Seinen Job als bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst hat Markus Blume (CSU) gerade mal ein Vierteljahr inne. Insoweit hat es kaum überrascht, als er während seines Abstechers ins Theaterhaus in Gerolzhofen feststellte: Das künftige Staatstheater in Würzburg – bis auf Weiteres ohnehin noch Baustelle – habe er noch nicht besucht. Nun habe er aber immerhin schon einmal das Theater in Gerolzhofen kennenlernen dürfen. Und dieses sei eine Spielstätte, deren Charme man bereits beim Hereinkommen erliege, wie Blume den Verantwortlichen schmeichelte.
Und der Minister, der zwischen mehreren Terminen in Unterfranken auf Initiative der Stimmkreis-Abgeordneten Barbara Becker (CSU) in Gerolzhofen Halt machte, hatte weitere charmante Worte für die Spielstätte des Kleinen Stadttheaters übrig. "Große Kunst auf kleiner Bühne", so fasste er am Ende seines Besuchs seine Eindrücke in einem kurzen persönlichen Gruß im Gästebuch des Theaterhauses zusammen.
Lage der Kulturschaffenden auf dem Land
Darüber hinaus war es Minister Blume aber durchaus anzumerken, dass er nicht nur gut gemeinte Poesie-Alben-Sätze zurücklassen wollte. Im Austausch mit Silvia Kirchhof, der Leiterin des Kleinen Stadttheaters, zeigte er sich offen und ernsthaft interessiert, was die Lage von Kulturschaffenden im Land, speziell in einer ländlich geprägten Region angeht. Regisseurin Kirchhof, die zusammen mit ihrem Mann Achim Hofmann und ihrem Ensemble noch während der Zeit der Corona-Pandemie im Herbst 2022 die Spielstätte in der Centgasse in Gerolzhofen eröffnet hatte, berichtete ihm von 40 geplanten Veranstaltungen im Theaterhaus in diesem Jahr. "Wir sind zu 100 Prozent ausgelastet", lautete Kirchhofs erfreuliche Botschaft.
Blume zeigte sich beeindruckt. Gerade viele kleine Theater im Land hätten infolge der Pandemie den Spielbetrieb noch nicht wieder hochgefahren, berichtete er. Mit Blick auf das in Gerolzhofen vom Kleinen Stadttheater seit vielen Jahren gebotene Programm erkannte der Minister, was wohl den entscheidenden Unterschied zu anderen Ensembles ausmache: Es sei die Suche nach dem Besonderen, die die Verantwortlichen in Gerolzhofen stets im Blick hätten. Hierzu zählt laut Kirchhof durchaus auch, schwierige und komplexe Themen aufzugreifen, wie in dem Stück "Fräulein Schmitt und der Aufstand der Frauen" (2015), das einen Teil der Nazi-Vergangenheit Gerolzhofens thematisiert, oder das Wandeltheater "Du musst dran glauben – Luther, Echter und Gerolzhofen" (2017).
Hürden auf dem Weg zu Zuschüssen
Ungeschminkt war der Blick der Theater-Leiterin aber auch beim Blick auf die gegenwärtige Situation des Kleinen Stadttheaters. "Es ist nicht nur lustig", beschrieb Kirchhof die Lage. Sie bezog sich damit nicht nur auf die Nachwehen der überstandenen Corona-Zeit, mit deren herben Einschnitten im Bereich des Kulturlebens. Denn trotz aller hilfreichen finanziellen Nothilfen des Staates, die Künstlerinnen und Künstlern zuteil wurden, stellte Kirchhof fest: "Ohne Spenden wären wir bankrott gegangen."
Zudem seien die bürokratischen Hürden, um an Fördergeld aus dem Kulturfonds zu gelangen, teilweise immens. Für das im September 2021 aufgeführte Wandeltheater "Herr Vogel – Ein Märchen über die Suche nach dem Glück" habe sie noch immer nicht die kompletten beantragten Zuschüsse erhalten – Geld, das im laufenden Betrieb schmerzliche fehle.
Viele Kunstschaffende, die sie kenne, seien mittlerweile "antragsmüde", sagte Kirchhof. Ihr Ehemann Achim Hofmann stimmte ihr zu und schilderte ein nervtötendes und zeitfressendes Prozedere, das für jedwede Form von Anträgen nötig sei.
Minister sagt Schirmherrschaft zu
Blume zeigte sich aufnahmebereit für die kritischen Worte. Und er versprach der Gerolzhöfer Regisseurin, ihr bei bei zwei konkreten Vorhaben Wege zu ebnen: Zum einen sagte er zu, eine Lösung zu finden, wie sie ihre vor Jahren wegen behördlicher Vorgaben auf Eis gelegte Idee, das große "Welttheater" von Hugo von Hofmannsthal in einem großen Bierzelt aufzuführen, doch noch umsetzen kann.
Zudem stellte er Kirchhof eine Förderung aus dem bayerischen Kulturfonds für ein weiteres Projekt in Aussicht. Dabei geht es um ein Theaterstück über das Kriegsende in Gerolzhofen vor 80 Jahren, das für das Jahr 2025 geplant ist. Die ihm spontan angetragene Schirmherrschaft für dieses Stück sagte Blume sogleich zu.
Im Kulturbereich gebe es viele Baustellen, stellte der Kunst-Minister fest. Diese beträfen nicht nur die Infrastruktur, die zu erhalten und herzustellen sei. "Wir müssen auch Inhalte fördern." Denn Bauten für die Kunst seien ohne Inhalte nichts wert.