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Kreis Schweinfurt
Landkreis Schweinfurt fördert Bauen und Sanieren: Wie bald mehr Hausbesitzer davon profitieren könnten
Bauen und Wohnen im Altort statt in neuen Baugebieten – das zu fördern, hat sich der Landkreis auf die Fahnen geschrieben. Jetzt will er sein Programm ausweiten.
Wer alte Häuser saniert statt neue zu bauen, den unterstützt der Landkreis Schweinfurt. Bisher aber nur, wenn das Haus im Ortskern liegt.
Foto: Anand Anders | Wer alte Häuser saniert statt neue zu bauen, den unterstützt der Landkreis Schweinfurt. Bisher aber nur, wenn das Haus im Ortskern liegt.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:05 Uhr

Vertreter des Landkreises Schweinfurt geben sich selbstbewusst, wenn es um eine Bilanz des Projekts Innenentwicklung geht: Mit der Förderung von Bauen und Sanieren in den Ortskernen habe man eine Vorreiterrolle eingenommen, so David Wald vom Regionalmanagement des Landkreises. Viele andere Kommunen und Kreise hätten das Konzept inzwischen kopiert, so Wald vor dem Kreisentwicklungs-Ausschuss des Landkreises.

Und vor allem: Das Angebot kam offenbar bei der Bevölkerung an. Das Regionalmanagement begleite eine Vielzahl von privaten Projekten, sagt Wald. In Zukunft könnten die nicht nur in den Ortskernen liegen. Folgt der Kreisausschuss dem Vorschlag des Regionalmanagements, könnten ab 2023 noch viel mehr Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer von der angebotenen Bauberatung und den Fördergeldern für das Sanieren profitieren.

Das Projekt soll ausgedehnt werden – auf alle Häuser, die mindestens 60 Jahr alt sind. Sie müssen nicht zwangsläufig mehr im Innenort stehen. Jetzt nimmt das Innentwicklungskonzept auch die Baugebiete aus den 1960er- und 1970er-Jahren in den Fokus oder auch den Außenbereich, beispielsweise alte Mühlen.

Wie genau sieht die Unterstützung durch das Innentwicklungs-Programm aus?

Im Kern geht es aber um die Gebäude, die in der Nachkriegszeit entstanden und jetzt sanierungsbedürftig sind, erläutert Regionalmanagerin Ursula Schmidt. Wenn Enkel das Häuschen vom Opa zwar generell übernehmen wollten, sich aber fragen, wie sie es umbauen könnten, auch die Energiekosten nicht unbezahlbar sind, könnte das erweiterte Konzept dabei helfen.

Wie sieht diese Unterstützung aus? Zum einen wird eine Bauberatung angeboten. Acht Fachbüros wurden dafür in der Vergangenheit engagiert und stünden auch weiter für eine Erstberatung bereit, so Regionalmanager Wald. Die Beratung umfasst fünf Stunden, in denen erste Informationen möglich sind. Eine genaue Planung könne dabei nicht entstehen. Was die Beratung genau bietet und was Planer beachten müssen, soll in einer Checkliste und einer Broschüre zusammengefasst werden.

Bauberatung für Hausbesitzerinnen und -besitzer ist nur ein Angebot

Neben der Beratung gibt es auch Fördergelder; maximal 10.000 Euro sind möglich. Der Durchschnitt liegt bei einer Fördersumme von 3700 Euro. Die Mittel dafür stellen – wenn der Kreistag dem zustimmt – der Landkreis und die Gemeinden mit jeweils 50.000 Euro zur Verfügung; die weiteren Gelder stammen aus Rückflüssen der Landkreismittel aus dem Konzept von 2017. In Zukunft sollen – anders als bisher – auch Online-Bewerbungen für Privatleute möglich sein. Außerdem soll das Wiederverwerten von Baumaterialien unterstützt werden.

Dass das Angebot bei den Menschen ankommt, zeigt für Wald schon die Summe der ausgegebenen Gutscheine für eine Erstbauberatung: Möglich waren 400, abgefragt wurden 384. Dabei ging es nicht nur um die Sanierung von alten Gebäuden im Ortskern, sondern auch um den Abriss von Gebäuden, die nicht mehr saniert werden konnten und durch einen Neubau ersetzt worden sind, oder um die Umwandlung alter Scheunen in Wohnraum. Auch für die Entsorgung von Bauschutt gab es Zuschüsse.

Welche Mittel aus dem alten Fördertopf noch übrig sind

Von der einen Million Euro, die für die Innentwicklung und Ortskern-Revitalisierung ab dem Jahr 2017 zur Verfügung standen, sind noch 180.000 Euro übrig. Wer schnell ist, könnte noch profitieren, indem sie oder er bis Jahresende noch einen Antrag auf Abriss- und Entsorgung stellt. Bedingung: Zuvor müssen Antragsteller die Bauberatung des Regionalmanagements oder eine vergleichbare Bauberatung in Anspruch genommen haben. Mit der Auszahlung von 80 weiteren Anträgen rechnet man aktuell im Landratsamt. Die Antragsfrist endet am 31. Dezember. Und mit ihr das bisherige Programm.

2023 wird es weiterlaufen, das steht fest. Ob die Kreisrätinnen und Kreisräte den Vorschlägen des Regionalmanagements folgen, bleibt abzuwarten. Ende Januar soll das fertige Konzept auf den Tisch kommen, im April, Mai 2023 dann die neue Förderung eingeführt werden.

Erste Stimmen zu den neuen Plänen gab es bereits im Ausschuss für Kreisentwicklung. Dort teilte Peter Seufert (Freie Wähler) zwar die grundsätzlich positive Haltung seiner CSU-Kollegin Edeltraud Baumgartl zum Innenentwicklungskonzept. Uneins waren sich die beiden aber bei der Neufassung, die über die Ortskerne hinaus gehen soll. Während Baumgartl betonte, wie wichtig es sei, das Programm auszuweiten, "bei Häusern aus den Nachkriegsjahren ist im energetischen Bereich viel zu tun", konnte sich Seufert damit nicht anfreunden.

Was der Hintergedanke für die geplante Ausweitung der Innenentwicklung ist

Diese Häuser gingen weg wie warme Semmeln, betonte er und kündigte an, die Freien Wähler würden einer Neufassung in der Richtung nicht zustimmen. Regionalmanagerin Ursula Schmidt entgegnete, man wolle vermeiden, dass neue Baugebiete ausgewiesen würden, obwohl genug Häuser da seien. Die Lücke zwischen einem Neubau und einer Sanierung dürfe nicht zu groß sein, um dieses Ziel zu erreichen. Deshalb die Förderung älterer Häuser auch außerhalb der Ortskerne.

Für Ulrich Werner (CSU) genau der richtige Ansatz, um eben diese Häuser "in die nächste Generation zu bringen". Landrat Florian Töpper betonte, das neue Konzept sei die Grundlage dafür, "dass wir uns als Landkreis weiter an der Spitze bewegen". Das Projekt sei eine gelungenes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit zwischen Kreis und Gemeinden.

 
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