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Kreis Schweinfurt
Innenentwicklung: Wer im Ortskern baut, braucht Unterstützung
Bauberatung, Kommunale Förderprogramme, Zuschüsse bei Entsorgungskosten: In der Allianz Oberes Werntal wird mit vielen Instrumenten an der Innenentwicklung gearbeitet.
Wer für den Neubau oder die Sanierung eines Gebäudes im Altort Bauschutt entsorgen muss, kann über das Innenentwicklungskonzept des Landkreises dafür Förderung erhalten.
Foto: Anand Anders | Wer für den Neubau oder die Sanierung eines Gebäudes im Altort Bauschutt entsorgen muss, kann über das Innenentwicklungskonzept des Landkreises dafür Förderung erhalten.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:33 Uhr

Wer mitten im Ortskern ein Haus saniert oder neu baut, kann vieles gebrauchen: Ideen, Vorstellungskraft, Flexibilität, Durchhaltevermögen und natürlich finanzielle Mittel. Ganz konkret unterstützt die Allianz Oberes Werntal mit ihren Maßnahmen zur Innenentwicklung die Bauherren. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Gemeinden.

Die Bandbreite an Aktivitäten ist groß, die die Allianz seit über zehn Jahren nutzt oder eigens entwickelt hat, um die Altorte zu beleben: Kommunikative, fachlich-konzeptionelle oder finanzielle Maßnahmen. Dass sie greifen, zeigt der Evaluierungsbericht zur Innenentwicklung zwischen 2008 und 2017. Hilfreich als Grundlagen für Bauherren und Gemeinden sind beispielsweise Gemeindeentwicklungskonzepte, Städtebauförderung, Dorferneuerung oder das Innenentwicklungskonzept des Landkreises Schweinfurt.

Mit finanziellen Anreizen sollen Bauherren unterstützt werden. In allen zehn Allianzgemeinden gibt es mittlerweile kommunale Förderprogramme zum Bauen und Sanieren im Altort. Die ersten wurden bereits 2011 in Oerlenbach und 2013 in Euerbach und Niederwerrn installiert, die letzten laut Evaluierungsbericht 2017 in Bergrheinfeld, Dittelbrunn und Poppenhausen.

Einst beherbergte dieser Hof in Werneck ein landwirtschaftliches Anwesen. Inzwischen sind ein Blumenladen und ein Ingenieurbüro dort eingezogen.
Foto: Silvia Eidel | Einst beherbergte dieser Hof in Werneck ein landwirtschaftliches Anwesen. Inzwischen sind ein Blumenladen und ein Ingenieurbüro dort eingezogen.

Gefördert werden in etlichen Gemeinden mindestens 50 Jahre alte Gebäude, die seit mindestens sechs Monaten ungenutzt sind oder bei denen ein Generationswechsel stattfindet. Für deren Sanierung oder Abbruch für einen Ersatzbau werden Zuschüsse gezahlt. Maximal vier Prozent der Investitionssumme bis 150 000 Euro, also 6000 Euro pro Anwesen, werden entrichtet. Dazu gibt es eine Art Baukindergeld von zwei Prozent der Investitionssumme pro Kind. Bis 2017 wurden 47 Objekte gefördert, 180 000 Euro wurden ausgezahlt. Spitzenreiter war die Gemeinde Oerlenbach, gefolgt von Wasserlosen und Werneck.

Nachgefragt werden auch die kostenlosen Erstbauberatungen durch einen Architekten: Zwischen 2008 und 2017 gab es 165 solche Beratungen, 63 Projekte wurden realisiert. Seit 2017 fördert zudem der Landkreis Schweinfurt die Erstbauberatung durch einen Planer mit 500 Euro beziehungsweise fünf Stunden pro Objekt.

In Hain wurde ein leerstehendes kleines Gehöft vom Verein Dezent zum Treffpunkt in Sachen Dorferneuerung saniert. Der Verein fördert das kulturelle und gesellige Leben im Ort. 
Foto: Silvia Eidel | In Hain wurde ein leerstehendes kleines Gehöft vom Verein Dezent zum Treffpunkt in Sachen Dorferneuerung saniert. Der Verein fördert das kulturelle und gesellige Leben im Ort. 

