Nach einer längeren, teils verwirrenden und sich widersprechenden Diskussion hat der Gerolzhöfer Stadtrat am Montagabend mit klarer Mehrheit von 19:1 Stimmen beschlossen, am Lülsfelder Weg als künftigen Schulstandort festzuhalten. Lediglich Dieter Köstler (SPD) stimmte ohne Angabe von Gründen dagegen. Noch offen bleibt die Frage, ob die bestehenden Gebäude abgerissen werden und dafür zwei Neubauten entstehen, oder ob die Schulhäuser saniert und erweitert werden.
Der Stadtrat hatte sich in der Vergangenheit schon mehrfach mit diesem Themenkomplex beschäftigt. Letztmalig am 29. April hatte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann dem Gremium die Ergebnisse einer internen Prüfung und Einschätzung des Stadtbauamts präsentiert. Dabei waren damals insgesamt fünf mögliche Schulstandorte unter die Lupe genommen worden. Inzwischen ist mit der Dreimühlenstraße sogar noch ein sechster Alternativstandort dazugekommen. "Damit alle auf den gleichen Stand kommen", so Bürgermeister Thorsten Wozniak, fasste Hoffmann in der Sitzung am Montagabend noch einmal die wesentlichen Pro- und Contra-Punkte für die einzelnen Standorte zusammen.
Vor- und Nachteile
Es wurden sechs mögliche Schulstandorte in Gerolzhofen durch die Verwaltung unter die Lupe genommen:
1. am Lülsfelder Weg, also auf dem Gelände der bisherigen zwei Schulen und des östlich angrenzenden Parkplatzes, wo daneben bereits die neue Zweifachturnhalle steht: Der Neubau der Schulen kann dort nur Zug um Zug als Rochade geschehen, weil der Unterricht erst teilweise in den noch stehenden Gebäuden, dann teils schon in den neuen Schulgebäuden fortgeführt werden muss. Außerdem kommen Container oder andere Immobilien als Übergangslösung zum Einsatz. Erweiterungsmöglichkeiten beispielsweise für eine Sportanlage sind dort nicht vorhanden, allerdings - dies bekam Hubert Zink (Freie Wähler) auf Nachfrage zu hören - nördlich des Volkachbachs auf dem jetzigen Hartplatz denkbar.
2. am südlichen Stadtrand an der Schallfelder Straße südlich des FC-Geländes: Dort hat die Stadt eigenen Grund und Boden und dort werden künftig viele Kinder in den Neubaugebieten Nützelbach I und II wohnen. Allerdings hätte zumindest für Grundschüler aus anderen Stadtteilen wegen der großen Entfernung ein Busverkehr eingesetzt werden müssen. Ein Neubau im Süden hätte den Vorteil gehabt, dass der Schulbetrieb am Lülsfelder Weg ungestört hätte weiterlaufen können, bis alle neuen Gebäude fertig gewesen wären. Es wurde auch über eine große neue Mehrzweckhalle im Süden nachgedacht, die neben dem Schulsport auch für Konzerte oder andere Großveranstaltungen hätte genutzt werden können. Am Lülsfelder Weg hätte dann auf dem frei werdenden Gelände ein innenstadtnahes Wohngebiet entstehen können.
3. an der Kolpingstraße auf dem Gelände der Deutschen Bahn südlich der Freien Tankstelle Walther, wo früher das große Silo und die Lagerhalle der Firma Wolf Agrar standen: Das Grundstück ist allerdings nicht im städtischen Eigentum und von seinem Zuschnitt ungeeignet, um hier Sportanlagen zu errichten. Eine große Unsicherheit wäre es gewesen, welche Altlasten sich dort im Untergrund noch verbergen. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich hier ein Treibstofflager mit großen unterirdischen Tanks. Außerdem ist unklar, ob die Eisenbahntrasse wieder aktiviert wird. Zum westlich gelegenen Gewerbegebiet wären vermutlich Schallschutzmaßnahmen notwendig.
4. in der Verlängerung der Nikolaus-Fey-Straße südlich des Volkachbachs, wo sich jetzt Kleingärten befinden: Als Nachteil wurde die unzureichende Zufahrt über die kleine Brücke bemängelt, die Stadt müsste einen Großteil des Geländes erst kaufen und für Freisportanlagen wäre es auch zu klein. Auch hier gilt die Ungewissheit über die Zukunft der Bahnlinie.
