Aufenthaltsqualität steht und fällt mit dem Zustand des Roßmarkts". Der ist bekanntlich kein guter. Der Belag des Roßmarkts gleicht einem Flickenteppich, immer wieder wird ausgebessert – und doch ist klar, so Baureferent Ralf Brettin: "Es läuft auf eine Generalsanierung hinaus." Davon war allerdings schon im Jahr 2020 die Rede.
Wer muss für die Sanierung des zentralen Busbahnofs zahlen?
100.000 Euro hat Finanzreferentin Anna Barbara Keck dafür in den Haushalt der Stadt für 2024 eingestellt. Geld, das in die Planung investiert werden soll. Aber wer muss die Generalsanierung eigentlich zahlen. Die Stadtwerke, die laut Brettin für den Unterhalt zuständig sind, oder die Stadt, oder beide?
Eine klare Antwort darauf gibt der Baureferent auf Nachfrage der Redaktion nicht; auch keine Kostenschätzung. Dies sei erst möglich, wenn Planungsalternativen auf dem Tisch lägen, über die der Stadtrat beraten und entscheiden werde. Die Stadt und die Stadtwerke würden eine "angemessene und sachgerechte Lösung finden", so der Baureferent. Die Stadtwerke seien vertragsgemäß zwar unterhaltspflichtig, erklärt Brettin. "Die Erfordernisse in der Planung gehen allerdings weit über eine Sanierung hinaus und erreichen – je nach gewählter Variante ... – einen Neubauzustand." Über die Zuständigkeitsverteilung könne also erst entschieden werden, wenn klar ist, was gemacht wird.
Der Antrag der CSU wurde im Haupt- und Finanzausschuss angenommen. 50.000 Euro werden für ein neues Konzept für den Roßmarkt in den Haushalt der Stadt eingeplant. Die Hälfte davon soll an den Servicebetrieb der Stadt gehen, eventuell auch für eine externe Vergabe des Reinigungsdienstes.
Alles Folgen der Veränderungen durch Discounter, Internet und Onlinehandel, die man überall beobachten kann.
Die Innenstädte lebten früher vom kleinteiligen Handel, vor allem aber MUSSTE man dort hin, weil es kaum andere Einkaufsmöglichkeiten gab. Das ist unumkehrbar vorbei.
Infostände, Aktionen, Bücherflohmärkte, Modenschauen, Musik, alles Ideen aus der Mottenkiste. Die Generationen nach den Baby-Boomern wird das nicht anlocken.
Und wie lassen sich solche Aktivitäten überhaupt mit der Funktion des Busbahnhofs in Einklang bringen?
Seit COVID sehe ich eine zunehmende soziale Inkompetenz, und soziale Verwahrlosung von Jugendlichen .
Ich meine nicht nur junge Menschen mit Migrationshintergrund und junge Flüchtlinge.