In Gerolzhofen besteht reges Interesse an Bauland. Aus diesem Grund möchte die Stadt zügig ein neues Baugebiet ausweisen, angrenzend an das bestehende Am Nützelbach II. 30 Bauplätze sollen Am Nützelbach III entstehen, wie die geänderte Planung zeigt, die der Stadtrat nun beschlossen hat.
In der Vorwoche war das Thema überraschend von der Tagesordnung genommen worden. Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) begründete dies in der Sitzung am Montag mit "offenen Rechtsgeschäften". Das heißt, die Stadt konnte noch nicht alle Grundstückskäufe tätigen. Man gehe jedoch davon aus, dass alles klappen werde, so Wozniak dazu.
Erster Beschluss zum geplanten Baugebiet bereits 2021
Zwar besteht schon seit Juli 2021 ein Grundsatzbeschluss zum geplanten Baugebiet, allerdings ist der Erwerb der benötigten Grundstücke schwieriger als gedacht. Zwischenzeitlich ist sogar eine größere Fläche ganz im Westen aus dem Bebauungsplan herausgefallen.
Erschwert wurden die Planungen durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, dass das Aufstellen von Bebauungsplänen im vereinfachten Verfahren ohne Umweltprüfung gegen Europarecht verstoße. Das war anfangs für Nützelbach III vorgesehen, musste aber im Oktober geändert werden. Nachdem der Bundestag ein solches beschleunigtes Verfahren neu geregelt hat, ist dies auch wieder in Gerolzhofen möglich.
Somit konnte der Stadtrat nun der Änderung seines damals revidierten Beschlusses zustimmen. Zuvor hatte Frank Braun von der Planungsschmiede die Änderungen vorgestellt. Vor allem die Erschließung und die Aufteilung der Grundstücke seien nochmals angepasst worden, sagte Braun.
Von Einfamilienhäusern bis Mehrfamilienhäusern
Im ersten Bauabschnitt im nördlichen Bereich sind vier große Grundstücke (je ca. 1400 Quadratmeter) für den Bau von Mehrfamilienhäusern mit bis zu zehn Wohneinheiten und drei Vollgeschossen vorgesehen. Zusätzlich sind Einfamilien- und Doppelhäuser auf zwölf Grundstücken mit Größen von 369 bis 679 Quadratmetern geplant.
Im südlichen Bereich sind ausschließlich Einfamilienhäuser und Doppelhäuser möglich (maximal zwei Vollgeschosse und zwei Wohneinheiten). Diese Grundstücke sind zwischen 550 und 770 Quadratmeter groß.
Zulässige Dachformen sind Sattel-, Zelt-, Krüppelwalm-, Walm-, Flach- und Pultdach. Bei Flachdächern sind, danach hatte Günter Iff (Freie Wähler) gefragt, nur Gründächer möglich, bei Satteldächern nur eine Bedeckung mit Ziegeln, aber nicht mit Metall. Vorgeschrieben ist, mindestens fünf Prozent der Grundstücksfläche zur Erzeugung von Solarstrom zu verwenden.
Das Baugebiet schließt im Süden mit einer Grünfläche ab, im Norden entsteht ein Regenrückhaltebecken. Für Braun ist es ein "wunderbares Baugebiet, das sich schön an das Baugebiet Am Nützelbach II anschließt". Wozniak wies darauf hin, dass manche Grundstücke größer gemacht wurden, zudem auch kleine Flächen platziert wurden, die später zusammengelegt werden könnten. Zusätzlich habe man eine großzügigere Straßenplanung vorgenommen und viele Parkplätze eingeplant.
Stadträte befürchten erneut Befreiungen wie in Nützelbach II
Mehrere Fragen gab es zu den vorgeschriebenen Stellplätzen auf Privatgrund, darunter von Arnulf Koch (CSU) und Günter Iff. Hintergrund dafür sind die zahlreichen Befreiungen im Nachbarbaugebiet Am Nützelbach II wegen erheblich größer bebauter Grundstücke als im Bebauungsplan zulässig. "Sind diese wirklich alle machbar?", wollte Koch wissen. Planer Braun verwies auf größere Grundstücke. "Das sollte jetzt funktionieren", meinte auch Wozniak.
Thomas Vizl (Geo-net) sieht das neue Baugebiet "skeptisch" und lehnte mit seiner Fraktion den Beschluss ab. Er sprach die jüngsten Starkregenereignisse an, von denen Grundstücke im Baugebiet Nützelbach II betroffen gewesen seien und fragte an, inwieweit dies in Nützelbach III berücksichtigt werde. Der Planer verwies auf den Grünstreifen und deutete an, dass man mit Wällen oder Mulden für Abhilfe sorgen könnte. "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Wasser bis ins Baugebiet kommt", so Frank Braun.
Burkhard Wächter (CSU) appellierte im Hinblick auf die Flächenversieglung, mehr Pflegemaßnahmen in der Natur vorzunehmen und regte einen Runden Tisch an. Weil das Gelände abfällt, warnte Christian Ach (CSU) vor hohen Stützmauern und Zäunen. Ein CSU-Antrag, dass Stützmauern maximal ein Meter hoch sein dürfen und Zäune nur bis zu 1,2 Meter, wurde einstimmig angenommen.
Thomas Vizl war es wichtig zu betonen, dass in wenigen Hundert Meter Entfernung das Windkraft-Vorbehaltsgebiet WK 61 liegt. Rund 260 Meter hohe Anlagen sind dort geplant. Man werde sie sehen, ebenso den Schattenwurf. "Das sollte jeder Bauwillige wissen."
Aktuell noch keine Reservierungen möglich
Für den Fall, dass Grundstückskäufe noch scheitern, würde der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung oder im Ferienausschuss den jetzt beschlossenen Entwurf nochmals ändern. Konkret heißt das laut Wozniak, dass nur Flächen entwickelt werden, die im Besitz der Stadt sind. Man wolle demnächst das Zeitfenster schließen.
Der Stadtrat drückt also aufs Tempo, weil "ein ganzer Schwung an Interessenten" nachgefragt habe. Der Bürgermeister stellte klar, dass das Vergabeverfahren noch nicht feststeht. Man nehme aktuell auch keine Reservierungen entgegen, betonte Wozniak.