Wohnraum ist nicht nur in den Städten knapp. Auch die Gemeinden, vor allem im Speckgürtel rund um Schweinfurt, spüren den Druck, Bauland zu schaffen und Wohnungen anzubieten. Wobei noch überall Bauplätze frei wären, die sich allerdings in Privatbesitz befinden.
Einen "unheimlich großen Bedarf" für Bauplätze registriert Bürgermeister Willi Warmuth in seiner Stadtrand-Gemeinde Dittelbrunn. "Wir haben derzeit 200 Anfragen für Grundstücke", erklärt er. Gleichzeitig gebe es in der Gemeinde aber noch etwa zehn Leerstände und 50 freie Bauplätze in privater Hand. Viele Besitzer wollten diese aber "fürs Enkele" aufheben, was in der Regel jedoch kaum eintrete.
"Wenn mal was angeboten wird, dann ist das gleich wieder weg", von Privat zu Privat, ohne Eingriffsmöglichkeit für die Gemeinde. "Wir wissen, dass jedes Jahr circa 50 Häuser verkauft werden, weil die Eigentümer in altersgerechte Wohnungen ziehen", sagt Warmuth.
Um dem Wohnungsdruck zu begegnen, verstärkt die Gemeinde ihre Bemühungen zur Innenentwicklung, weist aber auch Bauland aus: In der Ortsmitte von Hambach wird ein Neun-Familien-Haus gebaut, am Sonnenteller entstehen 64 Wohnungen. "Im Grund" in Dittelbrunn könnten laut Warmuth auch 30 bis 40 Wohnungen im Geschosswohnungsbau erstellt werden. Zudem hat die Gemeinde die Ausweisung eines weiteren Baugebiets mit etwa 50 Parzellen in Hambach im Auge.
Registriert hat Warmuth, dass in den letzten Jahren viele junge Leute, die in großen Städten wegen Ausbildung oder Beruf gelebt hätten, wieder zurück wollten. Verständlich, bei Baulandpreisen von 600 Euro und mehr in den Metropolen. In Dittelbrunn kostet der Quadratmeter etwa 200 Euro, in Hambach 180 Euro.
Gochsheim hat kein Bauland mehr zu verkaufen
Auch in Gochsheim hat die Gemeinde kein Bauland mehr zu verkaufen. Aber circa 50 bebaubare, brachliegende Grundstücke befänden sich in Privathand, sagt Bürgermeister Manuel Kneuer.
Um für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, unterhält die Gemeinde selbst 80 Wohnungen, davon 19 Sozialwohnungen. Darüber hinaus tritt sie als Vermittlerin bei Grundstücksverkäufen auf, beispielsweise am Predigtstuhl. Dort hat die Gemeinde ein Grundstück gekauft und an einen Bauträger weiterveräußert. Als Problem nimmt Kneuer allerdings die aktuell hohen Bau- und Rohstoffpreise wahr. Diese würden Investoren vom Bauen abhalten, weil sonst die Mietpreise zu hoch würden. "Viele warten ab."
Derzeit größtes städtebauliches Projekt ist die "Grüne Mitte", bei der eine Industriebrache in Wohnbebauung umgewandelt wird. Etwa 35 Wohnungen können entstehen. Darüber hinaus weist die Kommune 30 Baugrundstücke im Baugebiet Südost Teil II neu aus.
"Wir bemühen uns, die Außenversiegelung so gering wie möglich zu halten. Die Entwicklung im Altort geht vor", meint Kneuer. Mit einem Altort-Monitoring unter Beteiligung der Bürger soll das jetzige Sanierungsgebiet aktualisiert werden.
Noch nicht entschieden hat sich der Gochsheimer Gemeinderat, ob er einer Resolution zur bayernweiten Einführung einer Grundsteuer C zustimmt. Dabei sollen baureife, brachliegende Grundstücke mit einem einheitlich erhöhten Hebesatz versehen werden, um damit Druck auf die Grundbesitzer auszuüben. "Nur wenn das sinnvoll für die Gemeinde wäre", so Kneuer.
