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Schweinfurt
"Passt für Schweinfurt nicht und ist zu teuer": Stadträtin Schneider fordert Rückkehr zum alten Bussystem
Die Initiative Zukunft./ödp hat die Veränderungen im Schweinfurter ÖPNV prüfen lassen. Warum es aus ihrer Sicht nur eine sinnvolle Konsequenz gibt.
Der Roßmarkt in der Innenstadt ist der zentrale Busbahnof in Schweinfurt, an dem die Passagiere die Linien wechseln können.
Foto: René Ruprecht | Der Roßmarkt in der Innenstadt ist der zentrale Busbahnof in Schweinfurt, an dem die Passagiere die Linien wechseln können.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 01.04.2025 02:36 Uhr

Seit Anfang des Jahres gibt es in Schweinfurt mehrere Änderungen im Bussystem: neue Linien, neue Haltestellen, Einführung des digitalen Bezahlsystems SWeasy und Beitritt zum Nahverkehrsverbund Mainfranken. Das führte teilweise zu größeren Problemen und starker Kritik an den Stadtwerken. Diese besserten in einigen Bereichen zwar nach, die Kritik aber ist geblieben. Vor allem von Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp).

Aus ihrer Sicht gibt es nur eine logische Schlussfolgerung: Rückkehr zum alten System. "Das neue System ist nicht sinnvoll sanierbar, und mit dem alten waren die Menschen über Jahrzehnte zufrieden", so Schneider, die bei einem Presse- und anschließenden Bürgergespräch mit rund 30 Interessierten die Stadtwerke mit Geschäftsführer Thomas Kästner und Oberbürgermeister Sebastian Remelé deutlich kritisierte.

"Die Bereitschaft, das eigene Tun kritisch zu hinterfragen, ist nicht sehr ausgeprägt", so Schneider mit Verweis auf Diskussionen im Stadtrat, im Aufsichtsrat der Stadtwerke, aber auch mit Kästner selbst.

"Das System ist hinten und vorne nicht stimmig, passt für Schweinfurt nicht und ist zu teuer", erklärt sie. Sie habe sehr viele Rückmeldungen bekommen von Bürgerinnen und Bürgern, die mit den Änderungen nicht zurechtkämen. "Die Neuaufstellung des ÖPNV in Schweinfurt hängt alte und analoge Menschen förmlich ab und ist damit unsozial."

Deutlich weniger Fahrten als früher und mehr Wartezeiten für Busfahrer

Schneider erklärte, sie habe das neue System von verschiedenen Experten prüfen lassen, darunter ein Geschäftsführer eines Nahverkehrsbetriebes aus Nordbayern und Hartmut Bach, ein Schweinfurter Ingenieur, der sich privat mit ÖPNV beschäftigt. Bach hat sich mit den Direktlinien, der Taktung und den Endhaltestellen beschäftigt und den Konsequenzen daraus für den Fahrplan. Er sagt, es seien insgesamt rund 100 Fahrten weniger als früher, allerdings gebe es durch den Halbstunden-Takt nun mehr Stillstandzeiten. Aus seiner Sicht verursacht das deutliche Mehrkosten im mittleren vierstelligen Euro-Bereich pro Monat.

"Die Umstellung stellt für alle Beteiligten einen Nachteil dar und wird doch nach wie vor als Fortschritt beworben – ein teurer Schildbürgerstreich", erklärt Hartmut Bach. Als aus seiner Sicht größtes Hindernis hat Bach den 30-Minuten-Takt ausgemacht. Das sei ein "Korsett", wie er es bezeichnet, das Anpassungen nicht zulasse. Ulrike Schneider findet, das frühere System sei für die Kunden "ziemlich maßgeschneidert" gewesen, "nun passt es vorne und hinten nicht, eine Zumutung für Fahrgäste und auch Busfahrer." Aus ihrer Sicht gebe es keinen Grund, das sogenannte Stadtbussystem 2.0 zu behalten.

Kritik und Unterschriftenlisten der Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen

Schneider verweist auch auf die zahlreich geäußerte Kritik der Bürgerinnen und Bürger. Diese hätten auch teils mehrere hundert Unterschriften übergeben, durch die bestimmte Veränderungen kritisiert wurden. Dass es teilweise von Seiten des OBs oder der Stadtwerke keine Antwort an die Betroffenen gebe, oder die Verwaltung auf Nachfrage nicht mitteilen könne, wo die Unterschriftenlisten aufbewahrt werden, sei nicht in Ordnung.

