Absicht oder nicht. Es hatte dennoch eine gewisse Symbolik, dass mit der Tochter der Elternbeiratsvorsitzenden Viola Haubold eine Erstklässlerin in der Besucherreihe des Gemeinderats Platz nahm. Denn um sie und ihre Altergenossen ging es am Dienstagabend.
Mit deutlicher Wortwahl stellten sich alle Fraktionen hinter Bürgermeister Stefan Rottmann (SPD): Die Realschule soll im Ort bleiben und die Grundschule ihren geplanten Neubau bekommen.
Wie berichtet, plant der Landkreis, die Realschule 2024 von Schonungen nach Schweinfurt umzuziehen und mit der Rathenau-Realschule zu verschmelzen. Räume würden frei, weil die Stadt ihr Rathenau-Gymnasium aufgeben will. Diese Pläne kamen am Dienstag im Schonunger Gemeinderat gar nicht gut an.
„Projekte stehen auf dem Spiel“
Bürgermeister Rottmann zeichnete nochmals den Werdegang der gemeindlichen Planungen nach, die sich am Bestand der Realschule ausgerichtet hätten. Direkt daneben will die Kommune die neue Grundschule bauen, dazu ein Nahwärmenetz, eine vergrößerte Kita und ein neues Zufahrtskonzept. „Das alles steht auf dem Spiel.“
Für das jetzige marode Grundschulgebäude möchte er nicht mehr die Verantwortung übernehmen, sagte Rottmann. Seine Botschaft kurz gefasst: Ohne Realschule keine neue Grundschule, deshalb müsse die Realschule bleiben.
Er ließ die Tür aber einen kleinen Spalt offen: Die Regierung von Unterfranken habe angeboten, bei einer Begehung zu prüfen, ob das Realschulgebäude für die Grundschule geeignet ist, und eine Empfehlung abgeben. Dazu sagte Rottmann Ja, auch wenn das Ergebnis für ihn heute schon klar ist: „Das ist für uns keine Option.“
Weniger an Zuschüssen
Auch deswegen, weil die Regierung nur Zuschüsse für eine notwendige Sanierung in Höhe des Grundschulbedarfs – bemessen an den etwa 200 Grundschülern – signalisiert habe; das Realschulgebäude sei aber für 600 Schüler konzipiert.
„Es geht um Geld und Zuschüsse“ sowie um die Planungssicherheit für die Gemeinde, machte auch Martin Schramm (CSU) deutlich. Er wählte deutliche Worte. Die Kinder der Gemeinde seien der Hauptantrieb für die Entscheidungen im Gemeinderat.
Diese Verantwortung erwarte er auch von Landrat Florian Töpper (SPD) und dem Kreistag bei der Entscheidung über die Realschule. „Laufende Prozesse“ – gemeint war der Grundschulbau – würden „mit Füßen getreten“.
Planungen zu Lasten der Kinder
Die Planungen des Landkreises dürften nicht auf den Schultern der Kinder lasten, sagte Jürgen Geist (SPD). Es stelle sich bei einem Abzug der Realschule die Frage, ob die Gemeinde das Schwimmbad noch halten kann. Er forderte den Landkreis auf, „zeitnah“ ein Nutzungskonzept für das Realschulgebäude vorzulegen.
Alexander Niklaus (Freie Wähler) appellierte an die Familien in Schonungen und den Mainbogengemeinden, sich für den Erhalt der Realschule in Schonungen einzusetzen. Es sei eine „kleine, aber feine“ Schule, da sie eben „auf dem Land“ existiere. In einer größeren Einheit ginge ihre Individualität verloren, befürchtete er. Niklaus forderte den Kreistag auf, bei seiner Entscheidung von 2011 für den Realschulstandort Schonungen zu bleiben.
„Empörend, charakterlos, skandalös“
Unisono kritisierten Rottmann und die Fraktionen die Informationspolitik von OB Sebastian Remelé (CSU) und Landrat Töpper über die schulischen Pläne, über die diese Redaktion exklusiv berichtet hatte. Schramm sagte, dass der Gemeinderat nicht wie das fünfte Rad am Wagen behandelt werden dürfe, sondern nun endlich Gehör finden müsse.
Er sei wie „vom Blitz getroffen worden“, sagte Niklaus. Er prangerte den Umgang von Landrat Töpper mit Bürgermeister Rottmann an. Es seien dabei Worte gefallen, die „empörend, charakterlos und skandalös“ gewesen seien.
Unter den Besuchern der Sitzung befand sich auch Grundschulleiterin Maria Scheuring, Architekt Holger Philipp, der den Zuschlag für die Planung des Grundschulbaus bekommen hatte, und der stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Realschule, Tobias Lamm.
Er sagte am Rande der Sitzung, er habe eine gewisse Unruhe bei den Eltern ausgemacht. Man wolle jetzt aber keine Aktionen überstürzen. Denn derzeit haben die Abschlussprüfungen der Zehntklässler begonnen. Zum ersten Mal in Schonungen. Sie sollen in Ruhe ablaufen.
Eltern schreiben an Kreisräte
Aber er kündigte einen Brief des Elternbeirats an die Kreisräte an. Unter den Eltern will er eine Briefaktion starten, um für den Erhalt der Schule am Ort zu kämpfen. Denn gerade für eine kleine Schule als „geschütztem Bereich“ würden sich einige Eltern bewusst entscheiden. Wie berichtet, soll die künftige Realschule Schweinfurt (aus Rathenau und Schonungen) über 1000 Schüler haben; für Schonungen sind für 2024 knapp 600 Schüler prognostiziert.
Aufklärungsarbeit hält Lamms Grundschulkollegin Haubold für nötig. Manchen Eltern sei noch nicht klar, „dass es auch uns betrifft“. Die Unterstützung für den Realschulerhalt steht für sie außer Frage.
Die erste Parole
In jedem Fall bedeuten die Statements des Gemeinderats eine Kampfansage. Und Alexander Niklaus formulierte schon eine Parole für die wohl anstehende Kampagne: „Die Realschule in Schonungen muss sein, dafür setzen wir uns alle ein.“
Den Eltern des nördlichen Landkreises blieb keine andere Wahl als ihre Kinder in die mit Umweltgifte belastet Realschule zu schicken. Das negative Image der Realschule auf dem Dorf gegenüber den Realschulen in der Stadt konnte die Schule trotz allen guten Bemühungen nie ganz ablegen.