Die Corona-Zahlen in Schweinfurt sind in den vergangenen Tagen stark gestiegen. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner betrug am Donnerstag, 26. August, laut dem Robert-Koch-Institut 133,2. Mitte August lag sie noch bei unter 45, Anfang August sogar einige Tage bei Null. Was ist also in den vergangenen drei Wochen passiert?
Drei Punkte haben das Gesundheitsamt und die Stadtverwaltung ausgemacht, warum innerhalb einer Woche in der Stadt die Zahl der Neuinfizierten um 58 und im Landkreis um 73 gestiegen ist: Reiserückkehrer, die sich im Urlaub angesteckt haben, ein Junggesellenabschied sowie eine als Geburtstagsparty deklarierte Feier, die zweieinhalb Tage gedauert haben soll. Alleine auf diese Party mit über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern führt das Gesundheitsamt bisher 19 mit dem Coronavirus Infizierte zurück. Neun Infektionen seien Schweinfurt zuzuordnen, der Rest dem Landkreis. Alle sind in Quarantäne. Das teilte Ordnungsreferent Jan von Lackum in der Ferienausschusssitzung mit.
Keinen Hehl machte von Lackum aus seinem völligen Unverständnis für diese meist von jungen Menschen aus der Region besuchte Veranstaltung. "Das ist eine bemerkenswerte Verantwortungslosigkeit", fand der Ordnungsreferent klare Worte.
Bisher waren Details der Feier, die am 13. und 14. August stattgefunden haben soll, nicht bekannt. Das Gesundheitsamt hatte in einem ungewöhnlichen Appell am 18. August alle Teilnehmer gebeten, sich freiwillig testen zu lassen, da in der Kontaktpersonenverfolgung bei vier positiv auf das Coronavirus Getesteten aufgefallen war, dass es diese Party gegeben hatte. Daraufhin wurde eine Sonder-Testaktion angeboten, bei der aber nur rund 30 Menschen kamen.
Jan von Lackum ging nun sehr deutlich an die Öffentlichkeit und schilderte, was die Verwaltung bisher über die Vorkommnisse weiß. Stattgefunden hatte die Feier offenbar auf einem Gartengrundstück auf Oberndorfer Gemarkung am Rand der Autobahn, ziemlich genau in der Mitte zwischen der Oberndorfer und der Bergrheinfelder Bebauung.
Warum hat die Polizei die Party trotz Lärmbeschwerden nicht aufgelöst?
Bemerkenswert aus Sicht des Ordnungsreferenten: Es war so laut, trotz der direkt neben dem Grundstück befindlichen Autobahn, dass in einer Nacht Bürger aus Oberndorf und Bergrheinfeld drei Mal die Polizei wegen Ruhestörung riefen. Die Streife sei nach Informationen der Stadt auch drei Mal vor Ort gewesen. Warum die Party nicht aufgelöst wurde, vermochte der Ordnungsreferent nicht zu sagen: "Diese Frage klären wir gerade mit der Polizei."
Das Gesundheitsamt hatte zwar eine handschriftliche Teilnehmerliste, erklärte von Lackum. Die sei aber teilweise kaum lesbar gewesen, was die Kontaktpersonenverfolgung erschwere. Man könne nur mutmaßen, wie viele Menschen wirklich da waren. Mindestens 150 seien es gewesen. Von Lackum wies auch darauf hin, dass die Mehrzahl der Infizierten derzeit zwischen 20 und 50 Jahre alt seien. Deren aus seiner Sicht teils sorgloses Verhalten in Bezug auf die Corona-Pandemie könne er nicht nachvollziehen. "Dummheit", so der sichtbar verärgerte Ordnungsreferent, "führte zu einer enormen Zahl an Infektionen."
Welche Konsequenzen gibt es für den Veranstalter der Feier?
