1989 ist der „Verein zur Hilfe für Kinder in der Dritten Welt“ in Schweinfurt gegründet worden. Rund vier Millionen Euro haben die Vorstände Heinrich Hackenberg, Herbert Weichold und ihre Mitstreiter seitdem gesammelt. Es wurde schon in Kolumbien, Nepal, Bangladesch, seit 2006 auch in Afrika, bevorzugt in Namibia, geholfen. Begonnen hat aber alles in Indien, wo Heinrich und Monika Hackenberg 1991 auf die mittlerweile heiliggesprochene Mutter Teresa trafen.
Diese Begegnung war zugleich der Impuls für die Patenschaften, die heute im Schweinfurter Kinderhilfsverein eine große Rolle spielen. Jetzt organisierte der Verein für Pateneltern wieder eine Reise nach Indien, in deren Verlauf viele ihre Patenkinder trafen. Außerdem wurden mehrere vom Kinderhilfsverein unterstützte Projekte besucht. Unter den 34 Teilnehmern, großteils aus Schweinfurt und der Region, waren auch Akteure des Patenvereins aus Südtirol.
Die im Oerlenbacher Ortsteil Ebenhausen lebenden Eheleute Hackenberg hatten den in Aschaffenburg tätigen indischen Pater Joseph Matthäus kennengelernt und später in Kalkutta besucht. In der Nähe des Konvents befindet sich ein Waisenhaus der Salesianer mit elternlosen, „weggeworfenen Kindern“, wie es Hackenberg formuliert. Dort zeigte der Pater drei auf einer Müllhalde gefundene Mädchen, die man zu ihm gebracht hatte. Im Kloster konnte man sie aber nicht aufnehmen, der Prater nahm sie auf, die Patenschaft für die drei Mädchen übernahmen damals die Hackenbergs. 103 Euro im Jahr kostet so eine Patenschaft. Dafür können Nahrung, Kleidung, Schulbedarf und medizinische Versorgung für ein Kind bezahlt werden. Mit dem gleichnamigen Schwesterverein in Südtirol gibt es rund 3000 Patenschaften.
Die ersten Tage der aktuellen Indienreise galten den Sehenswürdigkeiten Rajasthans, Taj Mahal, Fort Amber, Palast der Winde, Delhi. Dann Kalkutta, Stadt auch von Mutter Teresa. In ihrem Mutterhaus begegnete die Reisegruppe Andy Wimmer, der vor über 30 Jahren als junger Banker aus Lenggries bei einem Besuch Kalkuttas Mutter Theresa kennenlernte, in Indien blieb und ein Jahrzehnt im Sterbehaus mitarbeitete.
Heute arbeitet er mit Jugendlichen, die ohne sein Engagement keine Chance hätten. Seine Schilderungen beeindruckten.
Ein Wiedersehen vor allem für Hackenberg gab es auch mit Pater Nirmol, der unter anderem durch Pfarrervertretungen in Oerlenbach bestens bekannt ist. Er ist jetzt Provinzial der Salesianer für Westindien, Bangladesch, Nepal und Bhutan. Mit ihm feierten die Schweinfurter am Grab von Mutter Teresa einen Gottesdienst.
Auch der Besuch in einem Haus in der Nähe des Mutterhauses vermittelte die unglaublich engagierte Arbeit der Schwestern und der vielen Volontäre aus mehreren Staaten der Welt. Hier werden schwerstbehinderte, teils entstellte Kleinkinder liebevoll gepflegt. Eine aus Deutschland stammenden 80-jährige Ärztin, die sich in jungen Jahren Mutter Teresa angeschlossen hatte, hilft noch heute.
Sehr gespannt war die Patenelterngruppe auf die Nikita Don Bosco School, eines der vom Schweinfurter Verein unterstützten Projekte. Die Jugendlichen erhalten dort eine Berufsausbildung mit Schwerpunkt in handwerklichen Berufen und in der Gastronomie, die hilft, dem Teufelskreis der Armut zu entrinnen. Der Start ins Berufsleben wird auch durch den Verein unterstützt. Etwa 1200 Kinder aus den umliegenden Slums waren zum Empfang der Deutschen gekommen.
Viele der Reiseteilnehmer begegneten dort auch ihren Patenkindern. Der Ex-Bürgermeister von Ebenhaussen, Siegfried Erhard, etwa traf auf Aritra mit ihrer Mutter, auch das Patenkind von Karl-Heinz Hoch aus Gochsheim war gekommen. Alle Fahrtteilnehmer hatten zuvor gesammelt, so dass jedes Kind ein Geschenk mit nach Hause nehmen konnte.
Bedrückend war der Besuch im Sterbehaus der Mutter Teresa. Dort werden rund 100 Menschen, die hilflos auf der Straße aufgelesen wurden, gepflegt. Nicht alle überleben. Den Abschluss bildete eine Veranstaltung in der Schule Nikita Don Bosco, wo Schüler der verschiedensten vom Verein geförderten Einrichtungen mit Liedern und Tänzen dankten. Sie feierten mit besonderer Herzlichkeit Heinrich Hackenberg, der noch einige Tage länger in Indien blieb, um auch anderen Einrichtungen des Vereins für Kinder der Welt Schweinfurt einen Besuch abzustatten.
Hackenberg hatte in der Schule noch an den schwer gehbehinderten Priester Frater Sebastian einen mitgebrachten Rollator überreicht.
In Polsonda-More besichtigte Hackenberg das neue, viel kleinere Krankenhaus, das als Ersatz für das im Jahr 2000 mit Geld aus Schweinfurt eingeweihte Krankenhaus gebaut wurde. Das war wegen der Erweiterung einer Autobahn abgerissen worden. Von der lächerlichen Abfindung habe der Verein „nur“ das kleinere neue Krankenhaus bauen können. Der Kinderhilfsverein hat aktuell 60 Patenschaften für Krankenbetten zur Verfügung gestellt. Letzte Station nach der Rückkehr nach Kalkutta war Frater Mathew-George, der sich mit Helfern um die Müllkinder kümmert, die auf der Müllhalde Bagar-Howrah nach Brauchbarem suchen, teils dort leben (müssen).