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Schweinfurt
Neues Bussystem in Schweinfurt: Großer Wurf oder Reinfall? Das denken 6 Schweinfurter
Seit 1. Januar ist der ÖPNV in Schweinfurt neu aufgestellt, über Probleme dadurch wird heftig debattiert. Doch wie sehen die Menschen das Thema?
Sagen ihre Meinung zum neuen Bussystem, von links: Ute Gronau, Christian Bauer, Natalia Herbersdorf, Roland Fleischmann, Oksana Ostrovska und Dieter Volkmann.
Foto: Silvia Gralla | Sagen ihre Meinung zum neuen Bussystem, von links: Ute Gronau, Christian Bauer, Natalia Herbersdorf, Roland Fleischmann, Oksana Ostrovska und Dieter Volkmann.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 18.02.2025 02:37 Uhr

Ist das neue Bussystem in Schweinfurt ein "großer Wurf", wie es Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sieht. Oder ist es "eine Katastrophe" und ein "Imageschaden für den ÖPNV", wie die Opposition kürzlich im Stadtrat bei einer vier Stunden dauernden Sitzung zu den seit 1. Januar geltenden Änderungen im Schweinfurter Busverkehr monierte? Die Wahrheit liegt sicher in der Mitte, was man auch bei einer Umfrage am Roßmarkt unter Bürgerinnen und Bürgern aus Schweinfurt sieht, die regelmäßig den Bus nutzen.

Zum 1. Januar wurden in Schweinfurt nicht nur der Beitritt zum neuen Nahverkehrsverbund Mainfranken vollzogen, sondern auch ein neues bargeldloses Bezahlsystem namens SWeasy eingeführt sowie die Linienführungen überarbeitet und Haltestellen verlegt. Das hatte gerade in den ersten Wochen im Jahr für Beschwerden gesorgt, weswegen die Stadtwerke auch bereits nachgebessert haben.

1. Dieter Volkmann (77), Schweinfurt: "Ich verstehe nicht, wenn man jetzt sagt, man fährt nur noch mit dem Auto"

Dieter Volkmann.
Foto: Silvia Gralla | Dieter Volkmann.

"Ich bin gleich am ersten Tag mitgefahren. Natürlich muss man sich daran gewöhnen, aber das heißt auch, dass man es irgendwann kann. Ich bin mit meiner Linie 110 zufrieden, weiß aber von anderen Personen, dass es für die schwieriger ist. Ich weiß nicht, ob es möglich gewesen wäre, es schrittweise einzuführen und nicht alles auf einmal. Mit meinem Deutschland-Ticket habe ich keine Schwierigkeiten. Ich verstehe nicht, wenn man jetzt sagt, man fährt nur noch mit dem Auto. Das halte ich auch aus Umwelt-Aspekten für falsch. Man muss sich mit dem Thema befassen, dann findet man sich rein und es geht."

2. Ute Gronau (68), Schweinfurt: "Ich sehe keinen Fortschritt, sondern für mich ist es ein Rückschritt"

Ute Gronau.
Foto: Silvia Gralla | Ute Gronau.

"Ich hatte vorher das Seniorenticket für 36 Euro. Jetzt ist es so, dass ein ähnliches Ticket mit dem Zeitrahmen von 9 bis 18 Uhr nicht funktioniert, weil ich teilweise früher in die Stadt muss. Jetzt habe ich das Deutschland-Ticket, das aber 58 Euro kostet, also 22 Euro mehr als früher. Ich arbeite alle zwei Wochen donnerstags in einem Museum, mein Dienst ist um 21.30 Uhr zu Ende. Da ist der eine Bus bereits weg und der nächste fährt erst eine Stunde später. Man möchte nicht eine Stunde alleine am Roßmarkt stehen und auf den Bus warten. Wenn ich samstags Dienst habe, muss ich schon um 8.10 Uhr fahren, damit ich nicht zu spät komme. Es ist ist absolut nicht ideal für mich. Es gibt auch viele ältere Menschen mit Rollator, die Schwierigkeiten beim Ein- und Auschecken haben. Ich bin nicht so glücklich damit, sehe keinen Fortschritt, sondern für mich ist es ein Rückschritt."

