Bei SKF glaubt man fest an das Geschäft mit der Windkraft. Die Anlagen werden immer leistungsfähiger und die Ansprüche an das Herzstück einer Anlage, die Lager, immer größer. Im Juni hat der schwedische Wälzlagerhersteller an seinem größten Standort mit über 4000 Beschäftigten das weltweit leistungsfähigste Großlager-Prüfzentrum in Betrieb genommen. Die 40-Millionen-Investition soll helfen, Großlager künftig noch präziser und effizienter als bislang auf ihre spätere Anwendung zuzuschneiden.
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Gemeinsam mit den Kunden sollen auf den beiden in einem futuristisch anmutenden Gebäudekomplex auf 5200 Quadratmetern Fläche untergebrachten Prüfständen neue Produkte entwickelt werden, sagte Konzernchef Alrik Danielson. Großlager produziert SKF auch in Schweden, Frankreich, Brasilien, Indien und China, die globale Entwicklung ist jedoch in Schweinfurt angesiedelt. Die Investitionsentscheidung für Schweinfurt sei auch wegen der geografischen Lage, aber vor allem wegen der hohen Kompetenz der hier Beschäftigten gefallen.
Extreme
Auf den beiden Prüfständen des „Sven Wingquist Test Centers“ werden die Lager extremsten Belastungen ausgesetzt. „Mit einem Knopfdruck können wir einen Jahrhundertsturm auslösen“, erklärte Hausherr Martin Göbel. „Auch modernste Simulationsprogramme können nicht alle im praktischen Betrieb auftauchenden dynamischen Prozesse realitätsgetreu abbilden“, ergänzte Victoria Van Camp, die im Konzernvorstand für Technologieentwicklung verantwortlich ist. Das sei Grundlagenforschung selbst nach 110 Jahren Firmengeschichte. „Testen unter realen Annahmen“, nennt dies Göbel. So sei es möglich, in wenigen Wochen die Lebensdauer eines Lagers zu simulieren. Das Center ist das weltweit erste, das die komplette Lagerungseinheit, inklusive der Komponenten der Kunden testet, erklärte Göbel. Dabei ist es auf Konstruktionen vorbereitet, wie sie beispielsweise für künftige Turbinen von 10 MW zu erwarten sind. Der größere Prüfstand kann Lager mit einem Außendurchmesser von bis zu sechs Metern aufnehmen. Der etwas kleinere Prüfstand treibt Großlager für den Schiffbau, den Bergbau, die Papierindustrie oder auch den Zement- oder Stahlbereich an ihre Belastungsgrenze.
Mit den hier gewonnen Erkenntnissen will SKF kommende Großlager-Generationen so gestalten, dass schon ihre Herstellung weniger Ressourcen verbraucht.
Von einer „Investition in Kompetenz“ sprach Deutschlandchef Martin Johannsmann. SKF sei bei Großlagern weltweit führend und werde mit den neuen Prüfständen an die Grenzen des technisch Möglichen gehen.
Frischer Wind
Johannsmann hat zum Jahreswechsel die Führung der deutschen SKF übernommen. Die von ihm eingerichtete Zukunftswerkstatt steht unter dem Motto „Reden, Zuhören und insbesondere Handeln“. In der Mitarbeiterzeitschrift „Innenwelten“ hat er angekündigt „das Gemeinsame von Management und Belegschaft“ stärker zu pflegen. Da seien in der Vergangenheit Fehler gemacht worden.
Weil das Geschäft sehr gut läuft, geht die Produktion zwischen Weihnachten und Neujahr weiter. In den ersten drei Quartalen hat die SKF GmbH den Umsatz um sechs Prozent auf 1,24 Milliarden Euro gesteigert. Um dies bewältigen zu können, wurde weiteres Personal eingestellt.