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Schweinfurt
Kein Willy mehr: Wie wird der Schriftzug am Sachs-Stadion gestaltet?
Im Juni 2021 strich Schweinfurts Stadtrat gegen den Willen des OB den Industriellen Willy Sachs posthum aus der Ehrenbürgerliste. Wie geht es nun am Stadion weiter?
Der goldfarbene Schriftzug 'Willy-Sachs-Stadion' am Eingang des Fußballstadions in der Niederwerrner Straße bleibt. Daneben soll eine Tafel mit dem neuen Namen 'Sachs-Stadion' entstehen.
Foto: Nicolas Bettinger | Der goldfarbene Schriftzug "Willy-Sachs-Stadion" am Eingang des Fußballstadions in der Niederwerrner Straße bleibt. Daneben soll eine Tafel mit dem neuen Namen "Sachs-Stadion" entstehen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:33 Uhr

Vor gut eineinhalb Jahren, in der Juni-Stadtratssitzung 2021, entschied eine knappe Mehrheit des Gremiums gegen den Willen von Oberbürgermeister Sebastian Remelé, dass Willy Sachs posthum wegen seiner Rolle im Nationalsozialismus aus der Liste der Schweinfurter Ehrenbürger gestrichen und das von ihm gestiftete und 1936 eröffnete Stadion an der Niederwerrner Straße in "Sachs-Stadion" umbenannt wird.

Seither wurde der Name aus der Liste der Ehrenbürger gestrichen und im Hintergrund daran gearbeitet, wie man in der nun "Sachs Stadion" genannten Sportstätte an den Industriellen und seine Verstrickung mit dem nationalsozialistischen Terror-Regime erinnert. Die Verwaltung beauftragte damit die Firma FranKonzept aus Würzburg. Mehrmals wurden deren Vorschläge bereits im Ältestenausschuss des Stadtrates vorgestellt und verbessert. Nun bekam sie der Stadtrat erstmals öffentlich zur Kenntnis.

Vorgesehen ist, am Vorplatz des Stadions auf dem Ander-Kupfer-Platz verschiedene Objekte aufzustellen. Diese sollen "zum einen das Denkmal des Stifters verdecken, zum anderen die Öffentlichkeit über die Gründe der Umbenennung informieren", wie es von Seiten der Verwaltung heißt. Den Text für die Geschichtstafel erstellte der frühere Leiter des Stadtarchivs, Uwe Müller.

Auf der Tafel heißt es, die Umbenennung des Stadions, angestoßen von Teilen der Bürgerschaft, sei erfolgt, weil Willy Sachs "aktiv das nationalsozialistische Unrechtsregime unterstützt hat." Den Familiennamen Sachs wollte man aber beibehalten, "um an das positive, zum Teil auch widersprüchliche Wirken der Familie und an die Tausenden von Beschäftigten, die die Produkte und den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens erst ermöglichten, zu erinnern." Das Landesamt für Denkmalpflege hat den Vorschlägen genauso zugestimmt wie der Stadtheimatpfleger.

"Ein Rätsel bleibt die Ausgrenzung der Initiative gegen das Vergessen im Zusammenhang Willy Sachs."
Sprecher Norbert Lenhard.

Zu Wort gemeldet hat sich auch die Initiative gegen das Vergessen mit ihrem Sprecher Norbert Lenhard. Die Initiative war ein maßgeblicher Befürworter der Umbenennung und hatte über Jahre gefordert, Willy Sachs die Ehrenbürgerwürde posthum zu entziehen. Allerdings wurde sie von Seiten der Stadt nun nicht gebeten, Vorschläge für die Gestaltung am Stadion zu machen: "Ein Rätsel bleibt die Ausgrenzung der Initiative gegen das Vergessen im Zusammenhang Willy Sachs. In allen Städten und Gemeinden, die uns bekannt sind, gibt es eine selbstverständliche Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Initiativen", schreibt Lenhard.

Gegen die textliche Umsetzung hat die Initiative keine Einwände, gegen die Gestaltung sehr wohl: "Mit dem Text der Hinweistafel könnte man noch leben. Die  Gestaltung mit dieser Metalltafel im Zentrum des Ensembles ist nicht hinnehmbar." Im Sommer 2022 hatte man sich bereits an den Oberbürgermeister gewandt und Vorschläge unterbreitet. Der OB habe laut Lenhard darauf auch geantwortet und zugesichert, diese Vorschläge mit zu berücksichtigen. Gleichwohl habe es von Seiten der Verwaltung danach keine Kontaktaufnahme gegeben, kritisierte Lenhard.

Vor allem, dass der goldfarbene Schriftzug an der Mauer "Willy-Sachs-Stadion" bleiben soll, kann die Initiative nicht nachvollziehen. Norbert Lenhard erklärt, aus seiner Sicht hebe die "Metalltafel, vor dem Konterfei von Willy Sachs, die monströse Gewichtigkeit der Stele in der faschistischen Ästhetik hervor, statt diese in Frage zu stellen."

Über die Kosten für Planung und Ausführung gab es in der Stadtratssitzung keine Auskunft. Nachfragen oder Kritik an den Vorschlägen gab es von den Rätinnen und Räten auch nicht.