5. an der Dr.-Georg-Schäfer-Straße auf dem kreiseigenen Gelände des Schulzentrums mit Gymnasium und Ludwig-Derleth-Realschule: Ein Vorschlag lautete, nur die Mittelschule auf dem nördlichen Bereich des Sportgeländes zu errichten. Allerdings hatten sich die Rektoren Helmut Schmid (Grundschule) und Horst Fröhling (Mittelschule), die am Montag an der Sitzung als Zuhörer teilnahmen, dafür stark gemacht, dass Grund- und Mittelschule aus Gründen der Synergie auch in Zukunft in einem gemeinsamen Gebäudekomplex bleiben sollen. Zudem wäre das Schulzentrum Nord samt einer Mittelschule mit dann über 1000 Schülerinnen und Schülern in Bezug auf Pausenhof und Bus-Anbindung überlastet. "Und vom Landkreis Schweinfurt als Grundstückseigentümer kam ein eindeutiges Nein", betonte Bürgermeister Wozniak. Dies auch, weil die Sportanlage mit hohen öffentlichen Fördermitteln finanziert wurde, die man zurückzahlen müsse, wenn man dort ein Schulgebäude hinstellt.
6. in der Dreimühlenstraße auf dem Gelände des ehemaligen Rewe-Marktes Götzelmann unter Einbeziehung des städtischen Bauhof- und des TÜV-Geländes: Die Flächen dort haben einen ungünstigen Zuschnitt. Außerdem müsste die Stadt erst die Immobilie käuflich erwerben und abbrechen, wobei der jetzige Eigentümer durchaus verkaufsbereit sei, wie Stadtbaumeisterin Hoffmann auf Nachfrage von Günter Iff (Freie Wähler) informierte. Allerdings müsste die Stadt dann auch noch den Bauhof an anderer Stelle neu bauen und für den TÜV als Mieter eine neue Immobilie suchen.
Im Ergebnis dieser Untersuchungen stellt sich für Bürgermeister Thorsten Wozniak und das Stadtbauamt der bereits vorhandene und gewachsene Schulstandort am Lülsfelder Weg 6 als "der wirtschaftlich und logistisch sinnvollste Standort" dar.
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Wichtige Entscheidung
Thomas Vizl (Geo-net) sagte, man treffe eine Entscheidung für die kommenden 40 Jahre. Da gelte es, gut abzuwägen. Der Standort beim FC sei von der Größe her sicherlich ideal, allerdings zu weit weg und von der Erschließung zu teuer. Beim ehemaligen Rewe passe die Fläche nicht, der Platz an der Kolpingstraße sei zu klein. Ideal aus Sicht von Geo-net sei es, den Neubau einer Mittelschule dem Gymnasium und der Realschule an der Dr.-Georg-Schäfer-Straße zuzuordnen, damit alle Jahrgangsstufen in einem Schulzentrum vereint seien. Dies sei "Priorität 1". Man könne aber auch mit dem Lülsfelder Weg als "Priorität 2" leben, sagte Vizl.
Mit dem Landkreis Schweinfurt als Eigentümer des Geländes könne man sicherlich noch eine Einigung erzielen, um die Mittelschule nördlich des Sportplatzes bauen zu können. Bei eigenen Gesprächen im Landratsamt habe er nämlich den Eindruck gewonnen, dass das von Wozniak zitierte Nein nicht so klar gewesen sei, wie es der Bürgermeister gerade dargestellt habe. Dies ließ Wozniak nicht auf sich sitzen. In für ihn ungewohnt scharfer Form wies er den Vorwurf, er habe die Gespräche vielleicht nicht gut genug geführt, zurück. Man habe dem Landkreis sogar Skizzen vorgelegt, dessen Nein liege schriftlich vor. "Da sind Ihre Quellen halt nicht gut genug", sagte Wozniak direkt an die Adresse von Vizl.
Arnulf Koch, Vorsitzender der CSU-Fraktion, sprach sich für den Lülsfelder Weg aus. "Der Standort hat sich bewährt. Er ist der beste." Auch 2. Bürgermeister Erich Servatius (SPD) sprach sich für den Lülsfelder Weg aus. Gegen den Vorschlag am Schulzentrum Nord sprächen seiner Meinung nach die "hohe Verdichtung" beim Bus- und Zubringerverkehr und die dann zu große Anzahl von Schülern bei einem zu kleinen Umfeld.