Thomas Wohlfahrt steckt voller Tatendrang. Als er den Reporter am Aufgang der Oberwerrner Kirche empfängt, lächelt er, streckt die Hand aus, drückt fest zu und sagt höfliche Worte zur Begrüßung. Dann geht er sofort ins Thema. Vor zehn Jahren habe er es mit seiner SPD-Fraktion geschafft, dass die Gemeinde eine wichtige Zielsetzung in ihr Leitbild aufnimmt: Bis 2030 soll in Niederwerrn alles umgestellt sein auf erneuerbare Energie. "Heute würde man sagen, dass wir CO2-neutral sein wollen", erklärt Wohlfahrt. Ein Weg, von dem er von Anfang an überzeugt war und den im Zuge von Klimawandel und Klimaprotestbewegungen wie "Fridays For Future" nun immer mehr Menschen für den richtigen halten. "Ich hoffe, wenn ich Bürgermeister bin und Offenheit im Gemeinderat herrscht, dass wir da noch mehr schaffen können."
Er signalisiert dem Reporter, dass er ihn gerne auf eine kleine Rundfahrt durch die Gemeinde in seinem Elektroauto mitnehmen würde. Wohlfahrt, wohnhaft in Oberwerrn und zweiter Bürgermeister Niederwerrns, hat in Niederwerrn ein Haus gekauft. Dort hat er eine Photovoltaikanlage installiert und im Keller einen Batteriespeicher aufgestellt.
Ökumene ein Anliegen
Aber zunächst mal zu dem Grund, warum der Treffpunkt die katholische Kirche St. Bartholomäus ist: Hier fühlt sich Wohlfahrt besonders wohl und ist stolz auf den neuen barrierefreien Friedhofszugang und den neu gestalteten Vorplatz. Die Kirche in Oberwerrn "hat viel mit mir zu tun", sagt Wohlfahrt. "Meine Frau ist evangelisch, ich bin katholisch", erklärt er. In der katholischen Kirche Oberwerrn gebe es einmal im Monat einen evangelischen Gottesdienst, "das wollen wir erhalten. Ökumene ist mir auch ein Anliegen".
Dann geht es weiter im Elektroauto, Wohlfahrt referiert derweil über die Vorzüge von regenerativer Energie. Er sagt: "Es gibt Vordenker und Pioniere, die zeigen, dass es geht." Zu diesen Pionieren darf er sich in der Gemeinde durchaus zählen. Auf seinem Haus hat er eine Solaranlage installiert, im Keller Akkus als Energiespeicher aufgestellt. Das ist für ihn ein wichtiger Bestandteil dezentraler Energieversorgung: Bei hoher Leistung der Anlage, etwa zur Mittagszeit, kann Energie gespeichert und für den Eigenbedarf später abgerufen werden. Denkbar wäre eine solche Speicherung auch als Gemeinschaftsprojekt, erklärt Wohlfahrt, wenn alle zusammenlegen in der Gemeinde, könnte eine große Speicheranlage finanziert werden.
Mit gutem Beispiel voran
Er selbst will mit gutem Beispiel vorangehen: "Ich versuche das, was ich meine, auch zu leben." Schon seit 2013 fährt er Elektroauto, hat einen Renault Zoe im Wahlkampf 2014 eingesetzt, auch damals trat er als Bürgermeisterkandidat an. Den Zoe fährt mittlerweile der Sohn, aber den E-Autos ist der 58-Jährige treu geblieben. Neben einem E-Golf ist Wohlfahrt auch mit einem elektrischen Opel Ampera unterwegs. Mit dem ist er von Niederwerrn schon mal in die rund 1000 Kilometer entfernte französische Partnergemeinde Ifs in der Normandie gefahren.
Klar, so eine Fahrt müsse man planen, es brauche etwa "alle 250 Kilometer einen Ladestopp", erklärt er. Je nachdem, wie gut in welcher Region das E-Tankstellennetz ausgebaut ist, lasse sich eine solche Reise auch mit dem E-Auto gut meistern, allerdings ist es mit "normalen" Ladestationen wegen der langen Ladezeiten dann doch etwas mühselig . "Wenn man so weit fährt, braucht man Schnellladestationen", sagt Wohlfahrt. Die haben eine Leistung von 50 Kilowatt oder mehr (herkömmliche Haushaltssteckdose: 3,7 Kilowatt).
Der Oberwerrner Thomas Wohlfahrt ist dreifacher Vater und arbeitete viele Jahre als landwirtschaftlicher Betriebshelfer, seit zwei Jahren steht er nun nicht mehr in Ställen und auf Feldern, sondern sitzt am Schreibtisch: Er organisiert und genehmigt, sofern ein Anspruch besteht, landwirtschaftliche Betriebshilfe im Auftrag der Sozialversicherung Landwirtschaft, Forst und Gartenbau.
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- Alle Informationen rund um die Kommunalwahl finden Sie unter www.mainpost.de/wahlen
wie kann es sein, dass Frau BB einen Gegenkandidaten von der SPD gestellt bekommt!
Ich dachte die Freien Wähler und die SPD halten fest zusammen.
Naja es ist halt so.
Gruß