Knapp zwei Jahre ist es her, dass Pläne des Landratsamtes Schweinfurt bekannt wurden, in Gerolzhofen einen Wertstoffhof zu bauen – einen zweiten neben dem an der Deponie Rothmühle bei Geldersheim. Der Wertstoffhof für den südlichen Landkreis soll auf einem Acker nördlich der Gerolzhöfer Kläranlage, direkt im Anschluss an die Kompostanlage des Landkreises entstehen. Im März 2022 beschloss der Gerolzhöfer Stadtrat, einen dafür notwendigen Bebauungsplan für eine Fläche von 3,6 Hektar aufstellen zu lassen.
Seitdem ist es still geworden um das Vorhaben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Pläne aufgegeben wurden, beteuern sowohl das Landratsamt in Schweinfurt als auch die Stadt Gerolzhofen auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Entwurf des Bebauungsplans für ein "sonstiges Sondergebiet" auf dem Areal werde dem Stadtrat demnächst vorgelegt, ist von Andreas Lösch, dem Pressesprecher des Landratsamtes, zu erfahren.
Nach dessen Auskunft wurde zwischen Stadt und Landkreis notariell vereinbart, dass der Kreis die für den Wertstoffhof benötigte Fläche von knapp 12.000 Quadratmetern städtischen Grunds kaufen darf – doch vollzogen sei der Kauf noch nicht. Nach Auskunft von Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak hat der Stadtrat den Grundstücksverkauf im Mai 2022 allerdings beschlossen und vertraglich geregelt. Vereinbart wurde mit dem Landkreis, dass dieser vom Vertrag zurücktreten kann, sollte bis Ende 2028 kein passender Bebauungsplan existieren. Der Kreis wiederum habe sich verpflichtet, den Wertstoffhof innerhalb von vier Jahren – gerechnet ab Inkrafttreten des Bebauungsplans – fertigzustellen.
Bauliche Veränderungen an der Kompostanlage
Bis wann der Wertstoffhof in Gerolzhofen, der laut Landratsamt das gleiche Angebot und den gleichen Leistungsumfang wie am Wertstoffhof Rothmühle haben soll, errichtet wird, ist also noch offen. Während der Wertstoffhof noch auf sich warten lässt, wird der Landkreis die Kompostanlage in Gerolzhofen dagegen bereits in diesem Jahr verändern. Dort soll ein neues Sozialgebäude gebaut werden, das auch Platz für die zusätzlichen Mitarbeiter des geplanten Wertstoffhofs beinhaltet.
Ebenfalls in diesem Jahr soll die Annahmestelle für Grüngut und Strauchschnitt in der Kompostanlage verlegt werden. Die Anlieferung erfolgt nach Angaben von Pressesprecher Lösch künftig direkt im Einfahrtbereich, dort, wo aktuell der Kompost gesiebt wird. Die Siebanlage tauscht den Platz mit der Strauchschnittfläche im Norden der Anlage, die hierfür asphaltiert wird.
Das neue Sozialgebäude und die Befestigung der Strauchschnittfläche sind laut Landratsamt in der Kostenschätzung von 4,2 Millionen Euro für den neuen Wertstoffhof enthalten. Die Zahlen des Architekten sind allerdings rund zwei Jahre alt und "im Hinblick auf die aktuelle Situation im Baugewerbe" mit gewissen Unsicherheiten behaftet, meint Lösch.
Begegnungsverkehr soll entschärft werden
Um die Zufahrt zum geplanten Wertstoffhof zu verbessern, soll den Plänen des Landratsamtes zufolge die vorhandene Zufahrt zur Kompostanlage ausgebaut werden. Bereits jetzt reicht die schmale Straße, die parallel zu den Gleisen der stillgelegten Trasse der Steigerwaldbahn führt, für das erhöhte Verkehrsaufkommen während der Stoßzeiten der Kompostanlage nicht aus. Besonders entlang der Kläranlage kommen Fahrzeuge im Begegnungsverkehr nicht gefahrlos aneinander vorbei. Diskutiert wird deshalb, Ausgleichsbuchten vor und nach der Kläranlage anzulegen, oder den Zaun, der die Kläranlage umgibt, zurückzuversetzen. So könnte die Zufahrtsstraße auf kompletter Länge verbreitern werden. Diese Variante wäre sicherlich die komfortabelste Lösung, erklärt der Pressesprecher des Landratsamtes.
Auch Bürgermeister Wozniak befürwortet diese Lösung, für die es aber noch keine finalen Beschlüsse des Stadtrats gibt, etwa über den notwendigen Verkauf von Flächen. Noch günstiger wäre wohl eine Anbindung von Kompostanlage und Wertstoffhof über das Gewerbegebiet an der Alitzheimer Straße. Diese Variante sei jedoch wegen der vorhandenen Bahntrasse und aufgrund von Grundstückangelegenheiten kurzfristig nicht realisierbar, sagt Wozniak.
Zwei weitere Wertstoff-Annahmestellen
Der Landkreis Schweinfurt möchte die Abgabemöglichkeiten für Wertstoffe nicht nur durch einen zweiten Wertstoffhof in Gerolzhofen erweitern. In Schonungen und Üchtelhausen sollen – mit geringerem Aufwand – zwei Wertstoffannahmestellen entstehen. Für Schonungen soll die Baugenehmigung in Kürze eingereicht werden. Die Bauarbeiten für die 1500 Quadratmeter umfassende Sammelstelle (Kostenschätzung: 415.000 Euro) könnten dann noch in diesem Jahr starten, heißt es aus dem Landratsamt.
Für die Sammelstelle in Üchtelhausen, deren Planung bereits vergeben wurde, muss das Inkrafttreten des Bebauungsplans für das Baugebiet "Zeller Berg" abgewartet werden. Hier hatte es wegen eines Bürgerentscheids im Juli 2023 Verzögerungen gegeben. Dort ist eine knapp 4000 Quadratmeter große Wertstoffsammelstelle geplant, die laut der zwei Jahre alten Kostenschätzung annähernd eine Million Euro kosten soll.
Hinzu kommt, dass Energie, sprich Kraftstoff, immer teurer wird und CO2 unserm Klima schadet.
Aber: im Landkreis Schweinfurt scheint dies kein Problem zu sein.
Dass man aus Richtung Süden kommend die "Rothmühle" nur schwer findet, weil entsprechende Schilder fehlen, ist kein Geheimnis.
Wie der Müll dort entsorgt (verklappt) wird, sollte wohl besser ein bleiben.
Bei der Planung, den Wertstoffhof in GEO zu vergrößern, wird nun auch wieder zu engstirnig gedacht.
Denn nicht erst bei der Kläranlage, sondern bereits im Wohngebiet fangen die Verkehrs- und Lärmprobleme an. Eine einzige Zufahrt durch die Stadt ist irgendwie nicht mehr zeitgemäß.
Sinnvoller wäre es wohl, so wie in anderen Landkreisen (Regierungsbezirken) funktionierend, ausreichend Wertstoffsammelbehälter an gemeindlichen Wertstoffhöfen anzubieten.
Kurze und bekannte Wege für den Bürger.