 
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  • R. B.
    So ist das, wenn man sich von den Nachfolgern der SED am Nasenring durch die Manege führen lässt. Deutschland wird laut einer Studie wirtschaftlich keine große Rolle mehr spielen, aber wen wurdert`s (https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/langzeitstudie-deutschland-verliert-diese-laender-werden-2050-die-groessten-wirtschaftsmaechte-sein_H1201970325_376674/). Was in Deutschland zählt ist bunt und gendergerecht, Rot-Rot-Grün werden aus dem Rest der Republik Berliner Verhältnisse schaffen. Wie sagte Frau Katrin Göring-Eckardt vor ein paar Jahren, „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!“ Und sie hat Recht behalten, Deutschland hat sich selbst abgeschafft.
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  • L. W.
    @ Albatros

    D ist seit Jahren ein Einwanderungsland und ändert sich von daher.

    Deutschland wird sich abschaffen, wenn die Apokalypse für Deutschland richtig Einfluss bekommen würde.

    Die Linke ist viel zu schwach um überhaupt grundlegende Entscheidungen für Deutschland beeinflussen zu können.

    Und in die derzeitige Bredouille der Fast-Erpressbarkeit von einem Aggressor und Diktator haben uns 16 Jahre Schlafwagenpolitik der Union mit Mutti Merkel und der Oberlobbyist GasGerd geführt.

    Leider biedert sich der neue Vorsitzende der Union im Bund gar zu sehr an die Rechtsaußen an, so dass man befürchten muss, dass der Ersatz Goebbels aus Thüringen wirklich noch von der Union als Koalitionspartner akzeptiert wird.

    Ich sehe aktuell nur eine Partei die die demokratische Fahne wirklich ohne Anbiederung an Extremisten hoch hält. Und wenn deren Umweltpolitik früher und stärker gefolgt worden wäre, dann stünden wir international auch deutlich autark und weniger erpressbar da.
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  • E. H.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • E. B.
    an ticktricktrack: Heute muss ich Ihnen mal zustimmen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Die Linksaußen-Initiative will ihr verqueres Geschichtsbild durchsetzen, am besten alles platt machen. Demokratisch legitimiert ist dieser Kleinstverein nicht. Und die Bürgerschaft stand und steht zu Willy Sachs und dem Namen Willy-Sachs-Stadion. Die Umbenennung ist wohl die dümmste politische Entscheidung, die seit 1945 in SW getroffen wurde. Dass nun das historische Relief noch verschandelt werden soll…peinlich, unwürdig, widerlich. Und all dies wohlgemerkt unter einem CSU-OB und nominell bürgerlicher Mehrheit im Rat. Es braucht gar keine linke Mehrheit für eine Kulturrevolution. Ein kleiner Linksaußen-Verein und genug Getrommel der örtlichen, ebenso sehr links Stehenden, Presse genügt.
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  • U. S.
    Ein wirklich sehr guter Kommentar. Sowohl inhaltlich als auch textlich. Ich stimme dem voll zu.
    Und das Problem gibt es nicht nur in Schweinfurt, sondern in der ganzen Republik. Und wenn jede intellektuell noch so fragwürdige Gruppierung in den gleichgesinnten Medien Gehör findet, wird es nicht besser werden, siehe Klimaklebeidioten etc.
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  • M. S.
    Ihre komische Meinung ändert nichts an der Entscheidung des Stadtrats. Der Drops mit dem Namen des Stadions ist gelutscht.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Meine komische Meinung? Tut mir sehr leid, dass es noch Meinungsfreiheit gibt, auch wenn es Dir schwer fällt.

    Entscheidungen kann man rückgängig machen. Noch dazu, wenn die Gängelung der Bürgerschaft, durch einen am linken Rand stehenden Kleinverein, unterstützt von ebensolchen Journalisten, endet.
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  • W. W.
    Sind wir, wenn wir den Willy streichen, mit der Kurzbezeichnung "SS" Sachsstadion besser dran?
    Wir scheinen keine anderen Probleme in Schweinfurt zu haben. Geschichte hin oder her.
    Schweinfurt bleibt eine Provinzstadt. Erfährt man die Tage auch wieder. So braucht man vom Hochfeld zum Bergl eine halbe Stunde! In der Zeit bin ich nach Würzburg um Schweinfurt herum gefahren. Halleluja!
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  • S. K.
    wird der Willy jetzt auch exhumiert und in ungeweihter Erde beigesetzt?
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  • E. B.
    Das Geschichtsverständnis der Initiative ist mir sowieso suspekt. Hätte man eine Bürgerbefragung gestartet, da wäre die Abstimmung anders ausgegangen. Meines Wissens haben die Historiker es ja auch nicht so gesehen, wie die Initiative ...
    Schön, dass der Schriftzug erhalten bleibt.
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  • R. A.
    Wer da alles mitreden muss, noch nicht mal darf…
    Alles überbewertet und herbeigeredet.
    Schade fürs Geld.
    Eine Bewertung auf einer Tafel hätte gereicht und unsere Geschichte bewahrt.
    Diese Typen wollen etwas vergessen machen, was nicht möglich ist.
    Es muss bewahrt werden, al Mahnung für die die es nicht wahrhaben wollen.
    Das wäre Bewältigung. Das andere ist Verdrängung.
    Nur meine Meinung…
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  • M. S.
    Die "Initiative gegen das Vergessen" nimmt sich ja mal wieder ach so furchtbar wichtig.

    Es ist doch so: die Initiative ist alles, nur nicht demokratisch legitimiert für solche Tätigkeiten. Entweder also nimmt der Stadtrat Ideen von allen an, oder niemanden. Würde er nur Vorschläge der Initiative annehmen, dann wäre das eine demokratisch nicht legitimierte Vorzugsbehandlung eines Kreises einiger weniger.

    Von daher macht der Stadtrat alles richtig: er muss die Initiative nicht fragen; und das ist nun wirklich demokratisch legitimiert, weil der Stadtrat demokratisch gewählt worden ist.
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