Aschaffenburg soll zur Schwammstadt umgebaut werden. Die Stadt erhält vom Bund dafür 4,25 Millionen Euro. Auch die Stadt Würzburg bekommt aus dem Fördertopf "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" 1,25 Millionen Euro zur Rettung der Bäume im Ringpark. Denn Kommunen müssten städtebaulich angepasst werden, um bei Klimaextremen wie Hitze, Trockenheit oder Starkregenereignissen besser gerüstet zu sein.
Einer von zehn Staatspreisen in Bayern für "herausragende Anpassung an den Klimawandel- und Landschaftswasserhaushalt" geht heuer deshalb an das "boden:ständig-Projekt Haubach" im Landkreis Rhön-Grabfeld. Dort versuchen vier Kommunen, gemeinsam mit Landwirten und Behörden durch Blühflächen und natürliche Wasserfilterbecken die Trinkwasserbrunnen zu sichern, mehr Wasser versickern zu lassen und Nitrat zu reduzieren.
Ist mehr Grün in den Gemeinden und Städten der richtige Weg, um Schäden bei Unwetter gering zu halten? Oder sind wir Starkregen oder Dürre hilflos ausgeliefert? Agrarwissenschaftler Prof. Karl Auerswald sagt, setze man allein auf Dämme, komme es irgendwann zur Katastrophe. Doch es gebe viele andere Möglichkeiten. Auerswald, der als Bodenforscher für die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft tätig ist, beschäftigt sich intensiv mit allen Facetten von Wasser in der Landschaft.
Im Interview erklärt er, wie wir mit Wasser umgehen sollten, um mit Extremwetter klarzukommen.
Prof. Karl Auerswald: Ja, natürlich. Es ist nicht vorhersehbar, wann und wo intensive Regen fallen. Stark- und Dauerregen hat es schon immer gegeben. Aber die verheerenden Schäden, die sie anrichten, sind auch auf unsere heutige Art der Landnutzung zurückzuführen.
Auerswald: Nein. Ein Beispiel: Während der Hochwasserwelle hat man aus dem Sylvensteinstausee im Isartal in Oberbayern Wasser abgelassen. Warum ist das nicht schon im Vorfeld passiert, um so das Speichervolumen zu erhöhen? Der Deutsche Wetterdienst hatte bereits Tage zuvor gewarnt. Wir hätten viele Möglichkeiten, um Wasser zu speichern. Doch wir nutzen sie nicht.
Auerswald: Selbst bei den kleinsten Flüssen in Bayern wird das Wasser alle paar Kilometer aufgestaut. Viele dieser Staustufen sind steuerbar. Wenn der Wetterdienst drei Tage im Vorfeld vor extremen Regenfällen warnt, könnte man sofort Speicherplatz schaffen, indem man Wasser aus den Staustufen ablässt. Auch viele kleine Speicher wie Zisternen könnte man vorher leeren.
Auerswald: Der größte und effizienteste Speicher, den wir haben, ist unser Boden. Das Wasser muss in den Boden.
Auerswald: Nein, das ist falsch. Der Boden hat die höchste Wasserleitfähigkeit, wenn er nass ist und eine 100.000-fach geringere, wenn er trocken ist. Der Boden kann umso besser Wasser ins Grundwasser leiten, wenn er nass ist. In der gleichen Sekunde, in der dann oben ein Regentropfen auf die Erde trifft, gelangt unten ein Tropfen ins Grundwasser.
Auerswald: Nein, unbegrenzt natürlich nicht. Das hängt von der Regenintensität ab. Doch in den meisten Fällen entstehen Hochwasserschäden, weil Drainagen in der Landschaft das Wasser ableiten. Und bei Starkregen geschieht das dann in sehr kurzer Zeit. Die meisten Menschen stellen sich den Boden wie einen Eimer vor, der irgendwann überläuft. Doch es ist eher ein Eimer mit Löchern, durch die das Wasser nach unten weglaufen kann. Unsere Böden können auch intensivere Regen aufnehmen - wenn wir sie nur ließen.
Auerswald: Wir versiegeln zu viel. Etwa fünf Prozent der Landesfläche in Bayern sind komplett versiegelt. Zudem verdichten wir unsere Böden - durch schwere landwirtschaftliche Maschinen auf den Äckern, durch Harvester im Wald und durch schwere Baumaschinen in den Siedlungen. Sind die Böden nach unten verdichtet, können die Niederschläge nicht mehr so einfach bis ins Grundwasser versickern. Und zu allem Überfluss haben wir unsere Kulturlandschaft vollständig mit Abwasserkanälen, Drainagen, Straßengräben durchzogen. Wenn irgendwo Wasser steht, wird es sofort weggeleitet, bevor "ein Schaden" entsteht.
Auerswald: Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Und wir müssen sie alle nutzen. Regenfälle, die heute zu Katastrophenalarm führen, könnte man vielerorts bereits mit Gründächern in Schach halten. Gemeinden könnten den Bau von Zisternen finanziell fördern. Landwirte können ihre Ackerböden mit Stroh oder Pflanzenresten bedecken, mit kleineren Maschinen fahren oder Hecken pflanzen. Waldbesitzer können ihre Wälder zu Mischwäldern umbauen. Denn auch Fichtenmonokulturen verdichten den Unterboden im Wald, weil die Wurzelteller der Fichten bei Wind auf und ab wiegen und den Boden "stampfen". Bei Baumarten, die tiefer wurzeln, kann das Wasser den Boden besser infiltrieren.
Auerswald: Eine Schwammstadt oder auch Schwammregion ist ein politisches Schlagwort. Gemeint sind alle Maßnahmen, die helfen, das Wasser in einer Stadt oder in einer Landschaft zu halten. Vorzeigebeispiele für solche Maßnahmen gibt es bereits: Das Wasserwirtschaftsamt in Ansbach legt zum Beispiel "Grüne Gräben" an. Dadurch verlangsamt sich der Wasserfluss, das Regenwasser wird zwischengespeichert.
Auerswald: Ganz genau. Je mehr Wasser wir in der Fläche halten, desto weniger Probleme haben wir in Zeiten von Dürre und Wassermangel. Je mehr Grün wir in der Landschaft haben, desto mehr fördern wir Artenvielfalt und Biodiversität. Und desto besser kühlen wir an heißen Tagen die Umgebungstemperatur herunter. Und wir verbessern die Grundwasserqualität. Setzen wir dagegen allein auf Dämme, fehlen uns diese Leistungen und es kommt irgendwann zur Katastrophe.
Sehr gute Ausführungen durch Prof. Auerswald. Die passen aber nicht zur Überschrift. Es wird in da suggeriert, dass wir mit mehr Extremwetter infolge der Klimaerwärmung rechnen müssen. Gewiss hört man dies von allen möglichen Medien - passt es doch wunderbar zum derzeitigen Narrativ.
Nur gibt das die Faktenlage überhaupt nicht her. Auch das IPCC bestätigt dies.
Vor ein paar Tagen gab es einen Artikel von Axel Bojanowski in der Welt (leider hinter einer Paywall), in dem dies klargestellt wurde:
"HOCHWASSER IN BAYERN - Das problematische Klimawandel-Argument"
https://www.welt.de/wissenschaft/plus251919868/Hochwasser-in-Bayern-Das-problematische-Klimawandel-Argument.html
Hier wird - u.a. unter Bezugnahme auf den IPCC - in mehreren Grafiken gezeigt, dass es keinen Trend zu mehr Extremwetter gibt.
Die Versiegelung der Böden und die Besiedlung von früheren Überflutungsgebieten sind das eigentliche Problem.