zurück
Lülsfeld
"Go&Change"-Guru in Untersuchungshaft: Mutmaßliche Vergewaltigung in früherem Kloster Lülsfeld
Immer wieder berichteten Aussteigerinnen von "Go&Change" gegenüber dieser Redaktion von sexualisierter Gewalt in der Gemeinschaft. Nun hat es eine Festnahme gegeben.
Das frühere Kloster Maria Schnee in Lülsfeld wird seit 2017 von der Gemeinschaft 'Go & Change' bewohnt.
Foto: Stefan Pfister | Das frühere Kloster Maria Schnee in Lülsfeld wird seit 2017 von der Gemeinschaft "Go & Change" bewohnt.
Benjamin Stahl
 und  Christine Jeske
 |  aktualisiert: 05.08.2023 03:00 Uhr

Bei einem Polizeieinsatz am Donnerstag in dem ehemaligen Kloster in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt), wurde der Kopf der Gemeinschaft "Go&Change", die den Gebäudekomplex bewohnt, festgenommen. Das erfuhr die Redaktion aus mehreren sicheren Quellen.

Wie die Staatsanwaltschaft Schweinfurt und das Polizeipräsidium Unterfranken am Freitag bestätigten, wird wegen eines Sexualdeliktes ermittelt. Dass es sich bei dem Beschuldigten um den 41-Jährigen handelt, der innerhalb der Gemeinschaft laut Aussteigerinnen und Aussteigern den Status eines Gurus genießt, wollten die Ermittler nicht bestätigen.

In der Nacht zu Donnerstag sei eine junge Frau mit schwereren Verletzungen im Gesicht und am Oberkörper in ein Krankenhaus eingeliefert worden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

"Als Grund für die Verletzungen gab sie den Ärzten gegenüber Misshandlungen im Zusammenhang mit einer Vergewaltigung durch ihren Lebensgefährten an", heißt es in der Mitteilung. Rechtsmedizinische Untersuchungen hätten die Angaben der Frau bestätigt.

Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl gegen Mann von "Go&Change"

Am Donnerstagvormittag hätten Beamte der Schweinfurter Polizei einen Durchsuchungsbeschluss in dem ehemaligen Kloster in Lülsfeld vollzogen, wo der Beschuldigte wohnhaft ist. Vor Ort habe man den Mann nicht angetroffen, er sei jedoch "wenig später anderenorts festgenommen" worden, hieß es. Er habe sich auf Anraten seines Anwalts den Einsatzkräften gestellt.

Am Freitagvormittag wurde der Mann auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Schweinfurt dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ. Der Tatverdächtige befindet sich nun in einer Justizvollzugsanstalt.

"Go&Change" will sich zu Festnahme und Razzia im Kloster in Lülsfeld nicht äußern

"Go&Change" selbst wollte sich zu den aktuellen Vorfällen gegenüber der Redaktion nicht äußern: Geschäftsführer Felix Krolle war in einem Telefonat am Freitagmittag zu keiner Stellungnahme bereit.

Diese Redaktion berichtet seit drei Jahren immer wieder über die Vorgänge rund um die alternative Lebensgemeinschaft "Go&Change", die das Kloster Maria Schnee in Lülsfeld 2017 gekauft hat. Aussteigerinnen und Aussteiger berichteten dabei wiederholt von "Psychoterror" und "Gehirnwäsche", einer strengen Hierarchie, Drogenmissbrauch und sexualisierter Gewalt als "Therapie".

Aussteiger von "Go&Change" berichteten schon früher von Verletzungen

Schon in diesen früheren Gesprächen mit ehemaligen Mitgliedern von "Go&Change" war auch von - teils sehr schweren - Verletzungen im Zuge einer "Sex-Arbeit", die der "Heilung" dienen solle, die Rede. "Es gab Fälle, die jeder Außenstehende als Vergewaltigung ansehen würde", sagte eine Person einmal, deren Name der Redaktion bekannt ist, die aber wie viele Aussteigerinnen und Aussteiger nicht namentlich genannt werden will.

Zwar hatten frühere "Go&Change"-Mitglieder eingeräumt, dass niemand zu diesen Praktiken gezwungen worden sei. Allerdings hätte der Gruppendruck es Frauen schwer gemacht, Nein zu sagen, insbesondere dann, wenn es der sogenannte Guru war, der mit ihnen Sex haben wollte. Wohl aus demselben Grund hat es dahingehend nie eine Anzeige gegeben.

Welche Fälle rund um "Go&Change" schon juristisch abgeschlossen sind

Juristisch belegt sind unterdessen zwei Fälle, bei denen allerdings Kinder Opfer waren: So wurde im Februar 2022 ein früheres Mitglied der Gemeinschaft zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Dreijährigen und des Besitzes kinderpornografischer Schriften verurteilt.

