"Unsere neue Grundschule wird nicht nur modern, sondern auch energetisch und digital das Nonplusultra", sagt Bürgermeister Stefan Rottmann selbstbewusst. Dabei spiele beim anstehenden Schulhausneubau nicht mehr nur das Heizen im Winter, sondern auch das Lüften im Sommer eine wichtige Rolle. Das liegt aber nicht am Coronavirus, Schuld ist der Klimawandel, der für immer wärmere Sommer sorgt.
Dabei gilt in Schulen eine Raumtemperatur von bis zu 26 Grad Celsius als erträglich. Thermische Raumsimulationen ergaben jedoch, dass während der Schulzeit an knapp 60 Tagen im Jahr höhere Temperaturen entstehen. Die Kinder, die nach dem Unterricht an der Mittagsbetreuung teilnehmen, müssten demzufolge an über 100 Tagen mit höheren Raumtemperaturen leben. Um das zu verhindern, setzt die Gemeinde auf ein Zentrallüftungsgerät zur Be- und Entlüftung. So werde die Raumtemperatur von 26 Grad Celsius nur in Ausnahmefällen überschritten. "Das Thema Hitzefrei spielt dann bei uns praktisch keine Rolle mehr", so Rottmann.
Schulgebäude wirkt wie eine Thermoskanne
Das Lüftungsgerät bringt im Sommer Luft in die Räumlichkeiten, die sechs Grad kälter ist als die Außentemperatur. Und die Anlage ist 100 Prozent außenluftgesteuert. Es findet also kein Luftaustausch im Gebäude statt, sondern die frische Luft wird von draußen zugeführt. Gleichzeitig wird die schlechte, verbrauchte Luft nach draußen befördert. Somit wird ein flächiger, ständiger Luftaustausch geschaffen. Zudem ist eine Nachtentwärmung integriert. Das heißt, dass nachts die kalte Nachtluft in das Schulgebäude geleitet wird, um für ein angenehmeres Raumklima am nächsten Morgen zu sorgen.
Ohne diese Maßnahmen wäre die Wärme im Sommer nur schwer aus dem Gebäude zu bekommen. Denn durch die Dämmung ist das Gebäude sehr dicht, "das kann man sich dann vorstellen wie eine Thermoskanne, die die Wärme erhält", erklärt Rottmann. Die Hitze in den Räumen entstehe nicht nur durch die Sonneneinstrahlung, auch die Schülerinnen und Schüler geben Wärme ab. Und Rottmann gibt zu bedenken, dass durch die fortschreitende Digitalisierung mehr technische Geräte im Unterricht eingesetzt werden, die zusätzlich Wärme erzeugen.
Energieverschwendung im Winter?
Neben dem Raumklima spielt in Pandemiezeiten auch die Luftqualität eine Rolle. "Die zentrale Lüftung sorgt auch für besseren Schutz vor Corona, mobile Luftreiniger sind dann überflüssig", so Rottmann. Doch ist es nicht Energieverschwendung, wenn im Winter einerseits geheizt und andererseits frische, kalte Luft in den Raum kommt? Um das zu verhindern, wird ein Rotationswärmetauscher eingesetzt. Er sorgt dafür, "dass die warme Luft, die nach draußen geführt wird, 90 Prozent ihrer Wärme abgibt", erklärt Lutz Brückner, Bautechniker der Gemeinde. Folglich müssen also nur zehn Prozent wieder zugeführt werden.
Die Heizung selbst werde über die Energiezentrale laufen, die 2020 fertiggestellt wurde und mit Holz aus dem Gemeindewald betrieben wird. Neben der Grundschule werden auch das Hallenbad, die Turnhalle, die staatliche Realschule, die Kindergrippe und der Kindergarten Liborius Wagner sowie das ehemalige Hausmeisterwohnhaus über die Energiezentrale beheizt.
Dachbegrünung, Photovoltaik-Anlage, Regenwasserspeicher
Das Grundschuldach erhält neben einer Dachbegrünung auch eine Photovoltaik-Anlage. Und das Regenwasser soll unter dem Pausenhof aufgefangen werden. Bis zu 36 000 Liter Regenwasser können dort gespeichert werden. Die kann der Bauhof dazu nutzen, um die Grünflächen der Gemeinde zu bewässern. "Wasser, Holz, Sonne und Wind sind die Elemente, die unsere Schule antreiben", sagt Rottmann mit Verweis auf die elf Windräder im Gemeindegebiet. Außerdem gebe es an der Schule Ladestationen für Elektroautos und für E-Bikes.
Der Grundschulneubau soll voraussichtlich noch in diesem Jahr starten, 2022 soll dann mit dem Rohbau begonnen werden. "So etwas ist einmalig, das gibt es in der Region noch nicht", sagt Rottmann. Der Primärenergiebedarf werde bei unter 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr liegen. Und der CO2-Ausstoß betrage nur 35 Kilogramm pro Quadratmeter und Jahr.
Die Gemeinde hat Rottmann zufolge in den letzten Jahren viel in den Klimaschutz investiert. "Ich will nicht sagen, wir sind Vorreiter, aber wenn woanders noch über ein Thema diskutiert wird, haben wir es oft schon", so der Bürgrmeister. Er verweist auf große Projekte, aber auch auf viele Kleinigkeiten: So wurde und wird die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt, im Forstbetrieb kommen inzwischen Akkukettensägen zum Einsatz und die Geschäftsautos aus dem Fuhrpark der Gemeinde wurden auf Elektroautos umgestellt.
Und woher kommt die Energie, die dafür notwendig wird, die warme Außenluft im Sommer so herunterzukühlen, dass max. 26 Grad eingehalten werden? Leider wird das im beitrag nicht erläutert. Die Eignung für das Eigenlob "Nonplusultra" ist daher noch nicht geklärt.