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Schweinfurt/Würzburg
Noroviren im Leopoldina-Krankenhaus: Was man über den Erreger wissen sollte und wie man sich schützen kann
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall: Wer sich mit dem Norovirus infiziert, fühlt sich meist elend. Wie gefährlich ist eine Erkrankung und wie häufig sind Ausbrüche?
Noroviren sind hoch ansteckend. Immer wieder kommt es deshalb zu größeren Ausbrüchen, beispielsweise in Krankenhäusern, Kindertagesstätten oder Altenheimen (Symbolbild).
Foto: jarun011/Getty Images/iStockphoto | Noroviren sind hoch ansteckend. Immer wieder kommt es deshalb zu größeren Ausbrüchen, beispielsweise in Krankenhäusern, Kindertagesstätten oder Altenheimen (Symbolbild).
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:49 Uhr

In der Corona-Pandemie sind andere Erreger fast in Vergessenheit geraten. Nun sorgt ein Norovirus-Ausbruch im Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus für Schlagzeilen. Mehr als 130 Patientinnen und Patienten sind an dem meldepflichtigen Virus erkrankt. Was aber heißt das für die Betroffenen? Für wen ist eine Infektion gefährlich? Wie häufig kommt es zu Ausbrüchen in Krankenhäusern? Und wie kann man sich schützen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was sind Noroviren?

Noroviren sind hoch ansteckend und kommen laut Robert Koch-Institut (RKI) weltweit vor. Sie gehören zu den häufigsten Erregern für Magen-Darm-Erkrankungen und verursachen meist plötzlich auftretenden, starken Brechdurchfall. In der Regel fühlen sich Betroffene richtig krank, viele klagen über Bauch-, Muskel- oder Kopfschmerzen und Übelkeit. Auch leichtes Fieber kann zu den Symptomen zählen, und teils kommt es durch das Erbrechen und die Durchfälle zu einem starken Flüssigkeitsverlust. 

Auftreten können Infektionen mit Noroviren das ganze Jahr über – wobei "ein saisonaler Gipfel in den Monaten Oktober bis März" zu beobachten sei, so das RKI. 

Wie werden Noroviren übertragen und wie lange ist man ansteckend?

"Noroviren werden meist über eine Schmierinfektion von Mensch zu Mensch übertragen", heißt es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Erkrankte scheiden die Viren massenhaft über den Stuhl und Erbrochenes aus. Manchmal reicht dann schon ein Händeschütteln, um sich zu infizieren. Auch virushaltige Tröpfchen, die beim Erbrechen entstehen, können den Erreger übertragen.

Zudem kann man sich über nicht gründlich gereinigte Gegenstände wie Türgriffe anstecken und seltener über Nahrungsmittel. So können beispielsweise rohe Salate, Krabben oder Muscheln mit Noroviren belastet sein oder auch verunreinigtes Wasser.

Laut BZgA sind Betroffene bereits mit den ersten Symptomen hoch infektiös. Bis etwa 48 Stunden nach Abklingen der Beschwerden würden viele Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden – in Einzelfällen könnten Erkrankte sogar bis zu zwei Wochen oder länger ansteckend sein.

Für wen ist das Virus besonders gefährlich?

Grundsätzlich kann sich jeder mit Noroviren infizieren. Nach Angaben des RKI sind allerdings Kinder unter fünf Jahren und Menschen über 70 besonders häufig betroffen.

Wichtig ist es, den teils erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust durch die Brechdurchfälle auszugleichen. Meist klingen die Beschwerden dann nach zwölf bis 48 Stunden ab. Schwerwiegende Komplikationen oder gar tödliche Verläufe sind laut Landesamt für Gesundheit (LGL) selten, bei geschwächten Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen könnten sie aber vorkommen.

Im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt wurden nach dem Norovirus-Ausbruch strenge Hygienemaßnahmen ergriffen.
Foto: Archivbild: Anand Anders | Im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt wurden nach dem Norovirus-Ausbruch strenge Hygienemaßnahmen ergriffen.

Gibt es eine Impfung gegen Noroviren?

Nein, eine Impfung steht laut RKI nicht zur Verfügung. Behandelt wird symptomatisch, das heißt, man versucht die Beschwerden zu lindern. Spezielle Medikamente gegen Noroviren gibt es nicht.

Wie häufig sind größere Norovirus-Ausbrüche in Krankenhäusern?

In Bayern wurden nach Daten des RKI im laufenden Jahr (Stand 21.3.2023) bislang 2299 Norovirus-Fälle gemeldet, bundesweit sind es 17.812. Da Infizierte hoch ansteckend sind, können sich Noroviren gerade in Altenheimen, Krankenhäusern, Kindertagesstätten oder Gemeinschaftseinrichtungen, aber auch in Hotels oder auf Kreuzfahrtschiffen schnell ausbreiten. Immer wieder kommt es deshalb zu größeren Ausbrüchen.

So listet beispielsweise das aktuellste Infektionsepidemiologische Jahrbuch des RKI für 2020 bundesweit 419 Norovirus-Ausbrüche in Krankenhäusern mit insgesamt 4067 Fällen auf – beim stärksten Ausbruch gab es 85 Betroffene. Im Jahr 2019, sprich vor der Pandemie, wurden sogar 1268 Norovirus-Ausbrüche mit 13.398 Fällen in Kliniken registriert.

Am Wochenende hatten sich im Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus mehr als 130 Patientinnen und Patienten mit dem Norovirus angesteckt. Die Ursache des Ausbruchs ist noch unklar. 

Wie kann man sich vor Noroviren schützen?

Hygiene bietet laut BZgA den wichtigsten Schutz vor einer Ansteckung mit Noroviren. Dazu zählt vor allem gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife, insbesondere nach jedem Toilettengang, aber auch nach Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder nach dem Einkauf. Um eine Ansteckung über Lebensmittel zu verhindern, sollten Gerichte mit Meeresfrüchten immer gut durchgegart sein.

Den direkten Kontakt zu Erkrankten sollte man meiden, möglichst auch noch zwei Tage nach Abklingen der Symptome. In Familien beispielsweise ist es wichtig, bei einem Norovirus-Fall keine gemeinsamen Hygieneartikel wie Handtücher zu benutzen und alle Flächen im Umfeld des Infizierten (wie etwa Türgriffe, Toiletten oder Waschbecken) regelmäßig zu reinigen. 

 
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    Auch virushaltige Tröpfchen, die beim Erbrechen entstehen, können den Erreger übertragen... Hierzu das RKI im Weiteren: "Die Infektiosität ist sehr hoch, die minimale Infektionsdosis dürfte bei ca. 10-100 Viruspartikeln liegen. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral (z.B. Handkontakt mit kontaminierten Flächen) oder durch die orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen, die im Rahmen des schwallartigen Erbrechens entstehen. Das erklärt die sehr rasche Infektionsausbreitung innerhalb von Altenheimen, Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen."

    Leute zieht euch ne Maske an, wenn ihr den Mist zu Hause habt, oder entsprechend, siehe oben unterwegs sein.

    Egal wie individuell gefährlich, ihr wollt das nicht bekommen.

    Gute Besserung allen Erkrankten und alles Gute dem gesamten Pflegepersonal des Leopoldina.
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