Schneider forderte darüber hinaus weiterhin, dass ihr ausführlicher Fragenkatalog zum ÖPNV, den sie schon vor Wochen eingereicht hat, von der Stadtverwaltung beantwortet wird, nachdem dies im Aufsichtsrat der Stadtwerke nicht geschehen sei.

"Diese Reform ist unausgegoren, unsozial, altersdiskriminierend, wenig innenstadtfreundlich und am Ende ohne ökologischen Nutzen, da keine neuen Fahrgäste gewonnen werden, eher alte verloren gehen. Wir müssen dringend nachjustieren", so die Forderung von Schneiders Initiative Zukunft./ödp.

 
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Kommentare
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  • Alexander Falk
    Typisch deutsch. Hauptsache das Alte beibehalten und sich an nichts Neues gewöhnen. Die Schweinfurter sind eh eine besondere Spezies für sich!
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  • Anette Klotzek
    Mag ja sein, dass das in den Niederlanden funktioniert, aber wir sind nun mal in SW & da funktioniert es nicht! Meine Mom hat die Prepaidkarte mit 30€ aufgeladen & nach 4 Fahrten Tarifzone 1 war diese leer! Es hätten aber noch 10,20€ drauf sein müssen. Nach ewigem Anstehen am Beschwerdeschalter, denn Überraschung: sie scheint nicht die Einzige zu sein, wurden ihr dann 15 € gutgeschrieben.
    Aber mal angenommen das Bezahlsystem bessert sich in der nächsten Zeit & die Fehler werden weniger, ändert es nichts an der Tatsache, dass die neuen Fahrzeiten, Wartezeiten an Endhaltestellen, gestrichene Bushaltestellen, die teils durch nur ein paar Meter entfernte neue Stellen ersetzt wurden u.s.v. m. zu teils enormen Einschränkungen für Fahrgäste geführt haben & zu dem langfristig höhere Kosten verursachen. Was also spricht nach all den offensichtlichen Fakten dagegen zu sagen: Hey Leute, tut uns leid, wir sehen unsere Fehler ein & kehren zurück zum alten System. ?
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  • Ursula Seltsam
    Blödsinn! Funktioniert wunderbar!
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  • Ursula Seltsam
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Irmgard Engert
    War von den Herrschaften, die hier meckern und schimpfen, schon mal jemand in den Niederlanden mit dem ÖPNV unterwegs?
    Da funktioniert das System mit dem Ein- und Auschecken seit Jahren!
    Bargeld gibt es fast im kompletten öffentlichen Transportwesen nicht mehr!
    Papiertickets noch weniger!
    Und in den Niederlanden fahren prozentual viel mehr Menschen mit Bus, Straßenbahn oder Zug als in Deutschland - AUCH SENIOREN!
    Aber in Deutschland ist man grundsätzlich erst mal gegen alles Neue - und schimpft und jammert.
    Mit der Einstellung wäre Deutschland vor knapp 150 Jahren NIEMALS zu einer der führenden Industrienationen geworden!
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  • Christof Bretscher
    Es geht hier nicht um Senioren, Junioren, die Niederlande, Papiertickets oder nicht. Auch nicht um Meckern oder Schimpfen. Sondern um Analyse und die Fähigkeit-Bereitschaft, Fehler als Fehler zu akzeptieren und zu korrigieren.
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  • Ulrike Schneider
    Sehr geehrte Frau Engert, bitte lesen Sie den ganzen Artikel. Dann werden Sie erkennen, dass die Kritik am Bussystem 2.0 nicht nur die Benachteiligung der betagten Menschen im Fokus hat, sondern die Gesamtbilanz in Frage stellt - eine weit reichende Kritik!
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  • Christof Bretscher
    Frau Schneider hat in allem Recht. Ins alte Bezahlsystem zurückzukehren bedeutet einmal, das alte E-Ticket wieder zu aktivieren. War bei der Anschaffung vor einigen Jahren teuer, funktionierte sehr gut und sollte noch nutzbar sein. Hatten die Stadtwerke einfach in die Tonne getreten. Zweitens könnten neue Apps wie NVM und FAIRTIQ weiter genutzt werden. Zusammen ein digitales Abrechnungssystem. Zum Dritten sollten Papiertickets wieder eingeführt werden - evt. mit Entwertungsautomaten? Die neuen Takte und Linien sollten wieder umgestellt werden oder mindestens gründlich überdacht werden. Mein Fazit: Die Verantwortung liegt bei Entscheidungsträger/innen von Statdtwerken samt Aufsichtsrat und - dem Stadtrat.
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