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Stadtlauringen
Riesige Raubfische schwammen im Ellertshäuser See herum
Zwei Wochen dauerte die Abfischaktion an Unterfrankens größtem See. Was am Ende im Netz war, überraschte selbst Fachleute.
Diesen riesigen Graskarpfen haben der Talsperrenbeauftragte Andreas Kirchner (links) und Fischwirtschaftsmeister Ralf Gensler aus dem Ellertshäuser See geholt.
Foto: Andreas Kirchner | Diesen riesigen Graskarpfen haben der Talsperrenbeauftragte Andreas Kirchner (links) und Fischwirtschaftsmeister Ralf Gensler aus dem Ellertshäuser See geholt.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 02:00 Uhr

Wenn das die Badegäste gewusst hätten: Riesige Raubfische schwammen im Ellertshäuser See herum. Und davon nicht einmal wenige. An die 70 Waller holten die Fischer beim Abfischen des größten Sees in Unterfanken aus dem Wasser. Die beiden Größten hatten eine Länge von über zwei Metern und brachten 80 Kilogramm auf die Waage. Da mussten zwei Mann anpacken, um diese Brocken an Land zu bringen. Auch riesige Zander und Hechte waren dabei und Karpfen von über einem Meter Länge mit mehr als 20 Kilogramm Gewicht.

"Wir dürfen froh sein, dass der See abgelassen wurde", sagt Willi Stein, der Präsident des Fischereiverbands Unterfranken, der mit vielen ehrenamtlichen Helfern die Abfischaktion unterstützt hat. Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen hatte dazu Berufsfischer aus Schleswig-Holstein und der Rhön engagiert. Dass "nur" acht Tonnen Fisch herausgeholt wurden, hat Stein überrascht. "Da hätte locker die doppelte Menge drin sein müssen." Der Fischereiverband hat den See gepachtet und regelmäßig mit jungen Fischen besetzt. Wo die kleinen Tiere hingekommen sind, liegt für Stein auf der Hand: Die Raubfische haben wohl den Großteil gefressen. "Bei so vielen Wallern haben die keine Chance hochzukommen."

Karpfen von ein Meter Länge und bis zu 20 Kilogramm Gewicht wurden im Ellertshäuser See gefangen. Beim Abfischen half auch Fischereifachberater Michael Kolahsa (Mitte) mit.
Foto: Anand Anders | Karpfen von ein Meter Länge und bis zu 20 Kilogramm Gewicht wurden im Ellertshäuser See gefangen. Beim Abfischen half auch Fischereifachberater Michael Kolahsa (Mitte) mit.

Für Badegäste bestand keine Gefahr 

Dabei hat der Fischereiverband laut Stein nie Waller eingesetzt. "Die gehören da nicht rein." Doch wie kommen sie in den beschaulichen Ellertshäuser See? Andreas Kirchner, der beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen zuständige Abteilungsleiter und Talsperrenbeauftragte, geht davon aus, dass sie von Menschenhand vom Main in den Stausee umgesetzt wurden. Durch den regelmäßigen Neubesatz des Fischereiverbands war das Nahrungsangebot dann so gut, dass sie sich vermehren und zu stattlicher Größe heranwachsen konnten. 

Er sieht furchteinflößend aus, ist aber ungefährlich: der Waller. Dieses Prachtexemplar befand sich im Ellertshäuser See.
Foto: Andreas Kirchner | Er sieht furchteinflößend aus, ist aber ungefährlich: der Waller. Dieses Prachtexemplar befand sich im Ellertshäuser See.

Zur Beruhigung der Badegäste: "Vor dem Waller braucht man keine Angst haben", sagt Michael Kolahsa, der Fischereifachberater des Bezirks Unterfranken, der beim Abfischen mitgeholfen hat. Trotz seiner Größe und seines furchteinflößenden Aussehens gilt der nachtaktive Jäger als scheu und ungefährlich. "Mir ist kein Fall bekannt, dass ein Mensch von einem Waller gebissen wurde." 

Auch ein Baby-Waller ging ins Netz.
Foto: Anand Anders | Auch ein Baby-Waller ging ins Netz.

Das Gros des Fangs hat die Fischzucht Rhönforelle aus Gersfeld übernommen und inzwischen schon komplett an Angelsportvereine für Besatzmaßnahmen an anderen Seen veräußert. Die beiden Prachtexemplare von Waller durfte sich Zugfischer Peter Liebe als "Trophäe" mit nach Hause nehmen, weil er in seiner 45-jährigen Berufslaufbahn solch große Raubfische noch nie im Netz hatte. Rund eine Tonne ausgewählter Fische wurden von den Helfern des Fischereiverbands in den Vorsee umgesetzt. Sie sollen nach der Sanierung beim Neubesatz des Hauptsees wieder miteingebracht werden.

Acht Tonnen Fische sind die Ausbeute am Ellertshäuser See.
Foto: Anand Anders | Acht Tonnen Fische sind die Ausbeute am Ellertshäuser See.

