Die 13 ist gewiss eine außergewöhnliche Zahl. Für die einen bringt sie Unglück, für die anderen Glück. Ob nun verflixt oder gut: Für das Kleine Stadttheater in Gerolzhofen ist die Ziffer jedenfalls etwas Besonderes. Deshalb hat Silvia Kirchhof, ihres Zeichens Wegbereiterin und Taktgeberin des Ensembles, für das 13-jährige Bestehen eine Revue inszeniert, die sie ganz frech mit "Schräges Jubiläum" überschrieben hat.
Ein Jahr nach der Eröffnung des Theaterhauses in der Centgasse und der folgenden ersten Spielzeit nach den leidvollen Pandemiejahren starten Kirchhof und ihr Mann Achim Hofmann hoffnungsfroh und voller Elan in die Herbstsaison. Beide versprechen dem Publikum "ein vielfältiges Programm" bis zum Jahresende.
Fünf Aufführungen ab dem 16. September
Ein Höhepunkt ist die Eigenproduktion "Schräges Jubiläum", wie beide es genannt haben. An fünf Abenden, zwischen dem 16. und 24. September, wird das Ensemble des Kleinen Stadttheaters eine abwechslungsreiche Revue präsentieren. "Wir wollen zeigen, was wir alles haben und was wir alles können", erläutert Silvia Kirchhof im Vorfeld bei einem Gespräch im Theaterhaus.
Viele Kostüme aus dem riesigen Fundus werden dafür aus den Schränken geholt: vom Glitzer- über Märchenkleid bis zu mittelalterlichen Kleidungsstücken, ebenso zahlreiche Masken. Gedichte, Fabeln, Tänze und Gesang – das Publikum wird eine bunte Mischung und die Vielfalt des Ensembles erleben.
Mehr als 30 Mitwirkende auf der Bühne
Erfreut ist Kirchhof darüber, dass mehr als 30 des zurzeit rund 90 Mitglieder starken Ensembles an der Revue mitwirken. Zuletzt wurde eifrig geprobt, unter den strengen Augen der Regisseurin. "Ich möchte den Leuten einfach Freude schenken. Und ich möchte, dass es gut wird", sagt sie.
Qualität und Professionalität sind ihr seit jeher wichtig, auch in einem Laientheater. Licht, Musik, Kostüme, Requisiten, das alles muss stimmen. Bei allen Auftritten ist eine Maskenbildnerin im Einsatz, die an der Oper in Nürnberg arbeitet. "Ich gebe immer 100 Prozent, das muss man auch, wenn man ein hohes Niveau erreichen möchte."
Neulich erst wurde sie bei einer Begegnung in Würzburg gefragt: "Gerolzhofen, das ist doch dieses tolle Kulturstädtchen?" Ja, sie arbeite daran, habe Kirchhof daraufhin erwidert. Solches Lob ist Balsam für die Künstlerseele.
Theaterhaus ist auf einem guten Weg
Während viele Kultureinrichtungen mit einem Besucherrückgang kämpfen, hört man aus dem Theaterhaus in Gerolzhofen keine Klagen. 2022/23 sei ein Erfolg gewesen, die Aufführungen seien oft ausverkauft. Mehreren Briefen während der Pandemie mit der immergleichen Bitte, bloß nicht aufzuhören, folgte die tatsächliche Rückkehr des Publikums.
Die großen Sorgen, als man Ende 2019 erst die alte Spielstätte in der Marktstraße verließ und kurz darauf Corona die Pläne für das neue Haus in der Centgasse lange durchkreuzte, sind weitgehend verschwunden. Nach drei Jahren Renovierung ist mittlerweile auch die Einrichtung abgeschlossen.
Selbst bei der Auflage, dass der Theaterbetrieb spätestens um 22 Uhr enden muss, deutet sich nach der Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht eine Lösung an. Aktuell laufen Gespräche mit dem Landratsamt dazu. !Es besteht die Hoffnung, dass die Öffnungszeiten erweitert werden dürfen", teilen Hofmann und Kirchhof mit.
Finanziell laufe es ebenfalls in die richtige Richtung. Den zahlreichen Unterstützern und Sponsoren spricht das Paar ein riesengroßes Dankeschön aus. Dazu zählt der Verein, der auf stattliche 200 Mitglieder angewachsen ist. Auch Spenden helfen dem Ensemble: Gerade eben hat die Stiftung der VR-Bank 7500 Euro zugesagt.
Kirchhof: Gerolzhofen war die richtige Entscheidung
Was sich in 13 Jahren mit Ensemble, Verein und fester Spielstätte entwickelt hat, "darauf kann die Kleinstadt Gerolzhofen sehr stolz sein", sagt Silvia Kirchhof selbstbewusst. Von Anfang an habe sie einen guten Geist für die Theaterarbeit hier gespürt, seit sie 2010 den Wunsch ihres Vaters in die Tat umsetzte, mit der Aufführung des "Großen Welttheaters" von Hugo von Hofmannsthal in der Stadtpfarrkirche. "Das hat so eingeschlagen! Deshalb habe ich Gerolzhofen ausgewählt. Und das war die richtige Entscheidung."
In der am 14. September beginnenden Spielzeit präsentiert das Kleine Stadttheater neben dem "Schrägen Jubiläum" zwei weitere Eigenproduktionen. Im November wird der bereits 2014 mit großem Erfolg gespielte "Brandner Kasper" in überarbeiteter Inszenierung aufgeführt. Und in der Adventszeit bringt Kirchhof für das jüngere Publikum, Schulen und Kindergärten eine zauberhafte Geschichte, den "Weihnachtstraum", auf die Bühne.
Mit ihrem Programm will sie nicht nur das typische Theaterpublikum ansprechen. So wird es wieder einen Poetry Slam geben (15. September). Die erfolgreiche Premiere hat die Macher ermutigt, solche Dichterwettstreite künftig zweimal im Jahr zu veranstalten. Auch die beliebten Lesungen bleiben Bestandteil der Spielzeit, diesmal kommt Marie-Luise Marjan nach Gerolzhofen.
Junge Menschen ans Theater heranzuführen, ist Kirchhof ein wichtiges Anliegen. Im kommenden Jahr plant sie ein Kunstprojekt mit der Ludwig-Derleth-Realschule. Eigene Inszenierungen sind 2024 nicht vorgesehen, weil sie mit der Spielleitung bei den Fränkischen Passionsspielen in Sömmersdorf betraut ist.
Schon jetzt im Blick: eine Neuauflage des Welttheaters
Die nächste Produktion des Kleinen Stadttheaters wird ein Jahr danach zu sehen sein. 80 Jahre nach Kriegsende möchte Kirchhof zusammen mit ihrem Ensemble eine Revue zum "Wunderland Deutschland" von 1945 bis 2025 aufführen. Wunschspielstätte wäre die Stadtmitte, wobei dies auch vom Erhalt von Fördergeldern der Bayerischen Kulturstiftung abhängt.
Ein anderes Vorhaben könnte vielleicht noch Realität werden, obwohl der Förderantrag abgelehnt wurde. Gerne würde Silvia Kirchhof das Welttheater nochmals zeigen, diesmal in einem Festzelt, ein "Theater mit allen Sinnen". Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, hatte ihr bei einem Besuch dahingehend Unterstützung zugesagt. Das hat sie nicht vergessen: "Diese Worte sind bei uns im Gedächtnis. Wir bleiben da dran."