Paul Knoblach muss schmunzeln, weil ihm diese Geschichte immer wieder begegnet: Bei der Feldarbeit auf dem Traktor hat ihn 2018 die Nachricht erreicht, dass er völlig überraschend in den Landtag gewählt worden ist. Von Platz zwölf der unterfränkischen Grünen-Liste auf Platz drei. Mit 64 vom Quasi-Ruhestand in den Jobwechsel.
Im Maximilianeum hat sich der heute 69-Jährige nach Anlaufschwierigkeiten zurechtgefunden; inzwischen ist ihm das politische Geschäft dort vertraut. Und er ist offenbar auf den Geschmack gekommen. Obwohl er seiner Frau versprochen hatte, nur eine Legislaturperiode zu bleiben, will er es nochmal wissen: "Es ist noch so viel zu tun."
Der Abgeordnete sieht eigene Erfolge
Knoblach tritt auch wieder an, weil er Erfolge sieht. Zwei Grünen-Anträge haben in den vergangenen fünf Jahren eine Mehrheit im Landtag gefunden. Beide von ihm. Er sagt das mit ruhigem Ton, aber nicht ohne Stolz. Beim einen ging es um eine Prämie für Winzer, die beim herkömmlichen Weinanbau freiwillig auf Herbizide verzichten. Anträge für fast 1800 Hektar seien eingegangen, ein Drittel der bayerischen Anbaufläche. Ihm versicherten Winzer, dass dieses Geld in der Praxis weiterhilft. Das andere Thema dreht sich um die Deckelung der Gebühren für die Tier- und Fleischbeschau in Schlachtbetrieben. Vor allem kleine seien bisher deutlich benachteiligt. Jetzt ist bei sieben Euro Schluss. Den Rest zahlt der Staat und stellt dafür landesweit 7,5 Millionen Euro bereit.
Tierwohl und ökologische Landwirtschaft sind seine Themen, in die sich Paul Knoblach vorrangig eingearbeitet hat und die er bei einem Wiedereinzug ins Parlament gerne fortführen möchte. Die jüngsten Skandale in fränkischen Schlachthöfen hätten gezeigt, dass es in den Köpfen noch einiges an Veränderungen geben müsse. Studien errechneten, dass die Folgeschäden im konventionellen Landbau zwischen 800 und 5000 Euro pro Hektar liegen: "Das können wir uns auf Dauer nicht mehr leisten." Ohnehin erlebt man den Öko-Landwirt, dessen Bauernhof in Garstadt sein Sohn in 13. Generation fortführt, im Gespräch eher bedacht und nach grundsätzlicher Betrachtungsweise forschend.
Knoblach sorgt sich um die Demokratie
Deswegen treibt ihn der schwindende gesellschaftliche Zusammenhalt um, den er mit einem Rechtsruck in Zusammenhang sieht. Alle müssten dafür sorgen, dass die Demokratie nicht ins Rutschen gerate. Auftritte wie die von Freie-Wähler-Chef Aiwanger in Erding erhöhten in Knoblachs Augen diese Gefahr. Und: "Bei allen Fehlern, die die Ampel in Berlin macht, gibt es keinen Grund, die AfD zu wählen."
Knoblach sieht seine Parlamentsarbeit auch darin bestätigt, vielen Menschen aus der Region helfen zu können. "Ohne Flammenschwert", wie er sagt. Lieber still im Hintergrund. Und zielt dabei mehrfach auf Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der im Web jede Einweihung einer Toilette zelebriere. Als MdL öffneten sich bei Behörden und Institutionen Türen, die sonst verschlossen blieben, hat Knoblach erfahren. Das will er weiterhin für Hilfesuchende nutzen. Etwa wenn es, wie jüngst, bei einer Flurbereinigung mal klemmt.
Plädoyer für stillgelegte Eisenbahnlinien
Es überrascht nicht, dass der Garstädter Abgeordnete und Grünen-Kreisrat der Steigerwaldbahn ein besonderes Augenmerk widmet. Sie soll wie die Werntal- und Mainschleifenbahn reaktiviert werden. Als Rückgrat für den öffentlichen Nahverkehr, damit auf dem Land jeder Haushalt künftig maximal ein Auto benötigt. Er ist hoffnungsvoll, dass die aus seiner Sicht unverständlichen Passagierzahlen als Bedingung für eine Wiederaufnahme des Betriebs nach unten korrigiert werden. Und auch "der Nationalpark Steigerwald wird kommen", ist sich Knoblach sicher. "Das halte ich regional für wichtig". Die Ängste seien unbegründet, schließlich sei ausschließlich der Staatsforst betroffen und kein Privatwald.
Als Grüner setzt Knoblach auf einen weiteren Ausbau regenerativer Energien. So könne er sich vorstellen, Photovoltaik-Anlagen in Überschwemmungszonen zu bauen. Das täte der Landwirtschaft weniger weh, als wenn man große Anlagen auf besten Böden platziert.
Sein persönliches Ziel hat Knoblach so formuliert: Er wolle das bislang einzige grüne Landtagsmandats Schweinfurts halten und in fünf Jahren an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger übergeben. Dann ist er 74.