Bis zu 500 Nutzer kommen pro Öffnungstag zur Kompostanlage des Landkreises, die sich seit 1992 in Gerolzhofen hinter der städtischen Kläranlage in Richtung Hörnauer Wald befindet. Mit Eimern, Faltbehältern und Wannen, zunehmend immer mehr auch mit kleinen Pkw-Anhängern bringen die Bürgerinnen und Bürger ihre Gartenabfälle, die sie zuhause bei sich aus Zeit- oder Platzgründen nicht selbst kompostieren können: Schnittgut vom Rasen, von Hecken und Gehölzen. Der Einzugsbereich der Anlage entspricht dem südlichen Landkreis Schweinfurt.
Doch insbesondere für Rasenschnitt ist die Anlage in Gerolzhofen eigentlich nicht gedacht. "Der Rasenschnitt gehört aus unserer Sicht in die braune Tonne", sagt Thomas Fackelmann, Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft am Landratsamt Schweinfurt. Denn der Inhalt der Bio-Tonnen wird zum Abfallwirtschaftszentrum des Landkreises an der Rothmühle gefahren und dort dann der zentralen Nassvergärung zugeführt. Gerade der feuchte Rasenschnitt unterstützt ideal den Vergärungsprozess, bei der Biogas zur Strom- und Wärmeerzeugung gewonnen wird. Und dies sorge letztlich auch für die Wirtschaftlichkeit der Anlage und somit insgesamt auch für eine günstige Kostenkalkulation bei der Müllentsorgung, was allen Bürgerinnen und Bürgern zugute komme, erklärt Fackelmann.
Am Samstag geht's zum Kompost
In der Praxis sieht es allerdings anders aus. Gartenbesitzer fahren ihr Schnittgut direkt nach dem Rasenmähen und der Gartenarbeit am Freitagnachmittag oder Samstagvormittag gleich mit dem Auto zur Kompostanlage, statt es zuhause in die Bio-Tonne zu geben. Für viele ist dies gar eine Art von samstäglichen Ritual. "Verhindern können wir das natürlich nicht", sagt Thomas Fackelmann. Allerdings sei das Nutzen der braunen Tonne aus ökologischer Sicht deutlich sinnvoller, als zur Kompostanlage zu fahren. Denn angesichts der extrem niedrigen Gebühren für die Entsorgung von Bio-Abfall über die braune Tonne von nur sieben Cent pro Kilo spare man ja gerade mal 70 Cent, wenn man zehn Kilo Rasenschnitt direkt an der Kompostanlage abliefert. "Die meisten geben dabei mehr für ihren Sprit aus, als dass sie letztlich einsparen." Die günstigen Müllgebühren sollten eigentlich auch dazu dienen, private "Sternfahrten" zur Kompostanlage zu vermeiden. Ein weiterer Vorteil: "Das eigene Auto bleibt auch noch sauber."
Vielen Nutzern der Kompostanlage ist Thomas Fambach als Ansprechpartner vor Ort bekannt. Der Mann in der orange-farbenen Latzhose wacht darüber, dass das angelieferte Grüngut mit der Zeit sich in Kompost verwandelt. Mit dem Radlader türmt er das Bio-Material zu lang gezogenen Mieten auf. Etwa alle drei bis vier Wochen müssen diese dann umgesetzt werden. "Damit die Bakterien arbeiten können, brauchen sie Sauerstoff, Feuchtigkeit und Wärme." Vor dem Umsetzen werden die Mieten deshalb auch noch gewässert. Auf dem asphaltierten Gelände gibt es eine Zisterne, in der sich zentral das gesamte Oberflächenwasser sammelt, also der Regen und der aus dem Grüngut austretende Saft. Reicht dieses Wasser nicht aus, kann Thomas Fambach noch auf einen separaten Brunnen zurückgreifen, der sich ebenfalls auf dem Grundstück der Kompostanlage befindet.
3500 Tonnen im Jahr
Etwa 3500 Tonnen Bio-Material wird pro Jahr in der Gerolzhöfer Anlage angeliefert - Tendenz steigend. Dazu gehört aber nicht nur das Grüngut aus den Privatgärten, sondern beispielsweise auch das bei Mäharbeiten in den Naturschutzgebieten anfallende Gras, das entfernt werden muss, damit die mageren Böden dort keine zu dicke Humusschicht bekommen. Oder das Material, das bei den Gemeinden auf den öffentlichen Grünflächen anfällt. Ebenfalls angenommen werden neuerdings auch größere Mengen an Früchte-Trester aus einem in Gochsheim ansässigen Betrieb, der Beeren und Früchte verarbeitet. "Der Trester hat den Vorteil, dass er schön feucht ist und uns bei der Kompostierung hilft", sagt Thomas Fackelmann.