Bereits im März 2019 kam ein Einjähriger in der Nähe des ehemaligen Klosters zu Tode. Der Junge ertrank in einem Löschteich, während er von Mitgliedern von "Go&Change" beaufsichtigt wurde. Gegen drei Personen wurde damals wegen fahrlässiger Tötung ermittelt und es wurden Strafbefehle verhängt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lülsfeld
Benjamin Stahl
Christine Jeske
Festnahmen
Go&Change
Instagram-Inhalte
Kloster Ebrach
Polizei
Polizeipräsidium Unterfranken
Staatsanwaltschaft Schweinfurt
Vergewaltigung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • A. F.
    Dass ein Guru festgenommen wird, erlebt man auch nicht alle Tage.

    Dies ist ein schöner Tagesabschluss!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Erst feige die Klappe halten und dann vorverurteilen. Die Zeit des Mittelalters sollte eigentlich vorbei sein. Lasst doch die Justiz ihre Arbeit machen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Schmeißt diese Verbecher endlich raus aus unserem Dorf.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. K.
    Die waren doch bisher ziemlich beliebt in Lülsfeld. Zumindest wussten noch 2020 weder Altbürgermeister noch Neubürgermeister negatives zu berichten. Im gegenteil, die waren ganz angetan von der seltsamen Sekte.
    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/psychodruck-und-sexualisierte-gewalt-in-ehemaligem-kloster-art-10449309
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Die wußten alles von anfang an deshalb hatte ich keinen Kontakt mehr ins Sportheim da ich als unangenehm behandelt wurde.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auch der Bürgermeister wußte davon !aber Klappe halten
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. T.
    Bitte bleiben Sie beim Thema.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Bitte vermeiden Sie Vergleiche mit dem 3. Reich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. S.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Was heißt das ?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    Im Umfeld des Hauses ist in den letzten Jahren einfach zu viel passiert, inkl. Todesfällen. Da kann man kaum an einen Zufall glauben. Es wird Zeit, dass hier jemand zur Rechenschaft gezogen wird und mit dem eisernen Besen gekehrt wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Drogen und Kinderpornos warum wird das vertuscht?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. K.
    Da wurde doch nichts vertuscht indem die MP ständig darüber berichtet hat. Den Lülsfeldern war aber anscheinend egal was da abläuft weil es die Ruhe des Dorfes nicht gestört hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Nein mir und meiner Familie war es nicht egal was da läuft aber wenn Du dich gemeldest hast warst Du der*******
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. W.
    Warum wird von einigen superschlauen Kommentatoren immer der Bürger oder die MP in die Pflicht der Aufklärung genommen?

    Gerade wenn es in der Vergangenheit Vorkommnisse mit Drogen, Kindesmissbrauch oder Todesfällen gab, sollte man dich erwarten dass die Behörden ein besonderes Auge auf solche Institutionen haben sollte.

    Der Bürger sollte und muss offenen Auges durch die Welt laufen und Vorkommnisse melden wenn dies noch unbekannt ist.
    Aber wenn es schon Fälle gab, ist es Sache der Behörden dies final zu beobachten und unter Kontrolle zu halten.

    Oder was sollen die Lüslfelder Ihrer Meinung nach machen? Mit Fackeln und Mistgabeln vor dem Kloster aufmarschieren und d die Bande rauswerfen?
    Wir sind doch nicht im wilden Westen (auch wenn es in bei diesen Personen tatsächlich berechtigt wäre)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. K.
    Fackeln und Mistgabeln wären unzulässig, aber demonstrieren werden die Lüsfelder wohl lernen können. Als sich "Die Rechte" in Stammheim ansiedeln wollte gab einen gehörigen Aufstand der Bürger. Da waren aber auch Bürgermeister und Gemeinderat nicht untätig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. W.
    Nochmal, es geht in diesem Stream nicht darum, ob jemand im Sinne des Zivilrechts Maßnahmen wie Demos ergreift.
    Sondern dass es ungerecht ist, jetzt den Lülsfeldern die Verantwortung für eine so späte Ergreifung von Konsequenzen in die Schuhe zu schieben. Und da waren ohne Frage die Behörden am Zuge gewesen, nicht die Bürger.

    Übrigens war Stammheim auch etwas anders gelagert, wie richtig erwähnt war hier der GR und der BGM sehr aktiv, aber die Bürgerinitiativen waren deshalb so Umtriebig, da „Die Rechte“ durch einige Aktionen (z.B. Rechtendemo) aktiv und massiv das Dorfleben gestört hatte. Diesbezüglich war dieser Sekte eher weniger Offensiv tätig.

    Wie auch immer, besser spät als nie. Und jetzt sollte sich auch zeigen ob die richtigen Konsequenzen daraus gezogen werden, oder es wieder mal heißt, Geld ist Macht und dieser dubiose Herr weitermacht wie gehabt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Schliest das Kloster und gut is es
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    das ist kein Kloster mehr!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten