Mit der Schließung des St. Josef-Krankenhauses Ende des Jahres wird es künftig nur noch eine Zentrale Notaufnahme in Schweinfurt geben. Um den wachsenden Patientenzustrom zu bewältigen, laufen im Leopoldina-Krankenhaus derzeit die nötigen Vorbereitungen dafür, die Grund- und Notfallversorgung in Stadt- und Landkreis zu übernehmen. Leopoldina-Sprecher Veit-Maria Oertel und Chefarzt Dr. Benedikt Stubner erklären, welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Versorgung aufrechtzuerhalten.
Wie groß ist die Zentrale-Notaufnahme (ZNA) am Leopoldina-Krankenhaus derzeit?
Die ZNA am Leopoldina-Krankenhaus wurde 2019 an der Ostseite neu eröffnet. Sie ist mit modernsten medizinischen Geräten, unter anderem einem Computertomografen (CT), ausgestattet, erklärt Pressesprecher Oertel. Auf 1450 Quadratmetern stehen insgesamt 23 Behandlungsplätze und zwei Schockräume zur Verfügung. Zusätzlich verfügt die ZNA über eine Beobachtungsstation mit sechs Bettplätzen und zwei gesonderte Isolationszimmern zur Patientenbehandlung. Für gynäkologische und proktologische Untersuchungen steht außerdem ein spezielles Untersuchungszimmer zur Verfügung.
Wie viele Personen, Pfleger und Ärzte arbeiten aktuell täglich in der ZNA?
Das Team der ZNA stellt sich aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen. Von Assistenzärzten und Verwaltungsmitarbeitenden bis zu Medizinische Fachangestellten (MFA), Pflegekräften und Ärzten, erklärt Dr. Benedikt Stubner. Im Zeitraum von 24 Stunden arbeiten in der Regel sechs MFAs, 15 Pflegekräfte und mindestens 14 Ärzte, in den an die Patientenströme angepassten Schichten.
Wie viele Patienten sollen bis Ende des Jahres in der ZNA versorgt werden können?
Die Zahl der Patienten in der ZNA am Leopoldina nimmt seit Jahren zu. 2022 wurden dort laut Oertel 29.561 Patienten versorgt. Ein Jahr später waren es 31.792 – ein Anstieg von acht Prozent. Im Jahr 2024 hat die ZNA verglichen mit dem Vorjahreszeitraum bereits 18 Prozent mehr Patienten behandelt. Aktuell rechnet das Leopoldina für 2024 mit insgesamt 36.000 bis 40.000 Patienten in der ZNA.
Wie viele Ärzte braucht es künftig, damit der Betrieb in der ZNA aufrechterhalten werden kann?
Rein baulich genügt die derzeitige ZNA zur Versorgung aller Patienten, auch derer, die bisher in der Notaufnahme des St. Josef behandelt wurden, erklärt Oertel. Einzig beim Personal werde man am Leopoldina aber aufstocken müssen. Genaue Zahlen dazu, wie viele Ärzte und Pfleger es zusätzlich braucht, kann die Klinik noch nicht nennen. "Wir sind noch in Planung des zukünftig notwendigen Personalkörpers." Hierfür steht die Klinik auch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ZNA im St. Josef im Austausch. Von diesen hätten sich bereits einige persönlich ein Bild vor Ort gemacht. "Wir haben klar signalisiert, dass uns Bewerbungen von dort willkommen sind."
Müssen Ärzte und Pflegekräfte spezielle Qualifikationen für die Arbeit in der Notaufnahme besitzen?
Die Notaufnahme ist wie eine eigene Abteilung mit eigenem ärztlichen Personal zu betrachten, erklärt Dr. Stubner. Für dieses Stammpersonal gibt es eine spezielle Zusatzweiterbildung. Die Qualifikation dauert zwei Jahre und ist auf die Arbeit in einer Notaufnahme zugeschnitten. Für Pflegekräfte gibt es mit der Fachweiterbildung "Notfallpflege" ebenfalls eine spezifische Spezialisierung auf die Arbeit in einer ZNA. Außerdem gibt es am Leopoldina eine eigene Abteilung für Fort- und Weiterbildung. Das Stammpersonal wird zusätzlich durch Ärzte und Pflegekräfte aus anderen Abteilung verstärkt.
Gibt es Zeiten, zu denen besonders viele Patienten erwartet werden?