Wenig Probleme mit Störstoffen
Was nicht auf die Anlage gelangt, das ist der Inhalt der Biomüll-Laster. Die liefern direkt zur Rothmühle. Dies hat den Vorteil, dass man in Gerolzhofen - ganz im Gegensatz zum dortigen Abfallwirtschaftszentrum - nur wenig Probleme mit Störstoffen im Kompost hat. Ab und zu liefern einige Zeitgenossen zwar nicht kompostierbares Material an und decken es schnell mit Rasenschnitt zu, damit es nicht auffällt. Aber dies bleibt die Ausnahme. Häufiger kommt es hingegen vor, dass manche Kunden ihr Biomaterial in Plastiktüten ablegen. Meist ist hier kein böser Wille dahinter, denn von den Herstellern der Plastiktüten wird behauptet, dass diese biologisch abbaubar seien. Das Problem dabei ist der Faktor Zeit: Diese Tüten brauchen deutlich länger zum kompletten Abbau als der normale Durchlauf in der Kompostanlage dauert. Und wenn sie zerfallen, dann erst einmal in eine Unmenge kleiner, teils mikroskopischer kleiner Teilchen.
So kommt es, dass die Mitarbeiter vor Ort per Hand oder mit Wind-Maschinen versuchen, möglichst viel des sichtbaren Plastik aus den Kompostbergen zu entfernen. Denn für das Kompost-Gütezeichen ist es zwingend notwendig, dass pro Liter Kompost maximal nur noch 15 Quadratzentimeter Störstoffe enthalten sein dürfen. "Da legen wir großen Wert drauf", betont Fackelmann. Es sei für den Privatkunden ja auch nicht schön, wenn er sich in der Anlage Kompost kaufe, ihn zuhause im Garten ausbringe und nach dem ersten Regen sehe er dann kleine Plastikteilchen an der Oberfläche. Deshalb seine Bitte an alle Nutzer der Kompostanlage: "Bitte keine Plastiktüten verwenden!"
Lockere Erde nach sechs Monaten
Sechs- bis achtmal muss der Kompost umgesetzt werden, bis er nach rund sechs Monaten dann fertig und bereit zum Sieben ist. Bei jedem Umsetzen rückt die Miete näher an die Siebe-Anlage heran, während am anderen Ende sich schon wieder neue Mieten bilden. Das aus der sich drehenden Sieb-Trommel herausrieselnde Material ist lockere, feinkrümelige Erde. Für das Material, das noch zu grob ist, um durch das Sieb zu fallen, heißt es: Alles auf Anfang! Es kehrt per Radlader zurück auf die Anfangs-Miete und durchläuft den Prozess noch einmal von vorne, nachdem es - falls nötig - zuvor noch einmal kleiner geschreddert worden ist.
Ohne Unkraut und Salmonellen
Direkt am Eingangsbereich des Betriebsgeländes türmt sich der große Haufen fertigen Komposts auf. Aus den rund 3500 angelieferten Tonnen Grüngut entstehen am Ende des Verarbeitungsprozesses rund 2700 Kubikmeter Kompost pro Jahr. "Unser Produkt entspricht mit seinem Gütezeichen hohen Qualitätsansprüchen", sagt Sachgebietsleiter Thomas Fackelmann. "Es ist hygienisiert und frei von Unkrautsamen und Salmonellen." In den Mieten entwickeln sich während der Verrottung nämlich erstaunlich hohe Temperaturen von 65 bis 72 Grad, erzählt Vorarbeiter Werner Fick. Und nach zehn Tagen bei 65 Grad seien dann alle Unkrautsamen abgetötet.
Auf diese Qualität setzen natürlich die Kunden. Und dies sind - neben den Hobbygärtnern, die ab und zu mal ein paar Eimer oder einen kleinen Anhänger voll Kompost mitnehmen - in erster Linie die Großabnehmer: Landwirte und Winzer, die Spargel, Obstbäume oder Wein anbauen. "Vermehrt wird der Kompost auch als Dünger im ökologischen Landbau eingesetzt", berichtet Thomas Fackelmann. Dass die Bio-Bauern dies mit guten Gewissen tun können, dafür sorgt der hohe Qualitätsstandard der Gerolzhöfer Kompostanlage.