
Es wäre der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einem riesigen Photovoltaikpark im Stadtgebiet von Gerolzhofen gewesen. Doch der Stadtrat war am Montag nicht bereit, diesen zu gehen und lehnte einen dafür nötigen, formalen Beschluss ab.
Bei nur vier Befürwortern (Geo-net-Fraktion) sprach sich der Rest des Gremiums dagegen aus, einen Bebauungsplan für die Errichtung von Photovoltaikanlagen am südöstlichen Stadtrand aufzustellen. Dazu hätte ein seit 2010 bestehender Grundsatzbeschluss geändert werden müssen. Das geschah nicht, was nun offensichtlich das Aus für die Pläne zumindest an diesem Standort bedeutet.
Investor wollte 31 Millionen Euro investieren
Das Vorhaben hatte der Investor Südwerk Energie aus Oberfranken im April im Stadtrat vorgestellt und dort für die Umsetzung seiner Pläne, die bis ins Jahr 2022 zurückreichen, geworben. Auf einer Fläche von 37 Hektar im Gebiet zwischen Mahlholz, Neuer See und am Hang Richtung Waldesruh wollte das Unternehmen zwei große Photovoltaikanlagen (PV) errichten.
Alle benötigten Grundstücke gehören einem Eigentümer, auch dessen Einverständnis liege vor, teilte Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) in der Sitzung nochmals mit. Der Großsolarpark, so sahen es die Pläne vor, hätte jährlich 49,4 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom produziert und rein rechnerisch den Jahresenergiebedarf von etwa 1200 Personen gedeckt.
Südwest Energie wollte rund 31 Millionen Euro in sein Projekt in Gerolzhofen investieren und daran sowohl die Bürger als auch die Stadt finanziell beteiligen. Nach Berechnungen des Unternehmers hätte die Kommune mit drei Millionen Euro binnen 20 Jahren aus anteiligen Stromerlösen und der Gewerbesteuer profitiert.
Eingangs hatte Wozniak darauf verwiesen, dass die beantragten Teilflächen im Bereich eines Vorbehaltsgebietes für Bodenschätze sowie im Landschaftsschutzgebiet und Naturpark Steigerwald liegen und dort auch Bodendenkmäler existierten. Direkt angrenzen würden ein Jagdrevier und ein bereits im Flächennutzungsplan vorgesehenes Sondergebiet für Camping.
Kritik an Flächenverbrauch und Beteiligungsmodell
Einige dieser Gründe wurden in der längeren Diskussion angeführt. Arnulf Koch (CSU) nannte darüber hinaus das sehr knappe Flächenangebot im Stadtgebiet. Man könne der Landwirtschaft nicht immer nur Flächen wegnehmen, sagte er, selbst wenn die dortige Bodengüte unter dem damals im Grundsatzbeschluss genannten Richtwert von 50 liegt.

Dass es sich dabei um einen "schönen Fleck Natur" und ein Naherholungsgebiet handelt, war nicht nur für Koch ein Argument, gegen den Bebauungsplan zu stimmen. Auch Erich Servatius und Norbert Finster (beide SPD), Burkhard Wächter (CSU) und Günter Iff (Freie Wähler) sprachen sich dagegen aus.
Während Finster monierte, dass die Kosten des Rückbaus völlig ungeklärt seien, mahnte Wächter an, bei einer Zustimmung das Heft des Handelns aus den Händen zu geben. "Danach haben wir keinen Einfluss mehr, was mit dieser Anlage passiert."
Grundsätzlich werden zwar Lösungen für die Energiewende benötigt, wie es Günter Iff formulierte. Er war allerdings nicht der einzige Redner, der meinte, dass gerade der Raum Gerolzhofen überversorgt sei mit Strom aus erneuerbaren Energien.
Er kritisierte zudem die nicht sonderlich attraktive Rendite bei der Bürgerbeteiligung. Sogenannte Nachrangdarlehen, so seine Warnung, hätten im Extremfall sogar schon zum Totalverlust des Invests geführt. Burkhard Wächter sprach sich stattdessen für Bürgerenergieanlagen aus.
Flammender Appell von Thomas Vizl
Ganz anders blickte Thomas Vizl (Geo-net) auf das Vorhaben. Er richtete einen flammenden Appell pro Solarpark und somit für die Energiewende an seine Kollegen im Gremium: "Wenn wir es jetzt nicht angehen, dann kommen wir gar nicht voran."
Er erinnerte an die Arbeitsgruppe Energie im Stadtrat, die 2022 aufgrund des Ukrainekriegs und der dramatisch gestiegenen Energiepreise zusammen mit Experten zu folgender Erkenntnis gelangte: entweder mehrere Windkraftanlagen zu errichten oder eine 30 bis 40 Hektar große PV-Anlage, um Gerolzhofens Energiebedarf zu decken.
Den Bau von Windkraftanlagen in der Stadt kann er sich nicht vorstellen. Außerdem brauche vieles, wie die Umsetzung von Photovoltaik auf privaten und städtischen Dächern, unheimlich lange. "Aber wir brauchen die Energie bald!" Für Vizl bleibt nur die Freiflächenphotovoltaik übrig: "Wir müssen uns entscheiden und Verantwortung übernehmen."
Arnulf Koch widersprach ihm. Viele Hauseigentümer, davon ist er überzeugt, wollten PV-Anlagen auf das Dach installieren, aber oft gebe es Probleme etwa mit dem Denkmalschutz. Als Alternative schlug er zusammen mit Burkhard Wächter Windenergieanlagen im Bürgerwald vor. "Der wäre ideal dafür", glaubt Koch.
Bürgermeister Wozniak verwies in diesem Zusammenhang auf eine vor wenigen Tagen von der Landesregierung ins Auge gefasste Initiative. So soll den Staatsforsten der Ausbau von eigenen Windrädern im staatseigenen Wald ermöglicht werden.
49,4 Millionen Kilowattstunden soll der geplante Solarpark pro Jahr erzeugen.
Der Artikel behauptet, dass damit der Jahresenergiebedarf von etwa 1.200 Personen gedeckt werden kann. Da stimmt etwas nicht mit den Zahlen.
Ein Durchschnittshaushalt benötigt etwa 3.500 (4.000) kWh pro Jahr. Dann könnten also
14.114 (12.350) Haushalte oder 28.000 (24.700) Personen versorgt werden.
Gerolzhofen hat laut Wikipedia aber nur 6.966 Einwohner.
Der Investor will die Stadt und die Bürger beteiligen! Das lehnte der Stadtrat (mit Ausnahme der Grünen) ab!!
Nach aktueller Gesetzeslage (0,2 ct/kWh) verzichtet Gerolzhofen zumindest auf fast 100.000 Euro jährlich. Nach Berechnungen des Investors hätte Gerolzhofen sogar mit drei Millionen Euro binnen 20 Jahren aus anteiligen Stromerlösen und der Gewerbesteuer profitiert.
Gut gemachte Freiflächen-Photovoltaik ist wertvoller für die Natur als Ackerland!