Beobachtet man die Patientenströme, gibt es in der ZNA am Leopoldina einen ersten Peak um die Mittagszeit und einen Zweiten am frühen Abend, erklärt Dr. Stubner. War dieser erste Peak vor ein bis zwei Jahren noch bei etwa elf Uhr, so verlagert sich dieser mittlerweile Richtung Mittag/Nachmittag. Zusätzlich kommen am frühen Abend nochmals vermehrt Patienten.
Warum müssen manche Patienten länger warten als andere?
Der Patientenfluss innerhalb der ZNA wird nach medizinischer Dringlichkeit, dem sogenannten Triage-System, organisiert. In Deutschland sind die Notaufnahmen dazu verpflichtet, jeden Patienten innerhalb von zehn Minuten einer strukturierten Ersteinschätzung zuzuführen. Diese Ersteinschätzung erfolgt durch eine speziell geschulte Pflegekraft. Anhand definierter Parameter wird danach eingeschätzt, wie dringend ein Patient behandelt werden muss und dieser einem Fachbereich zugeordnet. Patienten mit einer niedrigeren medizinischen Dringlichkeit müssen deshalb Wartezeiten in Kauf nehmen, so Oertel.
Nach welchen Maßstäben erfolgt die Priorisierung?
Die Zuteilung erfolgt nach einem fünfstufigen System. Stufe eins sind hochkritische Patienten, die sofort behandelt werden müssen. Stufe zwei sind Hochrisikopatienten mit einem Arztkontakt innerhalb von zehn Minuten. Bei Stufe drei bis fünf wird der Fokus auf die benötigten Ressourcen gelegt, die ein Patient für die Behandlung benötigen wird, sprich, ob er oder sie eine Sonografie, EKG, Laborentnahme, Wundversorgung benötigt oder ob geröntgt werden muss.
Während also Patienten der Stufen eins oder zwei zu jeder Tages- und Nachtzeit sofort behandelt werden, müssen Patienten der Stufen drei bis fünf je nach Last der Notaufnahme und Schwere der anderen erkrankten/verletzten Patienten mit Wartezeiten rechnen. Wartezeiten lassen sich deshalb nicht vermeiden. Von den in etwa 100 bis 130 Patienten in der ZNA am Leopoldina pro Tag werden laut Dr. Stubner im Schnitt mehr als 40 Prozent stationär aufgenommen.
Wie wird entschieden, wie viele Patienten die ZNA maximal aufnehmen kann?
Generell lässt sich sagen, dass jeder Patient oder Patientin, die sich an eine Notaufnahme wendet, auch behandelt wird, sagt Dr. Stubner. "Selbst wenn in der ZNA aktuell sehr viel los ist, werden weiter neue Patienten, die in der ZNA ankommen, behandelt." Sollten alle Behandlungsplätze belegt seien, muss also trotzdem gewährleistet sein, dass dringlich behandlungsbedürftige Patienten sofort behandelt werden können.
Woher weiß ich, an welche Praxis ich mich wenden muss?
Eine pauschale Antwort dazu ist nicht möglich. Das Leopoldina rät, sich bei Bagatellfällen zunächst an den Hausarzt, ambulant niedergelassene Ärzten oder den Kassenärztlichen-Bereitschaftsdienst (KVB) zu wenden. Um Patientenströme künftig besser steuern zu können, plant der Gesetzgeber sogenannte Integrierte-Notfall-Zentren (INZ) an Krankenhäusern einzurichten.
Was bringt das INZ und wann geht es in Schweinfurt in Betrieb?
Mit der Einführung eines INZ sollen Notaufnahme und KVB-Bereitschaftspraxis enger verzahnt werden, um Notaufnahmen von Bagatellfällen zu entlasten. Die Politik verspricht sich dadurch eine qualitativ bessere und effizientere Versorgung und kürzere Wartezeiten für Patienten. Wann das INZ am Leopoldina öffnet, ist derzeit aber noch offen. Aktuell handelt es sich bei dem Vorhaben lediglich um einen Gesetzentwurf. Das Leopoldina ist bereits mit der Kassenärztlichen Versorgung im Austausch. "Konkretes lässt sich hier noch nicht berichten, wenngleich erste Optionen zur Verlagerung der KV-Bereitschaftspraxis in direkter Nähe zur ZNA bereits geprüft werden" so Oertel.
MO, DI, DO - 18.00 bis 08.00 Uhr Folgetag
MI, FR - 13.00 bis 08.00 Uhr Folgetag
SA, SO, Feiertag - ganztags
Wäre toll gewesen von Dr. Stubner wenn Er dies auch kommuniziert und nicht einfach an die KVB verwiesen hätte!!
Schweigen ist eben nicht immer gold...