Nachdem die Gewerkschaft Verdi im Zuge einer ausbleibenden Einigung im Tarifstreit Anfang August im Groß- und Einzelhandel zu weiteren Streiks aufgerufen hatte, zeigt sich nun in den Edeka-Märkten das Ausmaß des Konflikts. Wer derzeit durch die Gänge verschiedener Filialen in Schweinfurt geht, sieht deutliche Lücken in den Regalen.
Neben Haushaltsrollen, Toilettenpapier und Getränken fehlen vor allem haltbare Lebensmittel wie Konserven, Öl und Süßigkeiten. Auch die Tiefkühltruhen sind zunehmend leer und es fehlen vereinzelt Hygieneprodukte. Der Grund für die leeren Regale sind die nach wie vor anhaltenden Streiks im Edeka-Zentrallager in Gochsheim, wodurch es zu einschneidenden Lieferengpässen in den Supermärkten kommt.
Über 170 Beschäftigte befinden sich seit dem 23. Juli in Gochsheim wiederholt im Streik. Neben Angestellten in der Logistik haben sich in den vergangenen Wochen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einzelhandelsfilialen wie dem Rewe-Center Höchberg (Lkr. Würzburg) und der Würzburger Hugendubel-Filiale oder Douglas angeschlossen.
Diese Redaktion hat im Verlauf der Recherche bei allen Edeka-Filialen im Raum Schweinfurt um Auskunft über die derzeitige Situation gebeten. Diejenigen, die erreichbar waren, wollten sich dazu gegenüber der Presse allerdings nicht äußern.
Lieferengpässe bleiben wohl bestehen
Wie in den vergangenen Wochen liefert Edeka während der Streiks leicht verderbliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Molkereiprodukte priorisiert an die Läden aus. "Es ist aber weiterhin mit Beeinträchtigungen bei der Liefersituation zu rechnen, insbesondere im Bereich des lange haltbaren Trocken- und Tiefkühlsortiments", erklärt Stefanie Schmitt, Pressesprecherin der Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen in Rottendorf, auf Anfrage der Redaktion.
Da Bayern jetzt in die Sommerferien rutscht, würde die "zuverlässige Warenlieferung im Trockensortiment herausfordernd bleiben" – sofern Verdi die Streikmaßnahmen nicht absehbar beendet, schreibt Schmitt. "Bislang verbuchen wir über alle Lager 209 Streiktage und sind somit mit großem Abstand das am meisten bestreikte Großhandelsunternehmen in Bayern." Der bislang ermittelte Schaden liegt laut Unternehmen im Millionenbereich.
Edeka bekräftigt Verhandlungsbereitschaft
Als eines von insgesamt 15 Handelsunternehmen ist Edeka Teil der Tarifkommission des Groß- und Außenhandels in Bayern und Sachsen. "Wir setzen uns in der Kommission schon lange für einen zweistelligen Tarifabschluss in zwei Schritten in 2023 und 2024 ein", beteuert Pressesprecherin Schmitt. Laut Edeka würden andere Arbeitgeber den Forderungen der Gewerkschaft nicht so weit entgegenkommen wie Edeka.
Um dennoch eine schnellere Lösung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns zu erreichen, habe Edeka dem Landesverband Verdi Bayern seit Mitte Juli "mehrfach" das Angebot für Verhandlungen über einen so genannten Vorschalttarif gemacht, der nur für die Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen gilt. Als Verhandlungsbasis habe Edeka 10,5 Prozent mehr Gehalt in zwei Schritten in den Jahren 2023 und 2024 vorgeschlagen. "Leider haben die Verantwortlichen von Verdi Bayern keine Gesprächsbereitschaft gezeigt", so Schmitt.
Der nächste Termin für die Flächentarifverhandlung ist für den 28. August vorgesehen. Bis dahin hofft die Zentrale in Rottendorf, dass die Streikenden während der Verhandlungen die Proteste ruhen lassen. "Wann die Streiks enden, hängt einzig und allein von den Streikaufrufen Verdis ab."