Die Stadt, betonte Jan von Lackum, werde gegen den Veranstalter der Feier in Oberndorf ein Bußgeldverfahren wegen verschiedener Verstöße gegen Corona-Auflagen einleiten. Geprüft werde auch, ob Verfahren gegen Teilnehmer eingeleitet werden können.
Neben der Party sei in der Stadt auch ein Junggesellenabschied auffällig gewesen, so von Lackum. Dabei hätte es bei acht Teilnehmern vier Corona-Infektionen gegeben. Darüber hinaus bezeichnete der Ordnungsreferent das Infektionsgeschehen als "diffus", weitere Cluster gebe es nicht. "Die Infektionen passieren meistens im privaten Bereich", so Jan von Lackum.
Gibt es weitere Einschränkungen in Schweinfurt wegen der Inzidenz über 100?
Da der Schwellenwert von 50 seit mehreren Tagen überschritten wird, gelten in der Stadt Schweinfurt verschärfte Corona-Regeln. So dürfen sich maximal zehn Personen aus dem eigenen und zwei weiteren Haushalten treffen. Geimpfte und Genesene zählen nicht dazu. Öffentliche und private Veranstaltungen aus besonderem Anlass wurden auf maximal 25 Personen in den Innenräumen und 50 Personen im Außenbereich reduziert, hier gilt Testpflicht für nicht genesene oder geimpfte Personen.
Auch in Freizeiteinrichtungen gilt eine Testpflicht für Personen, die nicht geimpft oder genesen sind. Einen negativen Corona-Test braucht man auch in der Gastronomie, wenn Personen aus mehreren Haushalten an einem Tisch sitzen möchten. Davon ausgenommen sind Geimpfte und Genesene. Ob es wegen der nun über 100 liegenden Inzidenz weitere Verschärfungen gibt, zum Beispiel eine Maskenpflicht in der Innenstadt, ist derweil noch offen, so von Lackum. Man bespreche mit dem Gesundheitsamt, welche weiteren Maßnahmen helfen könnten, die Infektionszahlen wieder nach unten zu bekommen.
Laut RKI haben sich, Stand 25. August, im Landkreis seit Beginn der Corona-Pandemie 8578 Menschen infiziert, in der Stadt 3291. Derzeit mit dem Coronavirus infiziert sind laut Gesundheitsamt 158 Menschen, 80 davon aus Schweinfurt. Drei Personen werden im Krankenhaus behandelt. Im Landkreis starben bisher 137 Menschen an oder mit dem Coronavirus, in der Stadt 98. Als enge Kontaktpersonen sind 56 Landkreisbürger und 73 in der Stadt in Quarantäne. Die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis liegt bei 66,6 und damit den dritten Tag in Folge über 50. Ab Samstag gelten daher im Kreis dieselben Regeln wie in der Stadt.
Und die Anzahl derer, die überhaupt irgendwelche Symptome hatten: vermutlich Null.
Denn diejenigen, die sich da infiziert haben, sind eher nicht zufällig entdeckt worden, sondern nur, weil sie Beschwerden hatten, und deswegen getestet wurden.
Ich kann es immer noch nicht fassen, wie manche mit dieser Elendigen Krise umgehen, und das auf Kosten Ihrer Mitmenschen auf die leichte Schulter nehmen!
Der Veranstalter einer einzige Fete hat ganz Schweinfurt in Mithaftung genommen, nur, weil er für sich keine Regeln akzeptieren will.
Daher wäre ich auch für einen Pranger im Internet, um jeden wissen zu lassen, wem man es zu verdanken hat, dass Schweinfurt von heute auf Morgen dunkelrot in der RKI-Karte erscheint...!
Der Staat schützt die Identität solcher egoistischer Covidioten, aber niemand ist wirklich bereit, die Bevölkerung vor denen zu schützen, indem wirklich mal medienwirksame, drakonische Strafen verhängt werden...
Die können morgen immer noch im Supermarkt einkaufen gehen, und können sagen "It wasn't me!".