Im Rahmen von "Kultur in alten Mauern", einer Initiative des Landkreises Schweinfurt, gab es eine ganz besondere Premiere im Theaterhaus: der erste Poetry Slam mit fünf jungen Menschen aus Deutschland, die mit ihren Texten Jung und Alt zu begeistern wussten. Mit Manfred Manger hatten Silvia Kirchhof und Achim Hofmann die Moderation dieses Abends in bewährte Hände gelegt. Und das zurecht, organisiert er doch schon seit 2006 in Schweinfurt die etablierten Poetry-Slam-Veranstaltungen, die aus ganz Deutschland Besucherinnen und Besucher anziehen.
Am Beginn des Wettbewerbs eine launige Einführung in den Ablauf des Abends: Zuschauerinnen und Zuschauer und Poeten "leben vom Miteinander, vom Hören und von der Liebe zum Wort", wie es Manger auf den Punkt brachte. Seine Leidenschaft für diese Bühnengattung sprang förmlich auf das Publikum über. Es gibt nur wenige Regeln: Die Texte müssen von den Künstlerinnen und Künstlern selbst verfasst sein. Es braucht Ruhe im Saal und eine Jury bewertet die Aufführung der Wort-Wettstreiter, die jeweils nur sieben Minuten für ihren Vortrag haben.
Poetry Slam: Ein Schweinfurter und ein gebürtiger Würzburger
Nach einem "Warming-Up" mit dem starken Text "Herbst-Laub-Haufen" von Manfred Manger, ging es für die fünf jungen Leute an den Start. Den Anfang machte die einfühlsame Marlene Körber aus Schweinfurt mit einem "Urlaubsmoment", einer Art geführten Bilderreise im Kopf. Das Publikum durfte mit verschlossenen Augen mitträumen. Der gebürtige Würzburger Nils Nektarine (jetzt Nürnberg), schon seit 2016 auf der Bühne, unterhielt mit einer "Main-Hommage" an seine Geburtsstadt.
Oliver Walter, studierter Philosoph aus Spalt, brachte mit "Hippopotomonstrosesquippedaliophobie", also der Angst vor langen Wörtern, die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Lachen und viele witzige Missverständnisse aus der Alltagskommunikation zum Besten. Mit Matti Linke stand dann als amtierender Slam-Landesmeister von Niedersachsen und Bremen ein erstes Schwergewicht auf der Bühne – und er enttäuschte nicht mit seinem starken wie emotionalen Text "So stelle ich mir den Zufall vor". Tobender Applaus war sein Lohn.
Großer Gewinner: Die Gattung Poetry Slam
Ihm folgte Hank M. Flemming, promovierter Psychologe aus Tübingen, mit weit über 400 Auftritten kein Unbekannter in der Slammer-Szene. Sein scharfer Text mit dem provisorischen Titel "Säugling im eigenen Darm" wurde ebenso eifrig beklatscht. Nach der Jurywertung zogen Walter, Flemming und Linke verdient in die Endrunde ein. Gradmesser für die ersten drei Plätze war ab nun der Applaus. Nach drei starken Auftritten wurde Matti Linke als Gewinner gekürt und phrenetisch gefeiert.
Als Sieger des Abends durften sich aber alle fünf Teilnehmenden fühlen - und die Gattung Poetry Slam. Sie gewann an diesem Abend wohl einige Fans neu hinzu. Für die professionelle musikalische Umrahmung sorgte DJ A-Ray aus Neustadt an der Aisch. Im Herbst 2023 soll es in Gerolzhofen das nächste Poetry Slam geben, der Termin wird noch bekannt gegeben. Wem das nicht reicht: Am 13. Mai 2023 steigt das Halbfinale der Landesmeisterschaften im Poetry Slam in Schweinfurt, ebenfalls moderiert von Manfred Manger (Ev. Gemeindehaus, Theater Schweinfurt). Karten dafür sind noch erhältlich.