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Geldersheim
"Rolle rückwärts" bei der Konversion: Kaufpreis für die Conn Barracks bei Geldersheim ist nach oben geschnellt
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat den Preis für das 200 Hektar große Areal erhöht. Der Zweckverband ist dennoch entschlossen, den Gewerbepark umzusetzen.  
Der Kauf der Conn Barracks zur Entwicklung eines Gewerbeparks war schon auf der Zielgeraden, jetzt hat die Bima den Preis für das 200 Hektar große Gelände deutlich erhöht. 
Foto: Anand Anders | Der Kauf der Conn Barracks zur Entwicklung eines Gewerbeparks war schon auf der Zielgeraden, jetzt hat die Bima den Preis für das 200 Hektar große Gelände deutlich erhöht. 
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 20.03.2025 02:37 Uhr

Der Kauf der Conn Barracks war zum Greifen nah. Doch jetzt ist das, für die gesamte Wirtschaftsregion Schweinfurt, so wichtige Etappenziel wieder ein Stück weit entfernt. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die das 200 Hektar große Gelände im Namen des Bundes verwaltet, hat den Kaufpreis nach oben korrigiert. Und zwar in einer Dimension, die für Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé schier einer "Rolle rückwärts" gleichkommt. 

"Die Ausgangslage hat sich für uns deutlich geändert", sagt der Vorsitzende des Zweckverbands Interkommunaler Gewerbepark Conn Barracks. Diesen haben Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Gemeinden Niederwerrn und Geldersheim nach Abzug der Amerikaner im Jahr 2014 für den Umbau der ehemaligen US-Kaserne zu einem Gewerbe- und Industriepark gegründet. Der Kauf des Geländes ist Kernstück des Entwicklungskonzeptes, um die Ansiedlung von Unternehmen selbst steuern zu können.

Noch in der Verbandsversammlung Ende November 2024 hatte Oberbürgermeister Remelé verkündet: "Der Kauf steht bevor." Die Bima hatte einen Preis genannt, der aus Sicht des Zweckverbandes "eine sehr gute Grundlage" für den Erwerb der Conn Barracks darstellte. Ein erster Termin für die Vertragsverhandlungen war noch im Dezember anberaumt worden. Doch da gab es dann die böse Überraschung, als die Bima ihren "neuen Kaufpreis" auf den Tisch legte.   

Bima hat neues Wertgutachten für die Conn Barracks erstellen lassen

Laut Frank Deubner, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbandes, beruhte die von der Bima zuerst genannte Summe auf einem Wertgutachten, das der Zweckverband vor Jahren in Auftrag gegeben hatte. "Das waren Schätzkosten." Die Bima habe im Sommer 2024 dann nochmal ein eigenes Wertgutachten erstellen lassen, das zu einem anderen Ergebnis gekommen sei. Insbesondere bei den Entsorgungskosten gebe es "größere Differenzen" zu den vom Zweckverband ermittelten Werten.

Der Kaufpreis bemisst sich nach dem Bodenrichtwert und der künftigen Nutzung. Im Fall der Conn Barracks werden davon die Kosten abgezogen, die dem Käufer für die Entsorgung der Altlasten entstehen. Zum Beispiel für den Abriss von Gebäuden oder die Beseitigung von Schadstoffen.

Die Bima habe Materialproben aus den Gebäuden entnommen, so Deubner, und komme zu dem Schluss, dass "deutlich" geringere Entsorgungskosten anfallen. Das heißt: Der Kaufpreis für den Zweckverband wird dadurch "deutlich" höher. Und daran lässt sich wohl nicht rütteln: "Wir sehen den neuen Kaufpreis als ziemlich fix an", sagt Deubner. Denn auch nach "intensivem Austausch" zwischen den Gutachtern weiche die Bima nicht von ihren Preisvorstellungen ab.  

Zweckverband hält am Kauf der Conn Barracks fest

Um welche Summe es geht, wird öffentlich nicht genannt. Noch laufen ja Verhandlungen. Denn trotz der "überraschenden" Kostenexplosion ist nach wie vor gemeinsamer Wille im Zweckverband, mit der Bima zu einem positiven Abschluss zu kommen. Die Verbandsmitglieder, die teils schon Millionen-Euro-Beträge für den Grundstückskauf in ihre kommunalen Haushalte eingestellt haben, erklären weiterhin verbindlich, die Conn Barracks erwerben zu wollen, um dort einen Gewerbepark zu errichten.

Man hoffe jetzt auf ein Entgegenkommen bei den vertraglichen Bedingungen, sagt Deubner. Zum Beispiel, was die längere Nutzung der Regierung von Unterfranken von Teilen der Anker-Einrichtung für Geflüchtete des Freistaats betrifft. Das könnte wertmindernd beim Kaufpreis angerechnet werden.

Der Freistaat Bayern möchte Teile der Anker-Einrichtung länger nutzen als vertraglich vereinbart.   
Foto: Anand Anders | Der Freistaat Bayern möchte Teile der Anker-Einrichtung länger nutzen als vertraglich vereinbart.   