3. Christian Bauer (23), Schweinfurt: "Als Fahrgast bin ich zufrieden und finde es besser als vorher"

Christian Bauer.
Foto: Silvia Gralla | Christian Bauer.

"Als Fahrgast war es für mich bisher positiv. Lediglich einmal in den ersten zwei Wochen war der Bus morgens um 7 Uhr Richtung Maintal zu voll, aber es wurde gleich nachjustiert. Nicht so gut war im Vorfeld die Kommunikation der Stadtwerke und auch, dass die Bezahlkarten nicht gleich da waren. Mit dem Check-in-System habe ich gar kein Problem. Im Alltag habe ich kein Bargeld mehr und nutze nur noch die EC-Karte. Beim E-Ticket hat mich früher gestört, dass man nur eine Tarifzone auswählen konnte. Wenn man zum Beispiel nach Gochsheim wollte, musste man immer noch Bargeld oben drauflegen. Natürlich kann man das Auschecken mal vergessen, aber da gibt es die App oder Prepaid-Karten. Bezahlsystem und auch Linienführung passen für mich. Als das E-Ticket eingeführt und die Stempelkissen abgeschafft wurden, kamen dieselben Argumente wie heute, und später hat keiner mehr darüber gesprochen. Natürlich ist es blöd, wenn man sich umgewöhnen muss, aber es funktioniert. Ich denke auch an die Fahrer, interessiere mich für ÖPNV und hatte auch Praktika bei den Stadtwerken. Es ist eine enorme Entlastung, dass die Fahrer nicht mehr kontrollieren und das Bezahlen regeln müssen. Als Fahrgast bin ich zufrieden und finde es besser als vorher."

4. Oksana Ostrovska (46), Sennfeld: "Wegen der Verspätungen auf der neuen Linie verpasse ich Anschlüsse"

Oksana Ostrovska.
Foto: Silvia Gralla | Oksana Ostrovska.

"Mir gefällt das neue System nicht, vor allem die Veränderungen an der Linie nach Sennfeld. Am Hauptbahnhof stehen andere Informationen als hier am Roßmarkt. Ich habe das Deutschland-Ticket, deshalb habe ich keine Probleme mit dem Bezahlsystem. Aber die Verspätungen auf meiner neuen Linie sorgen dafür, dass ich immer wieder Anschlüsse verpasse."

5. Roland Fleischmann (70), Schweinfurt: "Ich habe aber Verständnis für ältere Menschen, die sich damit überrumpelt fühlen"

Roland Fleischmann.
Foto: Silvia Gralla | Roland Fleischmann.

"Ich persönlich habe kein Problem, aber Verständnis für ältere Menschen, die sich damit überrumpelt fühlen. Wenn man die Zeit bekommt, kann man sich sicher zurechtfinden. Die Kommunikation der Stadtwerke hat nur begrenzt funktioniert. Man hätte sich auch manche Linienverläufe besser überlegen können. In meiner Linie 130 zur Eselshöhe zum Beispiel gibt es eine Engstelle am Friedhof, die auch für die Busfahrer ein Problem ist. Mit dem digitalen Bezahlsystem habe ich selbst kein Problem, aber mit Sicherheit die älteren Menschen."

6. Natalia Herbersdorf (46), Schweinfurt: "Das Bussystem ist komplizierter geworden"

Natalia Herbersdorf.
Foto: Silvia Gralla | Natalia Herbersdorf.

"Bisher habe ich nicht so gute Erfahrungen mit dem Bussystem gemacht, denn es ist komplizierter geworden. Auch von meinen Bekannten, die mit dem Bus zur Arbeit fahren, beschweren sich viele. Es gibt weniger Fahrten und weniger Bushaltestellen. Vor allem am Samstag arbeite ich bis 20.30 bzw. 21 Uhr. Wenn ich den ersten Bus nicht bekomme, bin ich erst gegen 22.15 Uhr zu Hause. Ich nehme jeden Tag den Bus, weil ich kein Auto habe. Mit dem neuen Bezahlsystem habe ich mich nicht befasst, weil ich das Deutschland-Ticket habe. Für junge Menschen ist es wahrscheinlich positiv, aber ältere Menschen kommen vielleicht mit der EC-Karten-Zahlung nicht so klar, und man muss aufpassen, das Ein- und Auschecken nicht zu vergessen."

 
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