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Schweinfurt
Hilfe aus Schweinfurt, die eins zu eins bei den Menschen in Indien und Namibia ankommt
Neben den vielen vom Hunger bedrohten Menschen wühlen auch tausende Schweine in dem riesigen Müllberg bei Kalkutta nach verwertbaren Abfällen.
Foto: Heinz Peks | Neben den vielen vom Hunger bedrohten Menschen wühlen auch tausende Schweine in dem riesigen Müllberg bei Kalkutta nach verwertbaren Abfällen.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:01 Uhr

Manchmal kommen die Spenden ganz unverhofft. So wie die 5000 Euro, die der Schweinfurter "Verein zur Hilfe für Kinder der Dritten Welt" vor einigen Tagen von einer Spenderin aus München erhalten hat. Oder die Spenden aus einem Nachlass, die vor zwei Jahren mit 10.000 Euro begannen und sich inzwischen auf 40.000 Euro summiert haben. Fast 300.000 Euro hat der Verein 2022 an Spenden erhalten. Im Jahr davor waren es 290.000 Euro.

"Das Geld kommt eins zu eins unseren Projekten zugute", versichert Vorsitzender Heinrich Hackenberg den zahlreich erschienen Mitgliedern bei der Jahresversammlung im Gasthaus Hühnernest in Hambach. Das was der Verein selbst an Kosten für Bürokratie und Verwaltung hat, wird ausschließlich mit den Mitgliedsbeiträgen abgedeckt.             

Es ist dem großen Engagement von Heinrich Hackenberg zu verdanken, dass der Verein so viel Gönner hat und dadurch so viel Gutes für Menschen, vor allem Kinder, in Armut tun kann. 2013 erhielt Hackenberg dafür die Bundesverdienstmedaille. Weil er davon aber "keinen Teller Reis bezahlen kann", rührt er weiter unermüdlich die Werbetrommel und rekrutiert unglaublich viele Spendengelder.  

Wissen gegen Armut

Der "Verein zur Hilfe für Kinder in der dritten Welt" ist eine private Initiative. Eine Handvoll Menschen mit ihren Familienangehörigen und einige Polizeibeamte aus Schweinfurt legten 1989 den Grundstein. Erstes Projekt war der Bau eines Kindergartens in Südafrika. Danach gab es ein Hilfsprogramm in Kolumbien. Heute konzentriert sich der Verein auf Indien und Namibia, wo 17 Projekte unterstützt werden.

In Indien arbeitet der Verein mit den Salesianern von Don Bosco, in Namibia mit den Benediktinerschwestern zusammen. Sie informieren über die aktuellen Notsituationen vor Ort, und der Verein versucht dann zu helfen. Bei den Projekten geht es vor allem darum, Wissen gegen Armut zu ersetzen. Das heißt, durch das Erlernen von Lesen, Schreiben und Umgangsenglisch bekommen die Kinder und die Erwachsenen die Chance, dem Elendskreis der Armut zu entfliehen. Auch die Projekte "Hilfe zur Selbsthilfe" sollen die Menschen befähigen, selbst etwas gegen den Teufelskreis Armut zu tun.

Nächste Patenelternreise ist in Planung

Mit den Spendengeldern des Verein werden zum Beispiel junge Frauen zu Schneiderinnen ausgebildet, um für ihren Lebensunterhalt und den der Familie beitragen zu können. Der Verein finanziert auch Schulen, Kindergärten und Gemeinschaftshallen, um die desolaten Verhältnisse zu verbessern. Es wird der Bau von Brunnen bezahlt, damit die Menschen nicht kilometerweit zum Wasserholen laufen müssen.

Im Fokus steht auch die gesundheitliche Versorgung dieser Menschen. Das bisher größte Projekt war der Bau eines Krankenhauses in Polsondamore, etwa 200 Kilometer nördlich von Kalkutta. Mit Hilfe von Patenschaften für Krankenbetten können Patientinnen und Patienten hier kostenlos behandelt werden.

Dankbar sind die Kinder in Indien für die Hilfe, die sie aus Schweinfurt erhalten.
Foto: Heinrich Hackenberg | Dankbar sind die Kinder in Indien für die Hilfe, die sie aus Schweinfurt erhalten.

Ein Hauptanliegen des Vereins ist es, Kinder in Patenschaften zu vermitteln. Seit Gründung des Vereins wurden 1400 Kinder an Paten vermittelt. Mit dem Patengeld von 103 Euro im Jahr können Schulbesuch, Schulgebühren, Schulkleidung, alle Schulmaterialien und das Essen für ein Kind bezahlt werden, im Notfall sogar die medizinische Versorgung. Für Pateneltern werden Reisen organisiert, damit die Spenderinnen und Spender sehen, wo ihr Geld investiert wird. Die nächste Patenelternreise ist bereits in Planung.

Möglicherweise bekommt der Verein in diesem Jahr selbst auch Besuch aus Indien. Pater Nirmol Vincent, inzwischen Bischof der Diözese Krishnagar, will im Rahmen einer Romreise einen Abstecher zu seinen Freunden nach Schweinfurt machen. Er unterstützt seit über 30 Jahren die Projekte des Vereins in Kalkutta und Westbengalen und war langjähriger Aushilfspfarrer in der Pfarrei Oerlenbach.

Father Nirmol Vincent Gomes, inzwischen Bischof von Krishnagar, unterstützt seit 1987 den Schweinfurter 'Verein Hilfe für Kinder der Dritten Welt'.
Foto: Heinrich Hackenberg | Father Nirmol Vincent Gomes, inzwischen Bischof von Krishnagar, unterstützt seit 1987 den Schweinfurter "Verein Hilfe für Kinder der Dritten Welt".

