Wenn Stürme und Schädlinge in Schonungens Wäldern Bäume fordern, sieht man das inzwischen relativ gelassen. Was früher unverkäuflich war, ist heute nach wie vor wertvoller Rohstoff, der direkt in der Großgemeinde selbst verwertet wird. Seit Mai 2019 wird Schonungens Energiezentrale mit Rohstoff aus der mit 3600 Hektar waldreichsten Gemeinde im Landkreis befeuert. Die Hackschnitzel stammen aus dem rund 1200 Hektar großen Gemeindewald. Das Holz wird von einem regionalen Anbieter getrocknet, verarbeitet und dann angeliefert. Im Winter, wenn es richtig kalt ist, war das schon mal ein 7,5 Tonner, "jede Woche", sagt Bürgermeister Stefan Rottmann.
Der riesige Hackschnitzel-Vorrat wird in einem Bunker über der Energiezentrale untergebracht und von dort aus automatisch in die beiden großen Hackschnitzelbrenner transportiert. Jeder von ihnen hat eine Heizleistung von 150 Kilowatt (kW). Mit ihrer Wärme wird das Wasser im 6150 Liter großen Pufferspeicher konstant auf 80 Grad gehalten. Das warme Wasser fließt dann als Fernwärme in das inzwischen 140 Meter lange Versorgungsnetz, an das aktuell das Schulzentrum, die Turnhalle, das Schwimmbad, das Hausmeisterhaus und die Kindertagesstätte mit Krippenanbau angeschlossen sind. Die nächste Erweiterung ist schon eingeplant: die neue Grundschule, die gebaut werden soll.
Die Hackschnitzel sind es nicht alleine, die das kleine Kraftwerk am Galgenberg in Schonungen am Laufen halten. Werner Weck, der sich um die Anlage kümmert, deutet auf die drei grünen Dachse, die im hinteren Bereich stehen. Sie funktionieren nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Ihre Basis ist ein Verbrennungsmotor, erklärt Weck, der den Dachs in seiner aktiven Berufszeit selbst mitentwickelt hat. Heute ist er 76, Rentner, für die Gemeinde Schonungen in Sachen Energie aber noch auf 450-Euro-Basis aktiv. Federführend zuständig ist Lutz Brückner, Bautechniker der Gemeinde. 24 Stunden laufen die Dachse durch, produzieren Wärme und zugleich Strom, der direkt für den Betrieb der Energiezentrale genutzt wird. Ihr Brennstoff: Gas. Und das ist es auch, was die Reserveanlage der Anlage antreibt – den Gasbrenner.
1,5 Millionen Euro Kosten, über 800 000 Euro Fördermittel
Die ganze Anlage kann von außen gesteuert und überwacht werden. Moderne Technik, auf dem neuesten Stand, abgasarm, effizient und nachhaltig, beschreiben Rottmann und Weck stolz das Energiekraftwerk, in das die Großgemeinde 1,5 Millionen Euro investiert hat. Nicht ganz. 830 000 Euro gab es an staatlicher Förderung, sagt Rottmann. Auch das sei ein Anreiz gewesen, sich für eine solche Investition zu entscheiden. Nötig wurde sie, nachdem die alte Gasheizung in der Realschule, die auch schon mehrere Gebäude versorgte, ersetzt werden musste. Auf das Fazit sind der Bürgermeister und sein Gemeinderat stolz. Ist es doch ein Vorzeigeobjekt der Großgemeinde, das sogar Besucher anlockt. Kommunale Energiebeauftragte zum Beispiel, wie vor kurzem aus der Region Kulmbach.
Das ist schön, aber nicht das wesentliche an dem Projekt. Denn: es macht Schonungen weitgehend unhängig, wie Rottmann betont. Unabängiger von fossilen Brennstoffen und damit auch von den in diesem Bereich zu erwartenden Preissteigerungen. So wird Holz aus dem Schonunger Wald genutzt, um Energie zu erzeugen, die vor Ort gebraucht wird. Die Energiezentrale mit den Hackschnitzelheizungen als Herzstück sei ein gutes Beispiel für "regionale Wertschöpfung", ein Beitrag zum Klimaschutz, sagt Rottmann stolz. Letzteres sind auch die nächsten Pläne: Schwimm- und Turnhalle sollen saniert werden. Dann wird die Energiebilanz noch besser aussehen. Im Vergleich zur alten Heizung werden mit der modernen Anlage am Galgenberg laut Rottmann 190 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.