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Schweinfurt
Kritik an unsauberer Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge: Stadt Schweinfurt wehrt sich
Verschimmelte Lebensmittel, tote Kakerlaken, verdreckte Räume: Der Zustand des Gebäudes 210 in Ledward sorgt für Streit. Warum die Stadt Schweinfurt sich zu Unrecht kritisiert sieht.
Die Luftaufnahme aus Richtung Sachs-Stadion der früheren Ledward Kaserne zeigt zum einen auf der Brachfläche den Bereich für die Schweinfurter Landesgartenschau 2026, am rechten Bildrand das Gebäude 210, in dem derzeit ukrainische Flüchtlinge untergekommen sind.
Foto: Anand Anders | Die Luftaufnahme aus Richtung Sachs-Stadion der früheren Ledward Kaserne zeigt zum einen auf der Brachfläche den Bereich für die Schweinfurter Landesgartenschau 2026, am rechten Bildrand das Gebäude 210, in dem ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:47 Uhr

Während in der Ukraine der russische Angriffskrieg tobt und Millionen Menschen vor ihm in den Westen flüchten, gibt es in Schweinfurt einen heftigen Streit darüber, wer für den schlechten Zustand des Gebäudes 210 in der Ledward Kaserne vor dem Einzug von ersten Ukraine-Flüchtlingen vor einigen Tagen verantwortlich ist.

Ehrenamtliche Helfer hatten sich bereit erklärt, die verdreckten Räume zu reinigen, Betten aufzubauen und Spenden zu sortieren. Sie fühlten sich von Mitarbeitenden der Verwaltung aber brüsk behandelt, was im Hauptausschuss für Streit sorgte, nachdem Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) das Thema ansprach. Nun wehrt sich die Stadt mit einer ausführlichen Mitteilung erneut gegen die Kritik.

"Die jetzt dargestellten Zustände und Vorwürfe sind nicht nur falsch, sondern auch unnötig und nicht akzeptabel", wird Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) zitiert. Er gesteht zu, dass es "verbeserungswürdige Arbeiten und Maßnahmen" gebe, betont aber, dass seine Mitarbeitenden aus der Verwaltung, insbesondere der Koordinator in Flüchtlingsfragen, Matthias Kress, und die Führungsgruppe Katastrophenschutz der Stadt "enormen Einsatz" zeigten.

"Die jetzt dargestellten Zustände und Vorwürfe sind nicht nur falsch, sondern auch unnötig und nicht akzeptabel."
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) zur Kritik am Zustand des Gebäudes 210 in der Ledward Kaserne.

Sie seien seit Tagen ohne Pause im Einsatz, teilweise nachts, um die ankommenden Flüchtlinge willkommen zu heißen, ihnen mit Hilfe von Sprachmittlern bei der Registrierung zu helfen, passende Zimmer zuzuweisen, nötige Unterstützung zukommen zu lassen und nebenbei noch die nötigen und wichtigen Lagemeldungen an Regierung und Ministerien abzusetzen. "Während der eine Katastrophenfall noch nicht abgeschlossen ist, stehen wir vor einem weiteren und damit erneut vor einer Mammutaufgabe", so der OB mit Verweis auf die seit zwei Jahren andauernde Corona-Pandemie.

Über den Zustand des Gebäudes 210 in der Ledward Kaserne in Schweinfurt vor der Nutzung als Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge gibt es Streit.
Foto: Oliver Schikora | Über den Zustand des Gebäudes 210 in der Ledward Kaserne in Schweinfurt vor der Nutzung als Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge gibt es Streit.

Remelé betont: "Mein wiederholter Dank geht darüber hinaus auch an alle ehrenamtlichen Helfer. Ihr Einsatz ist wichtig, denn ohne ehrenamtliche Unterstützung sind Krisensituationen wie diese nicht zu bewältigen." Er bittet aber um Verständnis, dass Abläufe und Vorgehen koordiniert sein müssen. Elektrische Geräte zum Beispiel müssten vor dem Einsatz geprüft werden, um Gefahrensituationen wie Kurzschlüsse oder Kabelbrand vorzubeugen.

Ein Kritikpunkt des Helferteams war, dass die Stadt gespendete Elektrogeräte entsorgt haben soll, obwohl die Helfer einen zertifizierten Prüfer in ihren Reihen hatten, der sich bereit erklärte, die notwendigen Siegel anzubringen.

