Der große Neujahrsempfang der SPD war es nicht, bei dem Marietta Eder als Oberbürgermeister-Kandidatin die Genossen in der Stadt auf den Wahlkampf 2020 eingeschworen hat. Den großen Empfang, den gab es schon eine Woche zuvor, gemeinsam mit dem Kreisverband Schweinfurt Land, in Schonungen. Dort waren Eder und Kollegen zwar auch vertreten; im Vordergrund stand dabei aber eher die erneute Kandidatur von Landrat Florian Töpper. 40 Personen waren nun am Freitag zum Neujahrsempfang des SPD Ortstvereins Gartenstadt-Theuerbrünnlein-Eselshöhe gekommen. Die Atmosphäre: familiär. Und auch ein wenig davon, was die Schweinfurter SPD in die Stadt tragen will, war im Pfarrsaal der Christuskirche zu spüren: "Aufbruchstimmung".
Am Tag des lauten Lachens, dem 24. Januar, wünschte sich OB-Kandidatin Marietta Eder vor allem eins: dass am 16. März 2020 ein "herzhaftes Lachen durch Schweinfurt geht", wenn sich die SPD über ihre Erfolge freuen könne. Der Weg dahin wird sicher kein leichter sein. An Kampfeswillen mangelt es aber offenbar weder Eder noch anderen Mitgliedern der Schweinfurter SPD, die 44 Kandidatinnen und Kandidaten für den Stadtrat stellt.
Die Flaute in der eigenen Partei will hier niemand beschönigen. Aber auch nicht klein beigeben. Jetzt erst recht, scheint die Devise. "Wir wären nicht Sozialdemokraten, wenn wir nicht immer wieder aufstehen würden", die Bemerkung von Michael Umhöfer, bringt das ganz gut auf den Punkt. Umhöfer ist 27, Vorsitzender des Ortsvereins. Übernommen hat er den Job von Julia Stürmer-Hawlitschek, heute Vorsitzende der SPD Schweinfurt. Auch sie sagt der CSU den Kampf an, moniert die "Regierung Remelé, die in Routine erstarrt ist", appelliert an die Mitglieder, für das Programm der SPD zu werben. Mit leisen Tönen wird es in diesem Wahlkampf nicht getan sein: "Haut für Marietta auf die Pauke, jede Stimme wird zählen."
Welche Schwerpunkte die SPD setzt
Dass es ein gelungenes Wahlprogramm ist, betonen beide Frauen an der Spitze: Vorsitzende und OB-Kandidatin. Und nicht nur das. Nach ihren Worten ist das Programm mehr – ein Konzept, mit dem Schweinfurt den Übergang in die Zukunft schaffen kann. Ein Schwerpunkt der SPD: bezahlbares Wohnen. Auch wenn man in Schweinfurt keine Mietpreise habe wie Frankfurt oder Nürnberg – heil sei die Welt des Wohnens nicht. Wenn man nichts mache, werde man in fünf oder sechs Jahren vor denselben Problemen stehen, so Eder. Deshalb stünden die Sozialdemokraten hinter der Bürgerinitiative "Bezahlbar Wohnen in Schweinfurt".
Tun müsse sich auch etwas in Sachen öffentlicher Nahverkehr. Schließlich, sagt Eder: "Was nützt das dichteste Haltestellennetz, wenn kein Bus fährt?" Ein Thema, das sie umtreibe, sei das der Gesundheitsvorsorge. Was die SPD fordert? Mehr Personal für das Leopoldina Krankenhaus, mehr Kurz- und Tagespflegeplätze in der Stadt und ein anderes, besseres Konzept für das Friederike-Schäfer-Heim, über dessen geplanten Neubau der Stadtrat in 2019 viel diskutiert und gestritten hat. Beste Pflege mit besten Bedingungen für die Mitarbeiter fordert Eder – und meint dabei auch die Stadt als Arbeitgeber. Sie müsse Vorbild sein, auch wenn klar sei: der größte Arbeitgeber ist die Wirtschaft. Was für die Industriestadt Schweinfurt wichtig ist, sei nicht nur der Dialog. Die Stadt müsse die Industrie auf ihrem Weg in die Zukunft begleiten, Wirtschaft und Wissenschaft vernetzen. Das, sagt Eder, "hat noch nicht stattgefunden, das gibt es nur mit uns als SPD".
Auszeichnung für langjährige Sozialdemokraten
Über einen Erfolg ihrer Sozialdemokraten würde sich eine wohl ganz besonders freuen: Irene Handfest-Müller. 40 Jahre ist sie in der SPD, engagiert sich, ist Schriftführerin im Ortsverein und hat schon einige Höhen und Tiefen ihrer Partei mitgemacht. Außerdem geehrt wurde Karl-Heinz Körblein für 48 Jahre Parteizugehörigkeit. Ihre Auszeichnung nachgereicht bekommen Karl-Heinz Kauczok (25 Jahre in der SPD), Susanne Hollwich und Alexander Siegel (35 Jahre) und Heinz Rösch, der seit 70 Jahren Sozialdemokrat ist.