Das Thema ist nicht neu und auch nicht unumstritten: Ein Investor plant einen riesigen Photovoltaik-Park am östlichen Rand der Gerolzhöfer Gemarkung. Auf einer Fläche von 37 Hektar zwischen Mahlholz, Neuer See und am Hang Richtung Waldesruh möchte die Südwerk Energie GmbH einen ihrer derzeit größten Bürgersolarparks verwirklichen.
Das Unternehmen betreibt 36 Anlagen in Bayern und Thüringen, weitere 111 befinden sich in Planung. Die erstmals vor zwei Jahren vorgestellten Pläne wurden am Montag erneut diskutiert, zum Teil recht kontrovers, nachdem zuvor eine Arbeitsgruppe gegründet worden war und sich mit Grundsatzfragen beschäftigt hatte. Ein Beschluss zu dem Vorhaben war nicht vorgesehen.
Größere Leistung und Stromproduktion
Der Photovoltaikanlagen-Entwickler aus dem oberfränkischen Burgkunstadt stellte die im Vergleich zu 2022 kaum veränderten Pläne für den Bürgersolarpark nochmals vor. Die ausgesuchten Flächen gehören einem Eigentümer, dessen Einverständnis laut Südwerk vorliegt.
Nach Angaben von Projektmanager Martin Fritsch sind auf sechs nebeneinander liegenden Grundstücken südlich des Neuen Sees mehrere Anlagen mit einer Gesamtleistung von 48 Megawattpeak (MWp) vorgesehen. Die gegenüber 2022 um acht MWp höhere Leistung erklärte Fritsch auf Nachfrage mit effizienteren Modulen, die in der Zwischenzeit erhältlich sind. Es würden weder mehr Module noch mehr Fläche benötigt.
Mittlerweile könnte der Solarpark 49,4 Millionen Kilowattstunden (kWh) jährlich produzieren und damit den Jahresenergiebedarf von 1200 Personen decken. Vor zwei Jahren war Südwerk von 41,8 Millionen kWh ausgegangen. Geplant ist nun auch der Bau von Batterie-Speichern. Die Investitionssumme ist, nach Auskunft von Fritsch, von 25 auf 31 Millionen Euro gestiegen.
Laut Investor ideale Flächen
Die Flächen sind ihm zufolge ideal, weil sie über 500 Meter zur nächsten Wohnbebauung entfernt lägen, durch den Landschaftsverlauf nicht einsehbar seien und die Bodenqualität für eine landwirtschaftliche Nutzung unter dem Durchschnitt läge. Nur drei Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von Gerolzhofen würden für das Vorhaben benötigt. Umwelt- und Naturschutz werden laut Fritsch beachtet, die Planung sei transparent, der Rückbau sichergestellt.
Er warb für eine Realisierung. Gerolzhofen gewinne durch die Energiewende, auch finanziell. Insgesamt drei Millionen Euro würden laut Berechnungen der Firma in 20 Jahren in den städtischen Säckel fließen: etwa eine Million Euro über die Gewerbesteuer, weil die noch zu gründende Gesellschaft ihren Sitz vor Ort hätte; weitere zwei Millionen Euro über eine Beteiligung der Kommune mit bis zu 0,2 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) an den Erträgen der Anlagen.
Die Bevölkerung kann sich über zwei Modelle an dem Projekt beteiligen. Einerseits über ein "grünes Sparbuch" mit einer jährlichen Verzinsung, andererseits über eine Bürgerfinanzierung mittels einer Crowdfunding-Plattform, über die noch höhere Zinsen an die Beteiligten ausgeschüttet werden sollen.
Keine Genossenschaft geplant
Eine Beteiligung von Interessenten an dem Projekt in Form einer Genossenschaft ist nicht vorgesehen, antwortete Fritsch auf Nachfrage des CSU-Fraktionsvorsitzenden Arnulf Koch. Der Rückbau sei über eine Bürgschaft abgesichert. Bedenken hatte Koch im Hinblick auf die Lage der Photovoltaikanlagen in Nachbarschaft des Waldkindergartens, der Klinik am Steigerwald und am Trimm-Dich-Pfad.
Deutlich kritischer wurde sein Fraktionskollege Burkhard Wächter. Der Flächenverlust mit 37 Hektar sei enorm. Der Landwirtschaft blieben im Stadtgebiet nur noch wenige Flächen. Die schlechtere Bodengüte wollte er so nicht gelten lassen. Man könne auch auf solchen Flächen gut produzieren. Er forderte zudem für Gerolzhofen eine Satzung wie in Lülsfeld, wo genau PV-Flächen möglich sind.