Der Freistaat war im Sommer 2024 auf den Zweckverband mit der Bitte zugekommen, die Nutzung von fünf Unterkunftsgebäuden hinter dem Verwaltungstrakt sowie einer Fläche südlich der Zufahrt und eines Lagergebäudes bis Mitte 2026 zu verlängern. Vertraglich vereinbart war, dass diese Gebäude im Hinblick auf die Erschließung des Gewerbeparks Ende 2024 aufgegeben werden. Der Zweckverband hatte Zustimmung signalisiert und als Gegenleistung die Freigabe des großen Verwaltungsgebäudes am Eingangsbereich gefordert, um sich den Bau einer neuen Zufahrt zum späteren Gewerbepark und damit Kosten zu sparen. "Darauf lässt sich der Freistaat aber nicht ein", sagt Deubner. Der Zweckverband wiederum wird ohne Kompensation auf die vertragliche Vereinbarung pochen. Der Freistaat müsste dann die Gebäude räumen.

Wie geht's nun weiter? "Wir haben einen klaren Zeitplan", sagt Oberbürgermeister Remelé. Nächster Schritt ist die Verhandlung der Vertragsmodalitäten. Werden Bund und Freistaat dem Zweckverband entgegenkommen? Bis zur Verbandsversammlung am 30. April sollen Antworten und damit der finale Kaufpreis auf dem Tisch liegen. "Dann entscheidet sich, ob wir kaufen oder nicht", sagt Deubner. 

Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist optimistisch. Er sieht "sehr gute Chancen" für den Erwerb der Conn Barracks in diesem Jahr.

 
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Kommentare
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  • Gerhard Zwierlein
    Wieviel neue Bundeswehrstandorte müssen aufgebaut werden? Das hier wäre eines. Und der Industriestandort Schweinfurt hat ein neues Standbein. Und unsere Industrie wird doch auch Militärzeugs herstellen wollen! Gebraucht wirds.
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  • Bernd Schuhmann
    Irgendwo und irgendwie sollte es der BIMA KLAR SEIN, das bei uns in Schweinfurt bald die Hütte brennt.
    Der ARBEITSPLATZABBAU fängt erst an .
    SCHWEINFURT braucht Flächen zur Mittelstandsentwicklung !
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Ehemalige Militärgelände umzuwandeln und einer sinnvollen friedensfähigen Nutzung zuzuführen passt mittlerweile gar nicht mehr in unsere Zeit.
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  • Fred Reinshagen
    @G. Wohlfart-Mitznegg

    Landebahn & Hangars!
    Ideal für ein schnell(!) errichtetes Flugzeugwerk mit Autobahn- & Bahnanschluss (US-Terminal). Wo sonst? Sofern es Deutschland braucht? Wäre so ähnlich wie Airbuswerk in HH mit eig. Startbahn - die für Militärflugzeuge nicht lang sein muss (Flugzeugträger). Hauptwindrichtung West: sie starten meist stadtauswärts.

    Wäre Steilvorlage für SWer Großindustrie, die zweigleisig krisensicherer fahren könnte: Automobil- & Rüstungszulieferer.

    Die Deutschen wollen beschützt werden - aber bitte nicht vor unserer Haustüre, sondern woanders. Die Geldersheimer sind da anders, es sind vernünftige Bürger, die selbst einen Beitrag zur Landesverteidigung leisten wollen - dasselbe gilt natürlich für alle Bürger im Raum SW, auch für Grüne & Alternative - so gesehen würde der Sache nichts im Wege stehen.
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  • Dieter Hartwig
    Man braucht keinen neuen Gewerbepark. Es gibt schon genug Flächen. Bringt nichts wenn man von anderen Standorten Gewerbe abwirft und dort stehen dann Flächen leer. Die Wirtschaftsentwicklung ist rückläufig.
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  • Fred Reinshagen
    @Dieter Hartwig
    Die Stadt SW hat keine Gewerbegrundstücke mehr! Auf ihrer Webseite findet man nichts. Der Mittelstand bringt heute mehr Gewerbesteuer als Großindustrie - wo soll er sich ansiedeln?

    2012 wurde der US-Abzug bekannt! Seitdem hat man zu Conn nur getrödelt. Vor Jahren waren Immobilien noch viel billiger, die Wirtschaft boomte und suchte große Flächen, längst hätte man kaufen sollen - Wer zu spät kommt den bestraft das Leben.
    SW war unter OB Grieser dynamischste Stadt Deutschlands und wurde seitdem abgehängt, ist heute unter ferner liefen.

    SW weist ja zudem junge bauwillige Familien ab: EFH-Grundstücke ebenfalls Fehlanzeige (Einkommensteuer!).
    Die derzeitigen Finanzprobleme der Stadt sind z .T. durch Misswirtschaft hausgemacht.
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