Ein Teil der Gebäude in Ledward soll mittelfristig abgerissen werden

In der Erklärung geht die Verwaltung auch auf die Historie der nun genutzten Gebäude in Ledward ein, die grundsätzlich nur übergangsweise nutzbar sind, da sie in den Plänen für die Entwicklung der früheren US-Kaserne für den Abriss vorgesehen seien. Das Gebäude 210 wurde ab 2015 von der Regierung von Unterfranken als Erstaufnahmeeinrichtung (später Anker-Zentrum) genutzt, um den damals in der Folge des Syrien-Krieges in Schweinfurt Schutzsuchenden eine Unterkunft zu geben.

Blick in einen der Gänge im Gebäude 210 vor der Instandsetzung. Das Foto versandte die Stadt mit ihrer Pressemitteilung.
Foto: SWG | Blick in einen der Gänge im Gebäude 210 vor der Instandsetzung. Das Foto versandte die Stadt mit ihrer Pressemitteilung.

Im Frühsommer 2019 zog das Ankerzentrum nach Geldersheim in die Conn-Barracks. Ein Teil der Gebäude in Ledward wurden dann während der Corona-Pandemie unter anderem als PCR-Testzentrum genutzt. Die Verwaltung betont aber, dass sie "nur dann ertüchtigt, hergerichtet und gereinigt wurden, wenn sie benötigt wurden". Andernfalls nicht, war doch ohnehin der Abriss vorgesehen. Dies würde auch erklären, warum die Regierung von Unterfranken als damaliger Mieter das Gebäude in schlechtem Zustand hinterließ, auch wenn dies nicht explizit in der Pressemitteilung der Stadt so formuliert wird.

Blick in einen der als Notunterkunft eingerichteten Räume im Gebäude 210. Das Bild wurde von der Stadtverwaltung im Rahmen der Pressemitteilung versandt.
Foto: Stadt Schweinfurt | Blick in einen der als Notunterkunft eingerichteten Räume im Gebäude 210. Das Bild wurde von der Stadtverwaltung im Rahmen der Pressemitteilung versandt.

Stadt betont: Gebäude in der Ledward Kaserne wurden gereinigt

Die Nutzung des Gebäudes 210 für Ukraine-Flüchtlinge war für die Stadt aufgrund der Dynamik des Krieges überraschend schnell. Natürlich aber habe man sich um die Reinigung des Gebäudes gekümmert, heißt es: "Bei all den Widrigkeiten ist jedoch festzuhalten, dass die zum Teil in einigen Medien dargestellte Situation zum Zustand der Flüchtlingsunterkünfte nicht zutrifft", betont die Stadt.

Anzeige für den Anbieter Google Maps über den Consent-Anbieter verweigert

Es seien "selbstverständlich Reinigungsfirmen engagiert, zum Teil auch Malerarbeiten für einige der Gebäude beauftragt worden". Die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWG arbeite seit zwei Wochen mit mehreren Firmen, fünf Technikern und einem Koordinator daran, das Gebäude 210 zu ertüchtigen. Es hat insgesamt 3500 Quadratmeter Nutzfläche, für eine schnelle, effiziente Grundreinigung dafür eine Firma während der grassierenden Omikron-Welle zu finden, war offenbar schwierig. Die beauftragte Firma war zunächst mit zwei Kräften vor Ort, konzentrierte sich auf die Reinigung der Böden, danach der Gemeinschaftsküchen und Sanitärräume.

Schränke mit toten Kakerlaken, vergammelten Lebensmitteln und weiteren großen Verschmutzungen fanden die freiwilligen Helfer im Gebäude 210 vor, bevor die ukrainischen Flüchtlinge kamen.
Foto: Helferkreis Ukrainehilfe | Schränke mit toten Kakerlaken, vergammelten Lebensmitteln und weiteren großen Verschmutzungen fanden die freiwilligen Helfer im Gebäude 210 vor, bevor die ukrainischen Flüchtlinge kamen.

"Zu den Einzelküchen in den Zimmern und den Wänden im Flur ist die beauftragte Reinigungsfirma noch nicht gekommen. Diese Arbeiten stehen noch aus, wurden zum Teil aber bereits durch eine vom Bayerischen Roten Kreuz koordinierte Gruppe ehrenamtlicher Helfer freiwillig übernommen", schreibt die Stadt. Der unübliche Reinigungsablauf – nicht von oben nach unten und Zimmer für Zimmer – sei "der aktuellen Situation geschuldet."