Ein dauerhaftes Instrument der Innenentwicklung ist die Dorferneuerung. Derzeit sechs Allianzgemeinden, genauer sieben der 46 Gemeindeteile, sind im Verfahren. Zwischen 2008 und 2017 wurden fünf Kommunen mit 3,34 Millionen Euro unterstützt. Den größten Zuschuss erhielten Euerbach mit 1,337 Millionen Euro für die Gemeindeteile Obbach und Sömmersdorf sowie Poppenhausen mit 1,224 Millionen Euro für Hain und Pfersdorf.

Auch mit zusätzlichen Einzelmaßnahmen wie neugestalteten Plätzen oder Umnutzung von Leerständen zu Dorfgemeinschaftshäusern gingen die Gemeinden beispielhaft voran. 11,32 Millionen Euro wurden für 30 Projekte investiert, 4,19 Millionen Euro gab es dafür an Zuschüssen. Nutznießer waren Dittelbrunn, Euerbach, Poppenhausen, Waigolshausen, Wasserlosen und Werneck, das mit 1,05 Millionen Euro die höchste Fördersumme erhielt.

Von der Dorferneuerung profitierte vor allem auch die Allianzgemeinde Geldersheim, hier ein Teil der sanierten Gadenanlage. 
Foto: Silvia Eidel | Von der Dorferneuerung profitierte vor allem auch die Allianzgemeinde Geldersheim, hier ein Teil der sanierten Gadenanlage. 

Neben den Kommunen profitieren die Privateigentümer. Für private Um-, Aus- und Anbauarbeiten wurden zwischen 2008 und 2017 genau 67 Anträge mit 368 000 Euro bezuschusst.

Im Rahmen der Städtebauförderung wurden in den Sanierungsgebieten von Dittelbrunn, Niederwerrn und Werneck von Privatbesitzern rund 442 000 Euro investiert, wofür 86 000 Euro Zuschüsse ausgezahlt wurden. Die Gemeinde Euerbach nutzt das gleiche Instrument, nimmt aber keine Fördermittel in Anspruch, sondern verschafft Immobilienbesitzern die Möglichkeit der steuerlichen Absetzung von Sanierungskosten. 18 Haushalte nutzten diese Möglichkeit.

Wichtig für Bauherren ist seit 2017 die Möglichkeit, im Rahmen des Innenentwicklungskonzeptes des Landkreises auch Abriss- und Entsorgungskosten gefördert zu bekommen. Maximal 10 000 Euro sind möglich bei einem Fördersatz von bis zu 20 Prozent auf die förderfähigen Nettokosten.

Wenn sich eine Dorferneuerungs-Gemeinde per Beschluss der Innenentwicklung verpflichtet, auf die Neuausweisung von Bauflächen verzichtet und vorrangig innerörtliche Brachflächen und leere Gebäude nutzt, kann sie am Programm "Innen statt Außen" des bayerischen Landwirtschaftsministeriums partizipieren. Damit kann für die Modernisierung, Instandsetzung oder den Abbruch leerer Gebäude ein Bonus von 20 Prozent auf den jeweiligen Fördersatz der Gemeinde gewährt werden. Bis zu 90 Prozent Zuschuss können bestimmte finanzschwache Kommunen erhalten.

Ebenfalls von der Verwaltung für Ländliche Entwicklung wurde die Förderinitiative "Flächenentsiegelung" gestartet. Wenn eine Kommune bei einer Dorferneuerung oder Einzelmaßnahme öffentlichen Raum aufwertet und bei befestigten Arealen den Bodenbelag entfernt oder versickerungsfähig auswechselt und wenn Flächen begrünt werden, wird das gefördert.

Die Anstrengungen der Allianz Oberes Werntal zur Wiederbelebung der Altorte zeigen Wirkung. Ziel ist es, sogenannte Krapfendörfer zu schaffen, deren Inneres gut gefüllt ist, und Donut-Dörfer zu vermeiden, die in ihrem Kern leer sind. Die verschiedenen Aspekte dieser Innenentwicklung mit Vorbildcharakter beleuchten wir in unserer Serie.

 
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