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Schweinfurt
Landtagswahl: DGB setzte fünf Kandidaten in Schweinfurt auf den "heißen Stuhl"
Raumfahrt, Gartenschau, Cannabis: Vielfältig waren die Themen, mit denen sich die Landtagskandidaten beim DGB auseinandersetzen mussten. Was sie im Einzelnen sagten.
Gelöste Stimmung nach dem Finale: Der DGB befragte die Schweinfurter Direktkandidatin und -kandidaten für die Landtagswahl auf dem 'heißen Stuhl'. Von links Edwin Hußlein (Freie Wähler), Stefan Rottmann (SPD), Martina Gießübel CSU), Axel Schöll (FDP) und Paul Knoblach (Grüne).
Foto: René Ruprecht | Gelöste Stimmung nach dem Finale: Der DGB befragte die Schweinfurter Direktkandidatin und -kandidaten für die Landtagswahl auf dem "heißen Stuhl".
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:38 Uhr

Was sie eint, ist auf einen kleinen Nenner zu bringen: Die Direktkandidatin und die -kandidaten, die am 8. Oktober in den Landtag einziehen wollen, möchten sich mit aller Kraft für die Region einsetzen. Und dennoch trennt sie bei einigen Inhalten doch Einiges. Der DGB hat Martina Gießübel (CSU), Paul Knoblach (Grüne), Stefan Rottmann (SPD), Edwin Hußlein (Freie Wähler) und Axel Schöll (FDP) auf den "heißen Stuhl" gesetzt, um jeweils 22 Minuten Rede und Antwort zu stehen, hauptsächlich zu Themen aus der Arbeitswelt und Wirtschaft. AfD-Bewerber Richard Graupner war nicht eingeladen.

Voll war das Auditorium im Saal des Naturfreundehauses auch deswegen, weil alle Befragten ihre Fanclubs dabei hatten, die auch immer wieder Fragen an die gegnerischen Bewerberinnen und Bewerber stellten. Ansonsten hatten die Moderatoren Sven Schröter und Frank Firsching das Heft in der Hand. Nicht unerheblich in diesen Tagen aufgeheizter politischer Stimmung: Es ging weitgehend gesittet zu. Manchmal ließen sich die Gäste zu Zwischenrufen hinreißen; am lautesten ging es zu, als Paul Knoblach nach der von den Grünen geforderten Cannabis-Legalisierung gefragt wurde.

Landtagskandidat Axel Schöll (FDP)

Landtagskandidat Axel Schöll (FDP).
Foto: René Ruprecht | Landtagskandidat Axel Schöll (FDP).

Gelungen ist es, die inhaltlichen Profile der Kandidatin und der Kandidaten herauszustellen. Bei Axel Schöll (FDP), von Beruf Einzelhändler, ging es viel um die Belebung der Schweinfurter Innenstadt und die Wirtschaftsförderung im Allgemeinen. Da zeigte er auch eine klare Position: Man hätte das viele Geld für die Planung des "Landesgartenschau-Blödsinns" früher in den Brückenbau investieren können, dann wäre man angesichts der heutigen Baustellen schon viel weiter gekommen. Auf die Schuldenbremse, die sein Parteichef Lindner einfordert, bekennt er sich ebenso wie zu einem Nein zu Steuererhöhungen.

Landtagskandidat Stefan Rottmann (SPD)

Landtagskandidat Stefan Rottmann (SPD).
Foto: René Ruprecht | Landtagskandidat Stefan Rottmann (SPD).

"Weniger Prestigeprojekte, sondern Investition in Infrastruktur und Daseinsvorsoge", bildete das Credo von Stefan Rottmann (SPD). Statt in ein bayerisches Weltraumprogramm sollte das Geld in Straßen, Brücken und Glasfaseranschlüsse gesteckt werden. Vor allem die Digitalisierung biete für den ländlichen Raum große Chancen: Wenn die Voraussetzungen stimmten, sei es unerheblich, ob ein Mitarbeiter von Microsoft oder BMW in München oder Reichmannshausen arbeite. Etwas in Bedrängnis geriet Rottmann, als Firsching ihn auf die SPD-Forderung nach einer 30-Stunden-Woche ansprach. Flexible Arbeitsmodelle seien heute sehr wichtig, sagte Rottmann, fand aber wohl keine für das Auditorium befriedigende Antwort, wie das zu bezahlen sei.

