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Schweinfurt
Psychisch Kranker vor dem Landgericht Schweinfurt: Erwachsene und Kinder in einer Kleinstadt angegriffen
Ein 35 Jahre alter, an Schizophrenie erkrankter Mann steht vor dem Landgericht, angeklagt unter anderem wegen Beleidigung und Körperverletzung.
Vor dem Landgericht Schweinfurt (Symbolbild) muss sich derzeit ein 35 Jahre alter Mann wegen Körperverletzung, Verleumdung, Nachstellung, Beleidigung und Sachbeschädigung verantworten.
Foto: Anand Anders | Vor dem Landgericht Schweinfurt (Symbolbild) muss sich derzeit ein 35 Jahre alter Mann wegen Körperverletzung, Verleumdung, Nachstellung, Beleidigung und Sachbeschädigung verantworten.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 19.01.2025 02:27 Uhr

Es ist eine lange Liste an Vorfällen und Verfahren, die sich in der Anklageschrift gegen einen 35 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Bad Kissingen finden, der sich derzeit vor der 1. Großen Strafkammer am Landgericht verantworten muss. Neun Vorfälle, die meisten in den Jahren 2023 und 2024, sind dort aufgelistet. Es geht um Körperverletzung, Verleumdung, Nachstellung, Beleidigung und Sachbeschädigung.

Der Mann leidet laut Anklageschrift an einer paranoiden Schizophrenie und soll die Taten im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit oder Schuldunfähigkeit begangen haben. Derzeit ist er in einer psychiatrischen Klinik in der Region untergebracht, nachdem er im April vergangenen Jahres verhaftet worden war. Im Gerichtssaal wurde er von der Polizei in Hand- und Fußfesseln vorgeführt.

In der Kleinstadt im Landkreis Bad Kissingen, in der der zuletzt obdachlose Mann lebte, war er aufgrund der Vielzahl an Taten Gesprächsthema, wie mehrere Zeugen bestätigten. Ein Polizist sagte aus, "wir hatten gut zu tun mit ihm". Vorgeworfen wurden dem Angeklagten unter anderem tätliche Angriffe gegen einen 50 Jahre alten Mitarbeiter der Gemeinde, in der er lebte, sowie gegen zwei jeweils acht Jahre alte Jungen.

Darüber hinaus soll er seine frühere Betreuerin aus einer Behinderteneinrichtung, aus der er nach zehn Jahren wegen eines Angriffs auf den Hausleiter ausziehen musste, über Jahre über Soziale Medien belästigt haben. Eine Angestellte in einer Bäckerei soll er beleidigt und seinen ehemaligen Vermieter wüst beschimpft und bedroht sowie Teile der Wohnungseinrichtung mutwillig beschädigt haben.

Angeklagter bestreitet alle Vorwürfe

Der Angeklagte bestritt alle Vorwürfe. In seiner Aussage erklärte er, aus seiner Sicht wolle man ihn "fertig machen". Nicht er habe andere Mitmenschen bedroht oder angegriffen, sondern er sei verfolgt oder beleidigt worden. "Die denken, dass ich verrückt bin", wiederholte er mehrmals.

In der minutiösen Beweisaufnahme sagten alle Betroffenen der Vorfälle sowie die ermittelnden Polizisten aus. Gezeichnet wurde ein Bild von einem Mann, der durch seine Handlungen nicht nur im Sommer 2023, sondern insbesondere zwischen Januar und April 2024 für Unwohlsein in der Stadt sorgte und dem man versucht habe, aus dem Weg zu gehen. Eine der Zeuginnen hatte sich im Vorfeld auch an das Gericht gewandt, da sie sich nicht wohlfühlte, mit dem Angeklagten in einem Raum zu sein.

Sein ehemaliger Vermieter schilderte, er sei häufig von dem Angeklagten in verschiedenen Situationen beschimpft worden. Im Juli 2023 sei die Situation eskaliert. Zunächst habe der Angeklagte in seiner Wohnung randaliert und ein Dachfenster stark beschädigt. Er wurde damals von der Polizei in eine psychiatrische Klinik gebracht. Als er nach einigen Tagen wieder zu Hause war, schilderte der Zeuge eine Situation, bei der er sich von dem Angeklagten massiv bedroht sah, "es war sehr dramatisch und ich hatte Wahnsinnsangst".

Der 50-jährige Mitarbeiter der Gemeinde, der von dem Angeklagten Ende Januar 2024 im Rathaus ins Gesicht geschlagen worden sein soll, erklärte, der Angriff damals sei ohne Vorwarnung und plötzlich erfolgt. Als er den Angeklagten im Foyer gesehen habe, sei dieser dort friedlich gesessen, dann aufgesprungen und habe ihn unvermittelt geschlagen. Zum Glück habe er keine gravierenden Verletzungen davongetragen.

Der Prozess wird am 17. Januar fortgesetzt, unter anderem mit dem psychiatrischen Gutachten.

 
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  • Ralf Kossorz
    und keiner kümmert sich um die Opfer....
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  • Roland Albert
    Ich sehe nicht, warum dem Angeklagten eine Vergünstigung gewährt werden soll.
    Die Sprunghaftigkeit und Unvorhersehbarkeit seines Handels ist Sachstand des Verfahrens.
    Man muss nicht permanent alles kn Frage stellen, es gibt auch Tatsachen, die belegt sind.
    Vielleicht schützt man ihn gerade nur vor sich selbst?
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  • Martin Deeg
    ..."Der Mann leidet laut Anklageschrift an einer paranoiden Schizophrenie"...

    Diese kann man medikamentös behandeln.

    ...."Im Gerichtssaal wurde er von der Polizei in Hand- und Fußfesseln vorgeführt."...

    Wieso das denn? Wie ist sein Verhalten in der Forensik, in der er seit 9 Monaten (!) "untergebracht" ist....?
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  • Jutta Nöther
    So wie ich das verstanden habe, lebte der Mann ja nicht mehr in der Psychiatrie. Das heißt, keiner hat auf die regelmäßige Einnahme der notwendigen Medikamente geachtet, und von selbst hat er sie vermutlich nicht mehr genommen.
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  • Andreas Majer
    Er ist derzeit in einer Psychatrischen Klinik (Forensik) untergebracht
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