Das Ambiente ist lauschig in der wunderbaren Garten-Oase der Familie Hußlein in Gochsheim. Teich, gepflegter grüner Rasen, viele Pflanzen, liebevoll dekoriert. Doch Edwin Hußlein, Kandidat der Freien Wähler für das Landtags-Direktmandat im Stimmkreis Schweinfurt, ist klar, dass die erste Frage sich eben nicht um die Gartenidylle drehen kann: Wie steht er zum Freie-Wähler-Vorsitzenden Hubert Aiwanger und dem Skandal um die antisemitische Hetzschrift aus Schulzeiten?
Hußlein redet nicht um den heißen Brei herum. Das Pamphlet, das laut Aiwanger sein Bruder und nicht er verfasst haben soll, sei eine "widerliche Hetzschrift", da gebe es keine zwei Meinungen. Dennoch gelte die Unschuldsvermutung für Hubert Aiwanger, dessen Erklärungen für die Vorwürfe er nachvollziehen könne und demzufolge auch die Entscheidung des CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder, Aiwanger nicht zu entlassen.
Das, findet Edwin Hußlein und verweist auch auf viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern an den Wahlständen, "wäre unverhältnismäßig gewesen. Er hat sich distanziert und entschuldigt". Das Krisenmanagement, räumt Hußlein ein, sei von Seiten des FW-Vorsitzenden ausbaufähig gewesen. Der 62-Jährige vermeidet die Debatte nicht, sieht sie aber auch nicht als wichtigstes Thema im Wahlkampf an: "Für den Bürger", betont er, "ist es wichtig, dass er eine Lösung bekommt und nicht, dass sich Parteien bekriegen."
Mit pragmatischen Lösungen den Bürgern vor Ort helfen
Pragmatismus, mit beiden Beinen im Leben stehen und Bürgerinnen und Bürgern zuhören und helfen – "das Wahlprogramm der Freien Wähler zeigt eindeutig, wie weit entfernt wir von der AfD oder Tendenzen in diese Richtung sind", betont Hußlein. Das Credo, sich für die Belange der Bürgerinnen und Bürger einzusetzen, zieht sich auch wie ein roter Faden durch seine Schwerpunkte. Das sonst in Bierzelten mit Freie-Wähler-Prominenz übliche Ampel-Bashing der Bundesregierung hört man von ihm nicht. Es gehe darum, in Bayern Politik zu machen, nicht in Berlin.
Hußleins Credo: "Politik von Menschen für Menschen." Würde er in den Landtag gewählt, wäre ihm am wichtigsten, sich für "wertgleiche Verhältnisse in Stadt und Landkreis" einzusetzen. Sprich: Den ländlichen Raum stärken, "er darf nicht verkümmern, sonst verkümmert die Region". Ob ÖPNV-Anbindung, gute Schulen, gute Gesundheitsvorsorge, genügend Krankenhäuser und Notfallversorgung oder günstiger Wohnraum, die Politik müsse dafür sorgen, dass die Menschen in der Stadt und auf dem Land auf dem gleichen Niveau leben können.
Hußlein hat über 20 Jahre in der Großindustrie gearbeitet, war in Führungsverantwortung und auch Betriebsratsvorsitzender. Die rasanten Veränderungen in der Industrie durch die Elektromobilität sind ihm sehr bewusst, die gesamte Region profitiere von Schweinfurt als "Keimzelle der Mobilität vom Kugellager bis zur Freilaufnabe". Insofern ist für ihn klar, dass es eine der Hauptaufgaben der Landespolitik sein muss, für Industrie wie Handwerk bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Freie Wähler präsentieren sich als Partei, die die Menschen versteht
Edwin Hußlein präsentiert sich als Kandidat der Freien Wähler, wie sie sich auf kommunalpolitischer Ebene gerne zeigen: volksnah, am Ohr der Bedürfnisse der Wählerinnen und Wähler. "Wir bieten solide, bürgernahe Politik." Aus seiner Sicht hätten die Freien Wähler in den vergangenen fünf Jahren mit der CSU als Koalitionspartner auch viele eigene Ziele umsetzen können.
Der Gochsheimer sagt, er profitiere auch von seiner kommunalpolitischen wie beruflichen Arbeit. Gerade weil heute die Veränderungsgeschwindigkeit in der Arbeitswelt so hoch sei, müsse vor allem die Politik viel mehr erklären, viel mehr mitnehmen. "Egal bei welchem Thema, Politik muss von den Bürgern verstanden werden", fordert Hußlein.
Beim Klima- und Umweltschutz zum Beispiel sei man sich über die Notwendigkeit des Handelns grundsätzlich einig. Man müsse aber vermitteln, warum man sich beteiligen solle, dann könne sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten engagieren. Oder anders auf den Punkt gebracht: "Die Menschen interessiert nicht das Problem, sondern die Lösung."