Neben dem Putzen braucht es laut Stadt eine Brandmeldeanlage, Sanitärinstallationen, Türschlösser, Fenstereinstellungen, Feuerlöscher, Elektroarbeiten und eine Sicherheitsbeleuchtung. Aktuell werde das Gebäude 205 vorbereitet, das Erdgeschoss in Gebäude 212 für eine Küche ertüchtigt und das Gebäude 267 zur Nutzung als Kindertagesstätte hergerichtet.

 
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  • brodl72@t-online.de
    War etwa die Stadt der Verursacher? Wo sind die Menschen, die diese Sauerei hinterlassen haben?
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  • rainbird
    Tote Kakerlaken und verschmutzte Wände? Das soll ein Problem sein? Da war der Autor noch nicht in günstigen Hotels in Südeuropa.
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  • Klaus-Fiederling@gmx.de
    oh fixfax sage nur häää? zu ihrem artikel. man hätte erst mal die räumlichkeiten besichtigen sollen, von den stadträten in sw bevor man menschen in solche gossenähnlichen behausungen lässt. die menschen haben ihre heimat verlassen und möchten sich hier auch wohl fühlen. und wenn man nicht bereit ist, die hilfe von ehrenamtlichen reinigungskräften anzunehmen, muss ich mich schon fragen, wie bescheuert die stadträte in sw sind. wenn ich in eine unterkunft komme möchte ich auch dass man ein menschenwürdiges leben führen kann, ohne dass man sich vor dreck und kakerlaken anegeln lassen muss. armes schweinfurt!
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  • Fixfax1911
    "...war doch ohnehin der Abriss vorgesehen...."
    Also, alles richtig gemacht.
    Warum sollten geplante Abrissgebäude mit Steuergeldern nochmal renoviert werden?

    Und bewohnbar sind sie doch.
    Ich bin mir sicher wenn Menschen aus einem Kriegsgebiet flüchten, sind sie gerne bereit auch ein paar Schränke sauber zu machen. Wobei, das Saubermachen war doch die Aufgabe des Helferteams:

    "Ehrenamtliche Helfer hatten sich bereit erklärt, die verdreckten Räume zu reinigen, Betten aufzubauen und Spenden zu sortieren."

    Und wozu macht das Helferteam Fotoaufnahmen , stellt diese medial, wenn Sie die Schränke reinigen sollen?
    Kein Wunder wenn diese ganzen "Helfergruppen" nicht immer auf Gegenliebe stoßen.
    Beim ersten kleinen Problem groß an die Medien wenden und wichtig im Mittelpunkt stehen.
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  • Schmetterling
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  • klausschneider
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  • schlumpf100100@aol.com
    Die Stadt will LGA, will Theater, will will will..... dann sollte auch Geld da sein für eine professionelle Reinigung und Herrichtung. Und, für die erfolgte "Reinigung" wird die Stadt doch hoffentlich kein Geld bezahlt haben, denn nach erbrachter Leistung findet eine Abnahme dieser Leistungen statt. Gibts Mängel, müssen diese behoben werden und erst dann fließt Geld. ..

    Wer die damals GENERALSANIERTEN Unterkunftsgebäude z.B. Geb.208, 210, 211, etc. gekannt hat und wie sie die US Army beim Abzug übergeben hat und nun sieht wie sie in den letzten Jahren ge-/benutzt wurden, der braucht sich nun nicht wundern, dass die Reg. v. Unterfr. sie in dem schlechten Zustand übergeben hat... Und die Gebäude waren nach Abzug der Army NICHT in einem abrisswürdigen Zustand.
    Da weiß der Nachnutzer der Conn-Barracks, was auf ihn nach Schließung des Ankerzentrums erwartet. Auch das waren größtenteils generalsanierte Unterkünfte. Und auch hier heißt generalsaniert fast 80% Neubau......
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  • Tagblatt_Leser*in
    wie heißt es so schön: die Stadt ist stets bemüht im Rahmen ihrer Möglichkeiten
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  • reinholdback@web.de
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  • Schmetterling
    Zu seinen Versäumnissen und Fehlern zu stehen wäre angebrachter als trotzig aufzustampfen!
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