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WALDSACHSEN
Hacker-Angriff auf dem Acker
Keine Sackgasse der Evolution: Der „Dino” ist ein selbstfahrender Agrarroboter.
Foto: Uwe Eichler | Keine Sackgasse der Evolution: Der „Dino” ist ein selbstfahrender Agrarroboter.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:33 Uhr

Der eine oder andere Landwirt schaut ein wenig skeptisch bei der Feldvorführung von Agrarrobotern, die unweit von Waldsachsen Unkraut regulieren: Die Zuckerrüben und Maispflanzen auf den Feldern scheinen geköpft worden zu sein. Programmierfehler oder Aufstand der Maschinen auf den Äckern an der B 303? Tatsächlich war es eine Laune der Natur, die der Technik ihre Grenzen gezeigt hat. Eigentlich sollen Sensoren die Pflanzen scannen und die Maschinen entsprechend durch die Furchen steuern. Nur war das Grün durch das hochsommerliche Wetter bereits übers eingestellte Maß hinausgewachsen und musste vor der Demonstration gestutzt werden.

„Precision Farming“, „Smart Farming“, „Landwirtschaft 4.0“ lauten die Zauberworte bei den Vorträgen auf dem Hof von Gebhard Karch in Forst. Eingeladen hatte die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), genauer die Projektgruppe Digitalisierung. Nur gilt der Bauer naturgemäß als bodenständig und misstrauisch gegenüber Megatrends. „Wir haben nicht den Eindruck, dass es die Leute verschreckt“, sagt Projektleiter Markus Gandorfer. An die 110 Besucher seien schon bei den Vorträgen dabei gewesen. In Niederbayern findet der Feldtag in Ruhstorf an der Rott statt, als künftigem Digitalisierungszentrum des LfL. Es geht um anschauliche Information, aber auch um Vertrauensbildung auf dem Bulldog, wo sich der Landmann bislang wenig Gedanken um Datensicherheit oder Roboter-Programmierung machen musste.

Robert soll Ressourcen sparen

Am Nachmittag drängen sich die Zuschauer am Ackerrand, um den Computer-Campesinos beim automatischen Hacken zwischen Mais, Rüben und Soja zuzusehen. LfL-Experte Markus Demmel moderiert auf dem Feld von Joachim Sauer. Die innovative Präzisions-Technik soll Zeit, Arbeitskraft, Treibstoff und Pflanzenschutzmittel sparen. Nicht nur für Biolandwirte sei die Automatisierung interessant, sagt Agrarökonom Gandorfer, sie mache auch in konventionellen und kleineren Betrieben Sinn. Unkräuter und Krankheiten entwickeln Resistenzen gegen die chemische Keule, von der Umweltbelastung ganz zu schweigen. Dazu kommt die globale Perspektive mit einer stark wachsenden, hungrigen Weltbevölkerung.

Was man schon in naher Zukunft öfters sehen könnte, sind automatische Verschieberahmen hinter dem Schlepper. Per Kamera, Satelliten-Navigation oder Ultraschall wird das Ackergerät auf Spur gehalten. Auf dem Bildschirm lässt sich verfolgen, was hinten am „Row Guard“, „Robovator“ oder „Robocrop“ passiert. Für den Laien mutet die Feldrobotik noch etwas futuristisch an: Der kleine „Oz“ einer Firma aus Toulouse erinnert an ein Mondauto, gejätet wird mit Allradantrieb. Ein großer Hingucker ist der „Dino“. Als sich der Roboterwagen bei den Zuckerrüben in Bewegung setzt, weichen die Besucher erstmal zurück. Der Unkrautfresser ist vollkommen friedlich und wird von einem Aufpasser begleitet: Seine Kamera- und Lasersensoren spähen in mehreren Metern Umkreis nach Passanten, um Unfälle zu vermeiden. Für acht Stunden Ackern reicht der Saft in der Lithium-Batterie.

Roboter kommuniziert mit Drohnen

Am Horizont lockt der Verbund digitaler Systeme, inklusive Nutzung erneuerbarer Energien und Fernlenkung der Maschinen auf dem Smartphone. Per Mobilfunk sollen die Roboter Daten übermitteln. Ihre Steuerungssysteme sollen autonom bleiben, damit die Hacker nicht selbst gehackt werden können. Erst einmal nur eine Forschungsplattform ist der „BoniRob“, ein prämiertes Projekt der Hochschule Osnabrück. Per „App“ kann der rollende Landarbeiter wahlweise düngen, sprühen oder Unkraut in den Boden stampfen. Dabei kommuniziert der Alleskönner mit Drohnen, wie sie auch an diesem Tag über die Felder schwirren, um sich seinen Weg durchs Gemüsebeet zu bahnen.

Die Wartung und sichere Lagerung der Spitzentechnik ist ein weiteres Thema. Die mitdenkenden Landmaschinen verfügen dank GPS über einen Diebstahl-Tracker. Bei den möglichen Kunden herrscht angesichts von Roboterpreisen zwischen 25 000 und 100 000 Euro allerdings eine doch eher abwartende Zustimmung. „In drei, vier Jahren könnte das vielleicht mal interessant werden“, meint ein Kräuterbauer aus Schwebheim.

Bei Waldsachsen wurden Agrar-Roboter präsentiert
Foto: Uwe Eichler | Bei Waldsachsen wurden Agrar-Roboter präsentiert
 
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