Der für den Klimaschutz dringend nötige Ausbau regenerativer Stromerzeugung im Konflikt mit dem Denkmalschutz – über dieses Thema wurde am Beispiel der Würzburger Innenstadt in der Umweltstation kontrovers, aber sachlich diskutiert. Konkret ging es um die Nutzung der Sonnenenergie auch auf Innenstadt-Gebäuden: Während sich Denkmalschützer wie Stadtheimatpfleger Hans Steidle Photovoltaik-Anlagen (PVA) auf den Dächern vor allem im so genannten Bischofshut innerhalb des Ringparks nur schwer vorstellen können, fordern Experten wie Hans-Peter Ebert vom Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE), mit innovativer Technologie "das Nötige zu tun".
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Um die selbst gesteckten klimapolitischen Ziele zu erreichen, "müssen wir auch das Potenzial der Sonnenenergie nutzen", betonte Umweltreferent Wolfgang Kleiner, der die Expertenrunde moderierte. Dagegen kam auch von der Denkmalschutz-Fraktion auf dem Podium kein Widerspruch: Beim Klimaschutz gehe es wie beim Denkmalschutz darum, "etwas zu bewahren, was wir zu verlieren drohen", sagte Hans Steidle. Trotzdem passen Photovoltaikanlagen mit ihrem modernen technischen Material für den Stadtheimatpfleger nicht in die Nähe historischer Gebäude und würden die Dachlandschaft des denkmalgeschützten Würzburger Altstadt-Ensembles nachhaltig verändern.
Durch die Lage im Talkessel viele Blicke "von oben"
"Deswegen ist bei Photovoltaik innerhalb des Glacis-Rings eine sehr konservative Politik angebracht", betonte Steidle. Der Rest der Stadt biete ausreichend Potenzial für die Nutzung von Sonnenenergie und Dachbegrünungen. Unterstützung bekam er vom Architekten und Fachhochschul-Dozenten Wolfgang Fischer: Da nach der Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg beim Wiederaufbau kein einheitliches Stadtbild möglich war, sei gerade der Erhalt der Dachlandschaft als "fünfte Fassade" wichtig: "In Würzburg darf man das nicht anfassen", sagte Fischer – zumal es durch die Lage im Talkessel sehr viele Blickbeziehungen von oben auf die Innenstadt gebe.
"Die Energiewende sieht man außerhalb der Stadt mehr als in der Stadt", bestätigte Florian Doktorczyk von den Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetrieben (WVV): Von etwa 2500 bis 3000 PVA im Versorgungsgebiet der Stadtwerke befinden sich nach seinen Worten etwa 800 im Stadtgebiet und nur 20 in der Altstadt. Die meisten Anlagen sind auf den Dächern von Einfamilienhäusern zu finden. Allerdings sei auch bei den Stadtbewohnern das Interesse an der Eigenversorgung "massiv gewachsen", so Doktorczyk weiter: Auf der Mainfranken-Messe seien zwölf WVV-Mitarbeiter mit Anfragen zu PVA geradezu überrannt worden. Der WVV-Experte hält es für ausreichend, Solarstrom in der Zukunft über "intelligente Netze" von außerhalb in die Innenstädte zu bringen.
Ebert: Photovoltaik muss an den Gebäudekörper angepasst sein
Das sieht Hans-Peter Ebert anders: "Die Energiesysteme der Zukunft sind dezentral, und Gebäude spielen dabei eine entscheidende Rolle", erläuterte der Leiter des ZAE-Standorts Würzburg. Nicht nur durch den Ausbau der Elektromobilität, auch durch die Folgen des Klimawandels selbst werde der Energieverbrauch deutlich ansteigen: "Der Klimatisierungsbedarf steigt zum Beispiel in Krankenhäusern und Altenheimen. Den Strom dafür sollte man regenerativ erzeugen."
Das sei durch innovative Photovoltaik-Elemente, die in die Gebäudehülle integriert werden, auch in den Innenstädten möglich. "Die Photovoltaik muss an den Gebäudekörper angepasst sein und darf kein Fremdkörper sein. Damit kann man nicht nur das Dach, sondern auch die Fassaden gestalten", so Ebert. Es gebe bereits nicht erkennbare PV-Module, die sich optisch nicht von Ziegel, Schiefer oder anderen Dachbedeckungen unterscheiden: "Wenn es sich nicht wie Holz oder Marmor anfühlen muss, dann ist das eine gute Alternative."
Nämlich dann, wenn in einem Gebäude ein Dachstuhlbrand ausbricht, können diese Anlagen Lebengsgefährlich sein!
Zum einen, weil sie noch unter Strom stehen (können) und zum anderen, weil sie die Feuerwehrleute daran hindern (können), schnell zum Brandherd vorzudringen, weil diese ja fest auf dem Haus installiert sind. Somit wird wertvolle Zeit, bei einem Brand geht es mitunter um Sekunden, vergeudet, dass Feuer löschen zu können.
In Dörflicher Lage mit "Nicht" Dichter Bebauung mag dies funktioneren, weil Häuser weiter auseinander stehen, mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, aber in einer Stadt wie Würzburg mit einer dichten Bebauung würde der Brand unter Umständen von einem Gebäude auf´s andere übergreifen, weil die Feuerwehr nicht schell genug löschen kann.
*Herr "H.S." kann sich das in der Innenstadt nicht vorstellen!* Im ST Lengfeld zB sind Privat-Dächer direkt neben den Kirchturm -Voltaik belegt. (mich stört das Nicht) Aber... eines ist doch klar, wenn es "da geht, fragt man sich schon, warum "dort nicht? Denkmalschutz in seiner "willkürlichen Auslegung" ist oft nicht zu verstehen.
Kostet aber viel Geld. ÜBERALL... nicht nur in Würzburg.
Das ist doch alles eine Gewohnheitssache. Wir sind gewoht, dass Dächer mit roten bis rotbraunen Ziegeln gedeckt sind. Anderswo sind die Dächer eher dunkelbraun bis schwarz, an der Küste gibt es halt Reetdächer. Und wenn jemand umweltfreundlich Strom per PV Anlage auf seinem Dach erzeugen will, dann soll er das auch in der Innenstadt tun dürfen. Dann sehen die Touris von der Festung aus, dass es in Würzburg zumindest ein paar fortschrittlich denkende Menschen gibt. PS: Residenz, Falkenhaus, usw. sind natürlich unantastbar! Profane Wohn- und Geschäftshäuser nicht.
Denn die Fürstbischöfe von damals, welche die Bauten errichten ließen, würden garantiert mit der Zeit gehen und sich auch für den Klimaschutz einsetzen.
Deshalb wären sie garantiert für solche Anlagen auf ihren Gebäuden.