
Die Fraktionschefin im Kreistag soll für die CSU zur Wahlgewinnerin werden: Die Partei präsentierte am Freitag bei einem Medientermin offiziell Gabriele Jakob als Bewerberin um das Amt als Schweinfurter Landrätin am 8. März 2026. Sie ist damit die erste und womöglich einzige Herausforderin von Florian Töpper (SPD), der den Posten seit 2013 ausübt und seine neuerliche Kandidatur vor kurzem öffentlich gemacht hat.
Dafür gab es reichlich Vorschusslorbeeren von Kreisvorsitzender Anja Weisgerber, Kreisehrenvorsitzendem Gerhard Eck und der Landtagsabgeordneten Martina Gießübel. "Sie eignet sich perfekt", sagte Weisgerber über Jakob. "Wir setzen voll auf sie als Person", die mit einem inhaltlichen Konzept verknüpft werden soll, kündigte die Kreisvorsitzende für den ab sofort laufenden Wahlkampf an. Man wolle nicht auf Konfrontation gehen, sondern die eigenen Stärken hervorheben.
Jakob sieht ihre Rolle in der Kommunalpolitik
Dabei fühlt sich Gabriele Jakob, wie sie sagt, von der CSU auf breiter Ebene getragen. Dies sei für sie sehr wichtig. Ihre politische Sozialisation erlebte sie als Gemeinderätin und heute 2. Bürgermeisterin von Euerbach sowie seit 2020 als Sprecherin der CSU-Fraktion im Kreistag, mit 25 Mandaten die stärkste. "Mein Herz schlägt für die Kommunalpolitik", sagte die Obbacherin. In den vergangenen fünf Jahren sei es gelungen, die Fraktion als "verlässliche und politisch konstruktive Kraft" zu etablieren. Dies habe man damals auch als Auftrag der Wählerinnen und Wähler gesehen.

Auf welche inhaltlichen Themen die CSU im Wahlkampf um das Landratsamt und die Kreistagssitze setzen wird, machte Gerhard Eck deutlich: die wirtschaftliche Stabilisierung der Region. Im Landkreis insbesondere der Umbau des ehemaligen Conn-Kasernen-Geländes zu einem Gewerbepark. "Da dreht sich das Rad wie in einem Schneckenhaus", kritisierte Eck: "Da fallen Chancen von der Schaufel runter." Deswegen sei man froh, mit der Rechtsanwältin Jakob, die gleichzeitig Unternehmerin sei, wirtschaftliche Kompetenz aufbieten zu können, sagte Anja Weisgerber.
Die mangelnde Dynamik bemängelt auch die Kandidatin Gabriele Jakob bei der Konversion des Militärgeländes, die schon im Landratswahlkampf 2019/20 eine große Rolle gespielt hat. Sie habe oft versucht, aufs Tempo zu drücken und ein gegenseitiges Verständnis der Mitglieder im Zweckverband zu schaffen, dem neben den Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn auch Stadt und Landkreis Schweinfurt angehören.
Gewerbepark Conn-Barracks soll qualifizierte Jobs bringen
Zumindest sei es gelungen, dass die Kommunen das Areal nicht mehr alleine entwickeln wollen, sondern auch "Investoren ins Boot geholt" werden sollen. Für Jakob ein Fortschritt. Die Bürgerinnen und Bürger erwarteten, dass weitere folgen. Von den Conn-Barracks erwartet sie, dass wichtige Jobs für junge, qualifizierte Menschen entstehen. Auch in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Würzburg/Schweinfurt.
Den zweiten Schwerpunkt legte Jakob am Freitag auf das Thema Demografie. Es sei wichtig, Senioren ein gutes Angebot zu machen, deswegen sei das seniorenpolitische Gesamtkonzept für den Landkreis Schweinfurt bedeutsam. Bei der "Gemeinschaftsleistung ÖPNV", der umstrukturiert worden ist, habe man mit dem Rufsystem Callheinz auch ein Angebot für ältere Menschen geschaffen, die nicht mehr so mobil sind.
CSU-Kandidatin Jakob: "Gemeinden brauchen Luft zum Atmen"
Und es deutet sich an, dass sich Gabriele Jakob auch als Sachwalterin der Gemeinden positioniert: Denn die Kommunen würden die Rahmenbedingungen schaffen für wirtschaftlichen Fortschritt. Deswegen müssten sie "Luft zum Atmen" behalten. Jakob hatte vor kurzem auch die Frage der Kreisumlage, die die Gemeinden an den Landkreis zahlen müssen im Kreistag thematisiert.
Weitere Punkte dürften für ihre Präsentationsrede reserviert sein, die sie am 9. Mai hält, wenn Gabriele Jakob bei einer Delegiertenversammlung der Kreis-CSU offiziell nominiert wird. Sie dürfte auch keine Mitbewerber haben. Die Kreistagsliste soll laut Weisgerber am 5. Juli festgelegt werden.
Das CSU-Wahldesaster von 2020 ist für Jakob keine Hypothek
Wenn man so will, hat Gabriele Jakob eine Scharte auszuwetzen: Denn 2020 ist Töppers CSU-Herausforderer Lothar Zachmann – damals Bürgermeister von Dingolshausen – mit 26,5 Prozent der Stimmen deutlich gescheitert. Sie persönlich sehe das nicht als Hypothek: "Sondern es ist eine Herausforderung und es sind andere Zeiten und andere Personen". Sie wüsste, dass sie nicht die Favoritin ist, die Rückmeldungen von der Parteibasis und aus der Bevölkerungen machten ihr aber Mut.
Jakob ist in der fast 80-jährigen Geschichte des Landkreises Schweinfurt erst die zweite Frau, die den Landratsposten anstrebt. 1994 trat die damalige Geldersheimer Bürgermeisterin Ruth-Hanna Gube (Freie Wähler) an und kam hinter dem Wahlsieger Harald Leitherer (CSU) und Theo Laugsch (SPD) mit 14,9 Prozent auf den dritten Platz.