Wächter: "Brauchen nicht so ein großes Photovoltaikwerk"
Wächter äußerte die Vermutung, dass das Unternehmen nur hierherkomme, weil bereits eine gute Energienetz-Infrastruktur existiere. Und der Gewinn sei klar bei Südwerk. Einen weiteren Ausbau regenerativer Energieträger vor Ort müssten die Bürgerinnen und Bürger über noch höhere Netznutzungsentgelten bezahlen, was er "erschreckend" nannte. Und die ÜZ müsste weitere Umspannwerke bauen, was wiederum auf den Endkunden im Netzgebiet umgelegt werden würde. Sein Fazit: "Wir brauchen einen Energiemix aus Sonne, Wind und Wasser und brauchen nicht so ein großes Photovoltaikwerk hier."
Die Kritik wollte der Südwerk-Mitarbeiter so nicht stehen lassen. Man orientiere sich immer an Kriterienkataloge wie jenen aus Gerolzhofen. "Wir wollen als Unternehmen die Energiewende vorantreiben und auch ein wenig was verdienen, aber wir sind keine Schlitzohren", ärgerte sich Fritsch.
Dem Bürgersolarpark zustimmen würde dagegen die Fraktion Geo-net, weil laut Thomas Vizl keine Windkraft wie benötigt möglich sei und Gerolzhofen seinen Anteil an der Energiewende erbringen müsse. Voraussetzung sei aber, dass die Wertschöpfung in der Stadt bleibe und die Bürger sich beteiligen könnten.
Arbeitsgruppe ermittelte Energiebedarf von über 35.000 MWh
Die 2022 vom Stadtrat gegründete Arbeitsgruppe ermittelte laut Vizl einen Energiebedarf von 35.619 MWh in der Stadt. Auf die Einwohner bezogen, wären dafür 5,5 Windkraftanlagen nötig oder 30 Hektar PV-Anlagen, wovon nur ein Drittel als Freiflächenanlagen im Abschlussbericht vorgesehen ist. Der Rest könnte über einen Ausbau von Dach-Photovoltaikanlagen erfolgen.
Für die Fraktion Freie Wähler erfüllt der Bürgersolarpark viele Kriterien des in der Arbeitsgruppe festgelegten Katalogs. Jedoch erscheine die Anlage sehr groß, stellte Günter Iff fest und verwies zudem auf die beliebte Freizeitnutzung des Gebietes. Auch er meldete Bedenken hinsichtlich der Optik an. Die Nachteile seien aktuell höher als die Vorteile.
Erst in einer der folgenden Sitzungen soll laut Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) eine Entscheidung getroffen werden, ob die Anlagen gebaut werden dürfen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde ein Energiebedarf in der Stadt Gerolzhofen von 35 Megawattstunden (MWh) genannt, den die Arbeitsgruppe Klimaschutz-Erneuerbare Energien des Stadtrates ermittelt hat. Dieser Verbrauch wäre viel zu niedrig, darauf hat Leser Josef Fröhling die Redaktion aufmerksam gemacht hat. Auf Nachfrage räumte Stadtrat Thomas Vizl ein, dass er eine falsche Zahl genannt habe. Laut AG-Bericht liegt der Energiebedarf vielmehr bei 35.619 MWh. Wir haben die entsprechende Passage im Text korrigiert.
In Abwandlung einer Redensart: "Erst wenn das letzte Solarpaneel auf dem Acker steht, werdet ihr feststellen, dass man Strom nicht essen kann"
Wenn man das Foto so sieht, handelt es sich um gutes Ackerland, dass dort überdacht" werden soll.
Aber es wird wohl auch in diesem Fall so sein, dass der Stadtrat wieder mal nur die Euros sehen wird, die vielleicht in den Stadtsäckel fließen könnten.
Es gibt in dieser Stadt viele viele Dachflächen - auch von öffentlichen Einrichtungen. Parkplätze könnten überdacht werden, mit Gewinnpotential für alle.
Im allgemeinen Wahn, die Umwelt retten zu wollen, übersehen wir aber, dass unsere Bevölkerung. auch durch Zuwanderung, immer weiter wächst und ernährt werden muss.
Dabei vernichten wir wertvolle Flächen für den Anbau von Lebensmitteln, die dann mit Diesel, Kerosin oder Schweröl betriebenen Fahrzeugen wieder hergekarrt werden müssen.
Unterschätzen sollte man auch nicht die Gefahr der Hochwasserbildung.
Und die Bilanzen sind für solche Projekte nicht nur zu spät sondern auch inhaltlich nicht gerade vertrauenswürdig.
Wer soll die Anlage betreiben? Ist das Südwerk selbst?
Ist der Rückbau in Geld hinterlegt und bürgschaftlich gesichert? oder wie profitiert die Stadt und nicht nur der eine Eigentümer?
Wem gehört Südwerk? Alles eigentlich nicht sehr vertrauensbildend für eine Stadt...
Sieht niemand die Risiken?
Ist es das wert?
Die Attraktivität unserer schönen Stadt hat schon durch die letzten Ansiedelungen von Logistikgroßbetrieben nicht gerade gewonnen, es sollte nicht um jeden Preis nur an Steuereinnahmen gedacht werden.