Neubau oder umfassende Sanierung der Realschule in Schonungen? Der Grundsatzbeschluss zur baulichen Zukunft des 1971 als Grundschule erbauten Gebäudes, das 2012 an den Landkreis Schweinfurt verkauft wurde, war das zentrale Thema im Kreisausschuss des Kreistages.
Mit 397 Schülerinnen und Schülern zum 1. Oktober 2021 und einer Schülerzahl-Prognose Richtung 450 bis 500 zum Ende des Jahrzehnts, steht der Bestand der Schule nicht in Frage. Aus Sicht der Landkreisverwaltung sind auch keine Initiativen zur Änderung des Status Realschule angezeigt. Kinder und Jugendliche, die in Schonungen auf ihren Realschulabschluss zusteuern, kommen überwiegend aus Schonungen, Gochsheim, Sennfeld, Grafenrheinfeld, Schwebheim und Röthlein.
Hinsichtlich der Zukunft des in die Jahre gekommenen Hauses hatte die Regierung von Unterfranken in einem 1. Schritt eine Untersuchung im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit einer Gebäudesanierung gefordert. Eine Generalsanierung, so ein Richtwert, wäre nur dann wirtschaftlich, wenn sie 80 Prozent der Neubaukosten nicht überschreitet.
Verformungen an tragenden Stahlbeton-Bauteilen
Die Auswertung der Gutachten und Erkenntnisse aus der Gebäudeuntersuchung, in der Kreisausschusssitzung vorgestellt von Birgit Jaeger (Finanzverwaltung) und Annette Schiemann (Hochbauamt), sprechen eindeutig für einen Neubau. Nicht nur, weil das Bestandsgebäude unter den typischen Problemen der Bauweise der 1970er-Jahre hinsichtlich Wärmedämmung und Hitzeschutz zu leiden hat. Eine Besonderheit am Schulgebäude, so ein ausschlaggebendes Ergebnis der Untersuchungen, stellen die starken Verformungen der tragenden Bauteile der Decken- und Dachkonstruktion, sowie der Stahlbeton-Unterzüge dar.
Verformungen, so die Erkenntnis der Würzburger Landesgewerbeanstalt (LGA), die die Tragwerksuntersuchungen durchgeführt hat, die sich auch in Zukunft fortsetzen werden. Im Falle einer Generalsanierung hätten alle verformten Bauteile zurückgebaut und durch neue ersetzt werden müssen. Die hätte zur Folge, dass die tragende Konstruktion nahezu bis zur Bodenplatte zurückgebaut werden müsste. Der Anteil erhaltenswerter Bausubstanz wäre auf ein Minimum zusammengeschrumpft.
Main-Kies-Anteil im verwendeten Beton
Standsicherheit und Betonfestigkeit des jetzigen Gebäudes werden zwar als ausreichend erachtet, die hohen Verformungen an tragenden Stahlbeton-Bauteilen haben allerdings schon jetzt das zulässige Maß weit überschritten. Ursache hierfür seien die niedrigen Elastizitätsmodule des Betons als Folge seines Anteils von Main-Kies. Auf der Flachdachkonstruktion seien schon in manchen Bereichen Wasseransammlungen als Folge der verformten Dachdecken zu beobachten. Wenn im Winter mehr als zehn Zentimeter Schnee auf dem Dach dazu kommen, könne dies zu einer Lastüberschreitung führen.
Die LGA kommt in ihrem Gutachten zum Ergebnis, dass auch die Befestigung der Fertigteilplatten an den Außenwänden des Schulhauses als nicht mehr ausreichend erachtet wird und empfiehlt kurzfristige Sicherungsmaßnahmen. Stahlwinkel zur Befestigung der Elemente seien an den geöffneten Probestellen verformt und angerostet. Die Empfehlung der LGA "Gesamtrückbau der gesamten tragenden Bauwerkskonstruktion" bedeutet das Ende aller Überlegungen in Richtung Sanierung.
Zu diesem Ergebnis kommt auch die Regierung von Unterfranken. "Die beschriebenen Mängel werden seitens der Regierung von Unterfranken so hoch gewichtet, dass die Kostendarstellung für die Generalsanierung zweitrangig erscheint, sollte sich der Landkreis Schweinfurt für einen Ersatzneubau der Staatlichen Realschule Schonungen entscheiden, kann dem zugestimmt werden".
Damit ist die Richtung klar, bietet doch der Neubau auch die Möglichkeit räumlicher Erweiterungen. In Abstimmung zwischen Schulleitung, Hochbauamt und Förderbehörde (Regierung von Unterfranken) wurde ein vorläufiges Raumprogramm aufgestellt und im Kreisausschuss vorgestellt. So soll das neue Schulhaus 21 statt der bisher 16 Klassenzimmer enthalten, auch die Nutzfläche vergrößert sich von jetzt 2696 auf dann 4450 Quadratmeter.
Tonstudio und PC-Labor in der neuen Realschule
Im neuen, größeren Schulhaus der musischen Realschule ist Platz für besondere Fachräume wie ein Tonstudio mit Regie- und Aufnahmeraum für das Profilfach Musik. Fünf von neun musischen Realschulen verfügen über ein Tonstudio. Auch ein PC-Labor, nicht nur für die Robotik-AG der Realschule, wird angesichts des erweiterten Raumprogramms möglich. Dieses PC-Labor käme auch der Nachwuchsförderung in den MINT-Fächern zugute und berücksichtigt, dass Informationstechnologie an der Realschule Schonungen Abschluss-Prüfungsfach ist.
Der Beschlussvorschlag "Neubau der Realschule Schonungen" am jetzigen Standort wurde im Kreisausschuss einstimmig gefasst. Auch, weil sichergestellt ist, dass die Gemeinde Schonungen für weitere 40 Jahre die Mitnutzung der vorhandenen Sportanlagen am Schulzentrum, zu den bisherigen Konditionen gewährt.
Lieber ein Klassenzimmer mehr, als eines zu wenig
Dem Beschluss vorausgegangen waren Diskussionen darüber, inwieweit man das förderfähige Raumprogramm ausschöpfen wolle, denn jedes Klassenzimmer, das vielleicht in Zukunft doch nicht gebraucht wird, kostet laufenden Unterhalt. Die mögliche Klassenzimmerzahl (21) voll ausschöpfen, dafür auf ein Ersatzklassenzimmer und einen Ausweichraum mit zusammen 104 Quadratmeter verzichten, so der für den Beschluss gefundene Kompromiss. Diskutiert wurde auch darüber, ob man angesichts der Entscheidung für einen Neubau noch einmal die Standortfrage einer Realschule des Landkreises hätte führen sollen.
Möglichst umweltfreundlich und energiesparend bauen, auch solche Themen, die bereits ins Detail gehen, wurden angesprochen und sollen berücksichtigt werden, wenn es an die Umsetzung geht. Zeitrahmen, Kostenrahmen, detaillierte Ausgestaltung, all dies kam noch nicht zur Sprache. Mit dem Grundsatzbeschluss für den Neubau wurden lediglich die Weichen für den Neubau gestellt.