Rund 4,3 Millionen Menschen sind nach Schätzungen des UN-Flüchtlingskommissariats bis Anfang April vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen. Das hat auch zu einem erheblichen Flüchtlingsstrom nach Deutschland geführt. Bis jetzt wurden offiziell 306.000 Ukraine-Flüchtlinge gezählt. 10.204 von ihnen sind aktuell in Unterfranken registriert, davon 613 im Landkreis Schweinfurt, 424 in der Stadt Schweinfurt und 227 im Ankerzentrum bei Geldersheim (Stand 11. April).
Die Zahlen ändern sich täglich, weil rund um die Uhr neue Flüchtlinge ankommen und registrierte Flüchtlinge die Einrichtung wieder verlassen. Auch spiegelt die Erfassung der Kreisverwaltungsbehörden nicht die tatsächlichen Zahlen wider, weil manche Flüchtlinge privat unterkommen und sich deshalb noch gar nicht registriert haben. Die Regierung von Unterfranken appelliert deshalb an alle ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine, Kontakt zu der jeweiligen Kreisverwaltungsbehörde aufnehmen, um sich vor Ort ausländerrechtlich registrieren zu lassen.
Registrierung besitzt oberste Priorität
"Die Registrierung hat für uns oberste Priorität", betont das Landratsamt Schweinfurt als koordinierende Behörde im Landkreis. Sie sei schon deshalb notwendig, um Sozialleistungen erhalten und die Unterbringung und Hilfen steuern zu können. Außerdem könnten Flüchtlinge durch die Registrierung schnell von Verwandten und Angehörigen aus der Ukraine gefunden werden.
Wer in der Ankereinrichtung in Geldersheim ankommt, wird dort automatisch registriert, erstversorgt und anschließend wieder auf die Landkreise verteilt. Kommen Geflüchtete in einer der 29 Kommunen im Landkreis Schweinfurt an, müssen sie sich selbst auf den Behördengang begeben. Das Landratsamt hat einen Laufzettel für Flüchtlinge und Helfer erstellt, was zu tun ist. Zuerst ist eine Anmeldung im Einwohnermeldeamt der jeweiligen Gemeinde erforderlich. Danach geht's zur Registrierung in die Ausländerbehörde im Landratsamt und danach gleich weiter ins Sozialamt, wo die Flüchtlinge die Antragsunterlagen für Sozialleistungen erhalten.
Hohes Arbeitsaufkommen
"Das Arbeitsaufkommen ist immens", sagt der Pressesprecher des Landratsamtes, Andreas Lösch. Das Ausländeramt arbeite mit allem verfügbarem Personal an seinen Belastungsgrenzen, um den Ukraine-Flüchtlingen so schnell als möglich einen Termin für die Registrierung zur Verfügung zu stellen. Um die große Anzahl von bereits im Landkreis Schweinfurt angekommenen Flüchtlingen bewältigen zu können, sei die Arbeitswoche bereits auf den Samstag ausgeweitet worden. Auch werde weiteres Personal akquiriert, die ersten Neueinstellungen seien schon getätigt.
Aufgrund dieser Situation konnten in den ersten Wochen deshalb erst einmal nur Antragsunterlagen von Flüchtlingen bearbeitet werden, die melderechtlich bei der jeweiligen Gemeinde erfasst sind und einen Registrierungstermin haben. "Momentan kann jedoch sichergestellt werden, dass alle Personen, die einen Termin anfragen, innerhalb einer Woche auch registriert werden können", heißt es aus dem Landratsamt.
Landrat installierte Koordinierungsstab Ukrainehilfe
Zur Bewältigung der Herausforderungen hat Landrat Florian Töpper bereits Ende Februar die "Koordinierungsgruppe Ukrainehilfe" am Landratsamt gebildet. Der Stab koordiniert für den Landkreis das Hilfsangebot für die ukrainischen Geflüchteten und steht im engen Austausch mit anderen Behörden sowie den gemeinnützigen Organisationen. Die Federführung hat Steffen Beutert als Flüchtlingsbeauftragter der Koordinierungsgruppe Ukrainehilfe.
Aktuell sind in zwei Notunterkünften des Landkreises Schweinfurt geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer untergebracht. Im Schullandheim in Reichmannshausen befinden sich 28 Personen und in der Turnhalle der Ludwig-Derleth-Realschule in Gerolzhofen 62 Personen. Die ebenfalls als Notunterkunft bereitgestellte Frankenhalle in Sennfeld wird im Moment nicht genutzt.
Die Notunterkünfte werden zusätzlich benötigt, um die Anker-Einrichtung in Geldersheim als Erstanlaufstelle für Geflüchtete zu entlasten und aufnahmebereit zu halten. Der Aufenthalt in Notunterkünften ist nur für wenige Tage vorgesehen, die dort Untergebrachten sollen rasch in privaten Wohnraum weitervermittelt werden.
Anker-Einrichtung zu 98 Prozent belegt
Die Anker-Einrichtung Unterfranken ist aktuell zuständig für Asylbewerber aus Algerien, Armenien, Elfenbeinküste und Somalia sowie seit Ausbruch des Krieges für die Aufnahme der Flüchtlinge aus der Ukraine. Insgesamt sind hier 1178 Personen untergebracht (Stand 31. März), das entspricht einer Belegung von 98 Prozent. Aufgrund des Zustroms an Flüchtlingen aus der Ukraine waren kurzfristig 700 weitere Wohnplätze geschaffen worden, unter anderem in drei Thermohallen. Zeitweise lebten an die 2000 Menschen in der Anker-Einrichtung. Im Moment sind die Thermohallen nicht belegt.