Im Sennfelder Altort sind alle bebaubaren Grundstücke im Privatbesitz
In der Nachbargemeinde Sennfeld befinden sich im Altort noch etwa 18 bis 20 bebaubare Grundstücke, alle in Privatbesitz, sagt Bürgermeister Oliver Schulze. "Die Gemeinde hat da wenig Einfluss." Um eine Wohnbebauung im Innern dennoch zu ermöglichen, hat die Gemeinde 2019/2020 drei nebeneinanderliegende Grundstücke in der Nähe des Plans gekauft und erschließt sie neu: für drei Einfamilienhäuser und ein Mehrparteienhaus. Dafür hat sie auch ihr Vorkaufsrecht gezogen.
Zwar habe die Kommune auch andere Bereiche im Dorf für mögliche neue Bauflächen abgefragt, so Schulze. Aber über 80 Prozent befänden sich in privater Hand. "Da macht eine Erschließung keinen Sinn."
Niederwerrn hat kein eigenes Bauland mehr
Eigenes Bauland hat auch die Gemeinde Niederwerrn nicht mehr zu vergeben, erklärt Bürgermeisterin Bettina Bärmann. Geschätzte 75 Baulücken befänden sich aber in Ober- und Niederwerrn in Privatbesitz, die Besitzer würden regelmäßig angeschrieben, teilweise auch persönlich besucht.
Leerstände gebe es nur wenige. Die Gemeinde hat im Altort von Niederwerrn etliche zusammenhängende Grundstücke aufgekauft, um sie im Rahmen des ISEK, des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts, neu für Wohnen und Gewerbe zu ordnen.
"Für uns als flächenmäßig kleinste Gemeinde ist es schwer, Bauland auszuweisen", sagt Bärmann. Ein Privateigentümer schaffe jetzt am nördlichen Rand von Niederwerrn 24 Wohneinheiten. Im Flächennutzungsplan von Oberwerrn gebe es auch noch eine mögliche Baulandfläche. Allerdings müssten zwei Drittel in Gemeindehand sein. "Wir bleiben dran."
Euerbach hat seit 1998 kein Baugebiet mehr ausgewiesen
Auf ausschließliche Innenentwicklung hat bislang die Nachbargemeinde Euerbach gesetzt und seit 1998 kein Baugebiet mehr ausgewiesen. Doch der Drang nach Bauplätzen aus der örtlichen Jugend ist groß. "Jede Woche kommen neue Anfragen", sagt Bürgermeisterin Simone Seufert. Zwar gibt es in den drei Gemeindeteilen noch 69 Baulücken, aber alle in Privatbesitz.
Deshalb weist die Kommune nun wieder Bauland aus: 27 Parzellen am Steigholz in Euerbach und elf Bauplätze am Weihergraben II in Sömmersdorf. Für letztgenannte greift die Gemeinde auf das neue Baulandmobilisierungsgesetz zurück und auf die Möglichkeit eines "beschleunigten Verfahrens zur Einbeziehung von Außenbereichsflächen".
Darüber hinaus kauft die Gemeinde, "wenn es wirtschaftlich möglich ist und wenn Fördermittel abgreifbar sind", so Seufert, auch Gehöfte im Innenbereich, Beispiel Nuss-Anwesen in Sömmersdorf. Dessen künftige Nutzung ist zwar noch nicht geklärt, aber "da ist auch Potenzial für eine Wohnbebauung".
Als Sprecherin der Allianz Oberes Werntal unterstreicht Seufert die Hilfen für Bauwillige im Bestand der Altorte: Unterstützung durch die Innenentwicklungslotsen, kostenlose Erstbauberatung durch einen Architekten, finanzielle Förderung durch die Gemeinde im Sanierungsgebiet, Fachvorträge in der Bauhütte Obbach, Förderung von Bauschuttentsorgung durch den Landkreis. Aktuell lässt die Allianz zudem alle 46 Dörfer nach schützenswerten Gebäuden kartieren, um diese über Förderung aus dem Denkmalschutz zu sanieren.
"Wir wollen keine große Flächenversiegelung", konstatiert Seufert, "aber wir müssen unsere Gemeinde auch zukunftsfähig aufstellen."