Ehrgeizig, hartnäckig, kreativ. Die neue SPD-Kreisvorsitzende Julia Stürmer-Hawlitschek weiß, was sie will, hat Power und Ideen. Mit lang anhaltendem Applaus wurde ihre Antrittsrede bei der Kreisdelegiertenkonferenz am Donnerstagabend im Pfarrzentrum St. Kilian bedacht. Den Genossen rief sie zu: „Lasst uns geschlossen stehen und jeden Tag für die sozialdemokratischen Werte eintreten.“
Ein bisschen Wehmut schwang mit bei dieser Kreisdelegiertenkonferenz, in deren Mittelpunkt die Neuwahl des Vorstands stand. Kathi Petersen – „16 Jahre Kreisvorsitzende in Schweinfurt, das ist einzigartig in der Bayern-SPD“ (stellvertretende Landesvorsitzende Marietta Eder) – hatte schon im Vorfeld angekündigt, nicht mehr anzutreten. Denn: „Ich hatte nie den Ehrgeiz, bis zur Rente Kreisvorsitzende zu bleiben.“ Ihre Nachfolge tritt nun die 37-jährige Julia Stürmer-Hawlitschek an, die in der Delegiertenkonferenz mit nur einer Gegenstimme ins Amt gewählt wurde.
2007 in die SPD eingetreten
„Die Frauenpower in der Schweinfurter SPD geht weiter“, freute sich Marietta Eder. Julia Stürmer-Hawlitschek indes ist sich bewusst, „in große Fußstapfen“ zu treten. „Ich will das Amt mit Respekt und großem Enthusiasmus ausfüllen“, versprach die 37-jährige Geschichtslehrerin und Politikwissenschaftlerin, die 2007 in die SPD eingetreten ist und seit drei Jahren den Ortsverein Gartenstadt/Theuerbrünnlein/Eselshöhe führt sowie seit 2016 Geschäftsführerin der SPD-Stadtratsfraktion ist. In ihrem neuen Amt sieht sie sich als Impulsgeberin, die „immer 100 Prozent“ geben möchte.
Trotz Wahlschlappe blickt sie optimistisch nach vorne: „Unser Motor läuft zwar nicht mehr richtig, aber er kann neu gestartet werden.“ Dazu seien alle Genossen gefordert. Ihr Appell: „Wir müssen mehr denn je geschlossen stehen.“
Als erste Gratulantin überreichte Kathi Petersen ihrer Nachfolgerin einen Blumenstrauß. Die langjährige Kreisvorsitzende wird dem Vorstand als Bildungsbeauftragte weiterhin erhalten bleiben. Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann dankte ihr für die 16-jährige Amtszeit. Petersen habe in dieser Zeit die Partei geprägt. Dass sie ihr Landtagsmandat verloren hat, sei ein großer Verlust für Schweinfurt und die Region. „Was du geleistet hast, war absolut außergewöhnlich“, lobte Hofmann ihr „herausragendes Engagement“. Der Wähler habe dies leider nicht belohnt.
Auf soziale Gerechtigkeit und Solidarität setzen
Petersen verwies in ihrem letzten Rechenschaftsbericht als Kreisvorsitzende auf eine Vielzahl von Aktivitäten, Aktionen und Veranstaltungen. Besonders hob sie hervor, dass sich die SPD gegen Rechts engagiert und Mitglied bei Schweinfurt ist bunt ist. Trotz allem Engagement habe man aber nicht verhindern können, dass die AfD auch in Schweinfurt stark geworden sei. Für die Zukunft gelte es, das Markenzeichen der SPD – soziale Gerechtigkeit und Solidarität – weiterhin umzusetzen.
Ralf Hofmann berichtete in einer leidenschaftlichen Rede von der Arbeit der SPD-Stadtratsfraktion, die für Schweinfurt „ackert“. Mit zehn Mandaten im 44-köpfigen Gremium sei man aber eine Minderheit. Das möchte man ändern, damit in Schweinfurt „kluge und vorausschauende Stadtpolitik“ gemacht werde. Wie die SPD sich wieder mehr in den Fokus bringen will, weiß Hofmann auch: „Wir müssen lauter und direkter werden.“ Und: „Wir müssen es nicht allen recht machen.“
„Es gibt viel zu tun auf allen Ebenen“, räumte auch stellvertretende Landesvorsitzende Marietta Eder ein. Der Landesvorstand habe in einer ersten Analyse nach dem deprimierenden Landtagswahlergebnis von nur 9,7 Prozent erkannt, dass die SPD wieder für ein Thema stehen müsse, das der sozialen Gerechtigkeit.
Weniger Spendeneinnahmen
Das schlechte Abschneider der SPD bei der Landtagswahl macht sich auch in der Parteikasse der Schweinfurter SPD bemerkbar. Durch den Verlust des Landtagsmandats von Kathi Petersen fällt nun die Pauschale für das Landtagsbüro weg. Kassier Wolfgang Schmitt-Kirchner verzeichnet außerdem weniger Spenden an die Partei. Finanziell schaue es für die Zukunft deshalb nicht so rosig aus.
Auch politisch gibt es bedenkliche Entwicklungen in Schweinfurt, wie der Bericht von Klaus Hofmann von der „Initiative gegen das Vergessen“ über die unterfränkische AfD und ihre Repräsentanten zeigte. Hoffmann arbeitet seit vielen Jahren aktiv gegen rechte Tendenzen und beobachtet die AfD auf rassistische, fremden- und demokratiefeindliche sowie neofaschistische Äußerungen, Symbole und Verhaltensweisen. In seiner Power-Point-Präsentation zeigte er unter anderem die Verbindungen der AfD in die Neonazi-Szene auf. „Sie sind für uns ein Gegner, und wir wollen verhindern, dass diese Entwicklung nach Rechts weitergeht.“ Beifall.