112. Geburtstag hätte das Schweinfurter Volksfest in diesem Jahr – er wird nicht gefeiert, wie der 111. auch schon nicht. Der Grund: die Corona-Pandemie. Denn wenig verwunderlich würde eine solche Veranstaltung, die zwar zum gesellschaftlichen Leben Schweinfurts gehört wie die Schlachtschüssel und das Stadtfest, nicht nur bei Virologen und Intensivmedizinern Schnappatmung angesichts gestiegener Inzidenzen und gefüllter Intensivstationen erzeugen.
"Wir sehen keine andere Möglichkeit als die Absage", so Baureferent Ralf Brettin im Hauptausschuss. Das Volksfest wäre wie immer rund um Fronleichnam gewesen, in diesem Jahr hätte es vom 4. bis 14. Juni stattfinden sollen.
Zum einen ist im Moment nicht absehbar, ob in den kommenden sechseinhalb Wochen die Zahlen der Neuinfektionen mit dem Coronavirus so weit heruntergehen, dass derlei Veranstaltungen überhaupt denkbar wären. Zum anderen gilt ohnehin der Lockdown in Bayern mit Kontaktbeschränkungen bis 9. Mai, außerdem sind bundesweit Großveranstaltungen nach wie vor untersagt. Insofern sind der Stadt auch rechtlich die Hände gebunden.
Es zeichnet sich auch ab, dass viele andere Veranstaltungen im Frühsommer in Schweinfurt wegen der Pandemie abgesagt werden. Die Vorsitzende des Bürger- und Kulturvereins Oberndorf, Marianne Prowald, erklärte in einer Pressemitteilung, das traditionelle Oberndorfer Walpurgisgericht an Fronleichnam im Pfister-Park in Oberndorf müsse wie 2020 ausfallen.
Die Corona-Pandemie ermögliche keine Veranstaltung, so Prowald, da "der Markt, das Theater, die Barden, das Ritterlager sowie das Kinderritterturnier unser Walpurgisgericht ausmachen". Andere Bürgervereine in der Stadt, wie zum Beispiel am Bergl, planen wieder To-Go-Feste, also eine begrenzte Essen- und Getränke-Auswahl zum Mitnehmen. Das ist aber in Oberndorf so nicht möglich.
Stadtfest in Schweinfurt ist für 2021 noch nicht abgesagt
Interessant ist auch das Thema Stadtfest, mit rund 80 000 Besuchern an drei Tagen normalerweise die größte Veranstaltung im Laufe eines Jahres in der Stadt. Im vergangenen Jahr musste es ausfallen, in diesem Jahr gibt es Stand jetzt noch keine Absage, sondern Überlegungen hinter den Kulissen, unter welchen Umständen das Stadtfest doch stattfinden könnte – immer unter der Voraussetzung, dass die Inzidenz entsprechend niedrig, die Impfkampagne bis Sommer entsprechend erfolgreich und der rechtliche Rahmen für Veranstaltungen gegeben ist. Ralf Hofmann, der mit seiner Firma L19 das Stadtfest ausrichtet, sieht es so: "Wir sollten uns allen auch selbst wieder eine Perspektive geben – wenn auch eine auf aktuell wackeligen Füßen."
Eine mögliche Perspektive gibt es auch für das Volksfest, wie Ordnungsamts-Leiter Peter Hoffmann erklärte. Die speist sich wie beim Stadtfest aus der Hoffnung, dass im Sommer aufgrund einer erfolgreichen Impfkampagne Lockerungen zu erwarten sind und es auch Konzepte gibt, die man dann anwenden könnte.
Pop-Up-Volksfeste wie in Nürnberg könnte es auch in Schweinfurt geben
Hoffmann erklärte, man sei mit der Werbegemeinschaft Schweinfurt erleben und den Schaustellern in intensivem Austausch, was man auf dem Volksfestplatz machen könnte. Eine Idee sei ein so genanntes Pop-Up-Volksfest. Das Konzept, vom Schaustellerverband entwickelt, könnte in Nürnberg als erstem Standort stattfinden und dann in Franken im Spätsommer sozusagen auf Tournee gehen und auch in Schweinfurt Station machen.
Mit größerem Abstand, entsprechenden Hygienekonzepten rund um die Fahrgeschäfte, Einbahnstraßen-Systemen und Desinfektion könnten so kleinere Freizeitparks entstehen, die ein bisschen Kurzweil versprechen. Ein Volksfest, wie man es in Schweinfurt kennt, wäre das natürlich nicht. Ein Anfang zur Rückkehr in "normale" Zeiten aber allemal.