Landtagskandidatin Martina Gießübel (CSU)

Landtagskandidatin Martina Gießübel (CSU).
Foto: René Ruprecht | Landtagskandidatin Martina Gießübel (CSU).

Bei Martina Gießübel (CSU) lag der Schwerpunkt der Fragen auf dem Gesundheits- und Pflegesektor. Sie teilte Firschings Kritik, dass Gepflegte in Heimen einen hohen Investitionskostenzuschuss von 11.000 Euro im Jahr für die Einrichtung zahlen müssten. Ebenso kann sie sich vorstellen, dass der Freistaat selbst Altenheime baut. "Es kann nicht sein, dass ein Pflegeplatz 5000 Euro im Monat kostet." Und sie zielt auf eine Entbürokratisierung der Pflege ab, in deren Sektor offenbar viel behördliches Misstrauen steckt: "Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen und nicht der Kugelschreiber, der alles aufschreibt."

Landtagskandidat Edwin Hußlein (Freien Wähler)

Landtagskandidat Edwin Hußlein (Freien Wähler).
Foto: René Ruprecht | Landtagskandidat Edwin Hußlein (Freien Wähler).

Edwin Hußlein (Freie Wähler) ist beruflich in der Schweinfurter Industrie groß geworden. In allen seinen Beiträgen kristallisierte sich heraus, dass für ihn die Sicherung und Modernisierung der regionalen Arbeitsplätze im Mittelpunkt steht. Hartnäckig verteidigte Hußlein den Vorschlag der Freien, die Erbschaftssteuer abzuschaffen, die Firsching für ein Bonbon für Superreiche hält. Es gehe darum, das im Arbeitsleben aufgebaute Eigenheim beim Erben zu sichern, so Hußlein. 

Landtagskandidat Paul Knoblach (Bündnis 90/ Die Grünen)

Landtagskandidat Paul Knoblach (Bündnis 90/ Die Grünen).
Foto: René Ruprecht | Landtagskandidat Paul Knoblach (Bündnis 90/ Die Grünen).

Kein Wunder: Bei Paul Knoblach (Grüne) spielte der Ausbau regenerativer Energien eine große Rolle, bei der Bayern "viel verschlafen" habe. Die Grünen, so ihr Programm, wollten für den Umbau der Wirtschaft eine Milliarde Euro pro Jahr dazugeben. Ebenso sprach er sich für das Modell eines Industriestrompreises aus. Auch beim Sozialen Wohnungsbau brauche es staatliche Unterstützung, um kommunale Genossenschaften zu stärken. Und beim Cannabis stellt er sich gegen die Partei-Linie: Dessen Legalisierung lehnt Knoblach ab.

Schröter und Firsching hatten noch ein Schmankerl im Gepäck: Die Befragten sollten das Abschneiden ihrer Parteien schätzen. Das Ergebnis: CSU 40 Prozent, Freie Wähler 17, Grüne 16, SPD 15, FDP 5. 

 
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  • Mike Rösler-Fischer
    Wo bleibt die afd. Grün ist nicht wählbar.
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  • Manfred Englert
    Die Grünen bringen immer wieder Ihr Märchen vom "verschlafenen Bayern" bei den Wählern an und meinen aber csu.
    BY ist führend in der PV, in Wasserkraft und Biogasanlagen.
    Herr Knoblach sollte mal seine Freunde von den verschiedensten "Bündnissen", die sich immer gegen die Windkraft zu Bürgerinitiativen formierten und den Ausbau dieser dadurch behinderten, daß der damalige MP Seehofer sich genötigt fühlte, die 10H Regelung einzuführen.
    Grüne möchten ja auch das Wahlalter auf 16 runtersetzen, damit aufmüpfige und in der Pubertät steckende Jugendliche ihnen zulaufen sollten.
    Zum Ansturm der Migranten äußerte er sich schon gleich gar nicht. Gut, ist ja ein Bundesthema, jedoch sollte jeder wissen, der diese Partei wählen will, daß den Grünen der Zustrom ganz recht ist, wenn man dieser Frau Eckhard-Göring genau zuhört!
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