
Bei einem Polizeieinsatz am Donnerstag in dem ehemaligen Kloster in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt), wurde der Kopf der Gemeinschaft "Go&Change", die den Gebäudekomplex bewohnt, festgenommen. Das erfuhr die Redaktion aus mehreren sicheren Quellen.
Wie die Staatsanwaltschaft Schweinfurt und das Polizeipräsidium Unterfranken am Freitag bestätigten, wird wegen eines Sexualdeliktes ermittelt. Dass es sich bei dem Beschuldigten um den 41-Jährigen handelt, der innerhalb der Gemeinschaft laut Aussteigerinnen und Aussteigern den Status eines Gurus genießt, wollten die Ermittler nicht bestätigen.
In der Nacht zu Donnerstag sei eine junge Frau mit schwereren Verletzungen im Gesicht und am Oberkörper in ein Krankenhaus eingeliefert worden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft.
"Als Grund für die Verletzungen gab sie den Ärzten gegenüber Misshandlungen im Zusammenhang mit einer Vergewaltigung durch ihren Lebensgefährten an", heißt es in der Mitteilung. Rechtsmedizinische Untersuchungen hätten die Angaben der Frau bestätigt.
Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl gegen Mann von "Go&Change"
Am Donnerstagvormittag hätten Beamte der Schweinfurter Polizei einen Durchsuchungsbeschluss in dem ehemaligen Kloster in Lülsfeld vollzogen, wo der Beschuldigte wohnhaft ist. Vor Ort habe man den Mann nicht angetroffen, er sei jedoch "wenig später anderenorts festgenommen" worden, hieß es. Er habe sich auf Anraten seines Anwalts den Einsatzkräften gestellt.
Am Freitagvormittag wurde der Mann auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Schweinfurt dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ. Der Tatverdächtige befindet sich nun in einer Justizvollzugsanstalt.
"Go&Change" will sich zu Festnahme und Razzia im Kloster in Lülsfeld nicht äußern
"Go&Change" selbst wollte sich zu den aktuellen Vorfällen gegenüber der Redaktion nicht äußern: Geschäftsführer Felix Krolle war in einem Telefonat am Freitagmittag zu keiner Stellungnahme bereit.
Diese Redaktion berichtet seit drei Jahren immer wieder über die Vorgänge rund um die alternative Lebensgemeinschaft "Go&Change", die das Kloster Maria Schnee in Lülsfeld 2017 gekauft hat. Aussteigerinnen und Aussteiger berichteten dabei wiederholt von "Psychoterror" und "Gehirnwäsche", einer strengen Hierarchie, Drogenmissbrauch und sexualisierter Gewalt als "Therapie".
Aussteiger von "Go&Change" berichteten schon früher von Verletzungen
Schon in diesen früheren Gesprächen mit ehemaligen Mitgliedern von "Go&Change" war auch von - teils sehr schweren - Verletzungen im Zuge einer "Sex-Arbeit", die der "Heilung" dienen solle, die Rede. "Es gab Fälle, die jeder Außenstehende als Vergewaltigung ansehen würde", sagte eine Person einmal, deren Name der Redaktion bekannt ist, die aber wie viele Aussteigerinnen und Aussteiger nicht namentlich genannt werden will.
Zwar hatten frühere "Go&Change"-Mitglieder eingeräumt, dass niemand zu diesen Praktiken gezwungen worden sei. Allerdings hätte der Gruppendruck es Frauen schwer gemacht, Nein zu sagen, insbesondere dann, wenn es der sogenannte Guru war, der mit ihnen Sex haben wollte. Wohl aus demselben Grund hat es dahingehend nie eine Anzeige gegeben.
Welche Fälle rund um "Go&Change" schon juristisch abgeschlossen sind
Juristisch belegt sind unterdessen zwei Fälle, bei denen allerdings Kinder Opfer waren: So wurde im Februar 2022 ein früheres Mitglied der Gemeinschaft zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Dreijährigen und des Besitzes kinderpornografischer Schriften verurteilt.
Bereits im März 2019 kam ein Einjähriger in der Nähe des ehemaligen Klosters zu Tode. Der Junge ertrank in einem Löschteich, während er von Mitgliedern von "Go&Change" beaufsichtigt wurde. Gegen drei Personen wurde damals wegen fahrlässiger Tötung ermittelt und es wurden Strafbefehle verhängt.
Dies ist ein schöner Tagesabschluss!
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/psychodruck-und-sexualisierte-gewalt-in-ehemaligem-kloster-art-10449309
Gerade wenn es in der Vergangenheit Vorkommnisse mit Drogen, Kindesmissbrauch oder Todesfällen gab, sollte man dich erwarten dass die Behörden ein besonderes Auge auf solche Institutionen haben sollte.
Der Bürger sollte und muss offenen Auges durch die Welt laufen und Vorkommnisse melden wenn dies noch unbekannt ist.
Aber wenn es schon Fälle gab, ist es Sache der Behörden dies final zu beobachten und unter Kontrolle zu halten.
Oder was sollen die Lüslfelder Ihrer Meinung nach machen? Mit Fackeln und Mistgabeln vor dem Kloster aufmarschieren und d die Bande rauswerfen?
Wir sind doch nicht im wilden Westen (auch wenn es in bei diesen Personen tatsächlich berechtigt wäre)
Sondern dass es ungerecht ist, jetzt den Lülsfeldern die Verantwortung für eine so späte Ergreifung von Konsequenzen in die Schuhe zu schieben. Und da waren ohne Frage die Behörden am Zuge gewesen, nicht die Bürger.
Übrigens war Stammheim auch etwas anders gelagert, wie richtig erwähnt war hier der GR und der BGM sehr aktiv, aber die Bürgerinitiativen waren deshalb so Umtriebig, da „Die Rechte“ durch einige Aktionen (z.B. Rechtendemo) aktiv und massiv das Dorfleben gestört hatte. Diesbezüglich war dieser Sekte eher weniger Offensiv tätig.
Wie auch immer, besser spät als nie. Und jetzt sollte sich auch zeigen ob die richtigen Konsequenzen daraus gezogen werden, oder es wieder mal heißt, Geld ist Macht und dieser dubiose Herr weitermacht wie gehabt.