Damit künftig mehr Ausgewogenheit an Raub- und Edelfischen im Ellertshäuser See herrscht, empfiehlt Fischereifachberater Kolahsa, die Struktur des Sees bei der Sanierung zu verbessern. Denn es fehlen Laichmöglichkeiten und Unterstände, wo Fische sich verstecken können. Diese könnten in flacheren Uferzonen geschaffen werden. 

Jede einzelne Muschel wurde gezählt, gesäubert und kartiert

Während das Abfischen des Sees von großem öffentlichen Interesse begleitet wurde, fand das Absammeln der Muscheln kaum Aufmerksamkeit. Umso beeindruckender ist die Bilanz dieser mehrwöchigen Aktion: 60 000 Teichmuscheln wurden eingesammelt, darunter Exemplare von bis zu 15 Zentimetern Größe. Tatsächlich wurde jede einzelne Muschel gezählt, vermessen, gesäubert, kartiert und dann in große Hälterbecken in den Vorsee umgesetzt.

Bis zu 15 Mitarbeitende des Wasserwirtschaftsamtes waren hier täglich im Einsatz, stapften in Gummistiefeln mit Eimern durch den Schlamm und klaubten bis zu 6000 Muscheln am Tag zusammen. Auch Behördenleiter Leonhard Rosentritt half mit und zollt seinen Leuten Respekt: "Das ist eine sehr anstrengende Arbeit."  

Bis zu 15 Zentimeter große Teichmuscheln wurden im Ellertshäuser See gefunden.
Foto: Anand Anders | Bis zu 15 Zentimeter große Teichmuscheln wurden im Ellertshäuser See gefunden.

Das große Vorkommen zeigt, dass sich die Anodonta cygnea, wie die Große Teichmuschel in der Fachsprache heißt, im Ellertshäuser See wohlfühlt. Sie wird deshalb nach der Sanierung wieder im Hauptsee eingesetzt. Und zwar genau an den Stellen, wo man sie gefunden hat.  

Das Fazit aller Beteiligten fällt rundum positiv aus. "Es war eine super gemeinschaftliche Aktion, die zum Erfolg geführt hat", bringt es Fischereifachberater Michael Kolahsa auf den Punkt.   

 
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  • M. W.
    Ich verstehe das Lachen vom Herrn Gensler da die großen ja jetzt viel Geld in die Staatskasse bringen. Aber klar, es wird ja wieder neu besetzt und wie viel? Und wenn ich gesehen habe was beim Abfischen rauskam (95% kleine weisfische 4-5 Kapitale Karpfen und die 4-5 Raubfische) (pro Zug) würde ich auch unserem Presidenten Stein widersprechen, ich denke die geringe Population liegt eher am besatzt als an den raubfischen. Ich mein wo ich das Abfischen beobachtet habe war da genug Nahrung und evtl 4-5 Raubfische die bestimmt keinen Besatz vernichtet haben. Also 8t Fisch auf 33ha, Respekt. Nachtangeln verbieten und dann sich wundern warum die raubfische so zunehmen weil keiner drauf gehen kann, schlecht besetzten und dann aber für ne Tageskarte 20 € nehmen und letztendlich die Fische verklopfen. Und am Ende vom Tag wird noch gegen die eigenen Angler gegangen gab ja genug Ärger. Angler die das treiben gut finanziert haben und ein see der schlecht Bewirtschaftet wurde.

    Meine Meinung.
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  • A. M.
    Als Angler hätte mich Bilder von den riesigen Hechten und Zandern interessiert. In Bayern muss man allerdings froh sein, wenn man keinen 2-Meter-Wels oder anderen Großfisch an die Angel bekommt. Laut Gesetz MUSS ich den Fisch entnehmen und einer sinnvollen Verwertung zuführen. So einen alten Wels will ich aber nicht mehr essen...
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  • S. K.
    omg, da hab ich unter Raubfischen gebadet... hab da aber auch schon ne schwimmende Schlange gesehen...
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  • T. S.
    ...die Delikatesse ist es jedoch nicht wert, dass die "Herren Sportfischer" gegen ein mögliches Nachtfangverbot des Fischereirechtinhabers verstoßen und damit ihren in einer staatlichen Prüfung erworbenen Fischereischein riskieren!
    Aber die Recherche dazu wäre halt aufwändiger...
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  • S. L.
    Thouch, sehe schon aus Ihnen spricht der "Fischereiprofi".Einen Waller größer 150 cm kann man höchstens zu Fischmehl verarbeiten
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  • R. A.
    Waller ist eine Delikatesse, wenn gut zubereitet. Da sollten die Herren Sportfischer halt auch mal ansetzen, um die rauszuholen. Da muss man halt anders rangehen und nachts eingreifen.
    Is halt aufwändiger als 0815 angeln…
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  • T. S.
    Das ist aber kein Waller, sondern ein Grasfisch.
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  • R. Ö.
    So steht es auch im Artikel!🤦‍♂️
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  • P. K.
    Und gut in sauberem Wasser gebadet lecker.
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