Auch für Projekte werden Patenschaften vergeben. Zum Beispiel für das Projekt Dhobasole, das "Dorf der Hoffnung", 200 Kilometer von Kalkutta entfernt. Der Verein finanziert hier den Bau von Häusern und gibt bedürftigen Familien Geld zum Kauf von Vieh. Inzwischen gibt es sogar zwei kleine Dorfschulen, einen Computerraum und eine Dorfapotheke mit kostenloser Krankenstation.

93 Häuser mit Spendengeldern des Vereins finanziert

Das zweite große Einsatzgebiet des Schweinfurter Vereins ist eine Müllhalde in Kalkutta, die größte in der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Westbengalen. Nicht nur hungernde Menschen suchen dort nach verwertbaren Abfällen, auch tausende von Schweinen wühlen sich durch den Müll. "Die Menschen wohnen dort unter unwürdigen Bedingungen", weiß Hackenberg aus eigener Anschauung. In dem Elendsviertel werden nun Häuser gebaut. 240 stehen schon, die Helfer aus Schweinfurt haben 93 davon finanziert. Jedes neue Haus bekommt eine blaue Eingangstür, auf der der Name des Spenders beziehungsweise der Spenderin steht.

Im Slum an der Müllhalde in Kalkutta wurde ein Gemeinschaftshaus gebaut.
Foto: Fth. Mathew-George | Im Slum an der Müllhalde in Kalkutta wurde ein Gemeinschaftshaus gebaut.

Nicht nur Kinder profitieren von den Hilfen des Schweinfurter Vereins. In der Stadt Krishnagar wird ein Alten- und Pflegeheim unterstützt. "Diese Menschen würden ohne unsere Hilfe und die der Salesianer von Don Bosco sonst auf der Straße landen", sagt Hackenberg. Denn es gebe keine staatliche Unterstützung. Weiterhin unterstützt der Verein ein Heim für schwerstbehinderte Kinder. "Auch ihnen hilft sonst niemand", so Hackenberg. "Sie werden oft vor der Türe abgelegt, wie menschlicher Müll." Ein Gönner des Schweinfurter Vereins aus Mönchengladbach überweist vierteljährlich 600 Euro für dieses Kinderheim.

Schulspeisung im KIindergarten Shambyu.
Foto: Sr. Wilhelmine/Rundu | Schulspeisung im KIindergarten Shambyu.

Seit vielen Jahren setzt sich der Verein auch für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und Frauen in Namibia ein. Ein Hilfsprojekt gibt es in Shambyu. Eine Spenderin aus München hat die Einrichtung einer Bäckerei dort finanziert, damit die Menschen dort mit Brot versorgt und Einnahmen für den weiteren Ausbau des Zentrums rekrutiert werden können. Eine gute Sache, die ausbaufähig wäre, sagt Hackenberg. Doch die Regierung erteile keine Genehmigung für den Brotverkauf im Umland. "Uns war nicht bewusst, was da für Hindernisse auf uns zukommen", bedauert der Vorsitzende, dass auch sein Vorstoß beim namibischen Botschafter bislang ohne Antwort geblieben ist.

"Wir können stolz sein, dass wir so viel schon geschafft haben", lässt Hackenberg sich aber nicht entmutigen. Dank sagt er allen Spenderinnen und Spendern sowie allen Mitgliedern, die den Verein unterstützen. Seit 25 Jahren tun dies Ludwig Schreck, Emilie und Bernd Kestler, Karl Fischer, Heidi Benker und Veronika Schönberg. Für ihre Treue zum Verein erhielten sie Urkunde und Präsent.

Ehrungen für 25 Jahre Mitgliedschaft beziehungsweise besonderes Engagement im Verein Kinder der Dritten Welt: (von links) Carmen Rottmann, Helmut Liebenstein, Burkard Rottmann, Karl Fischer, Bernd Kestler, Mathias  Mönkeberg, Emilie Kestler, Stefan und Sabine Mai, Christine Liebenthal, Jeanette Genschow, 2. Vorsitzender Herbert Weichold und 1. Vorsitzender Heinrich Hackenberg.
Foto: Florian Liebenstein | Ehrungen für 25 Jahre Mitgliedschaft beziehungsweise besonderes Engagement im Verein Kinder der Dritten Welt: (von links) Carmen Rottmann, Helmut Liebenstein, Burkard Rottmann, Karl Fischer, Bernd Kestler, Mathias ...

Eine besondere Auszeichnung bekamen die Paten und Patinnen von Projekten in Indien. Im Auftrag "der Freunde in Kalkutta" überreichte Vorsitzender Hackenberg eine gerahmte Ehrenplakette an Stefan und Sabine Mai, Jeanette Genschow, Mathias Mönkeberg, Burkard und Carmen Rottmann, Klaus-Dieter Mützel, Andreas Sperr, Edith und Siegfried Wernau sowie die Firma Klimakontor Wolters.

Auch seinen Mitstreitern im Vorstand, 2. Vorsitzenden Herbert Weichold mit Ehefrau Ingrid, Kassenwart Helmut Liebenstein und Homepage-Betreuer Florian Liebenstein, überreichte Vorsitzender Hackenberg diese hohe Auszeichnung für ihr ehrenamtliches Engagement.

Spendenkonto: Wer den Verein "Kinder der Dritten Welt" unterstützen möchte, Spenden können auf das Vereinskonto bei der Flessabank Schweinfurt unter "Verein Kinder III. Welt e.V. Schweinfurt" eingezahlt werden, IBAN: DE48 7933 0111 0002 4242 41.

 
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