Sehr emotional ist an diesem Mittwoch die Betriebsversammlung der Galeria-Kaufhof-Beschäftigten in Schweinfurt verlaufen. "Bei vielen sind Tränen geflossen", sagt ein sichtlich bewegter Verdi-Gewerkschaftssekretär Peter König. Seit 30 Jahren betreut er die Kolleginnen und Kollegen vor Ort, jetzt muss er mit ihnen das für Januar 2024 verkündete Aus durchstehen.
Die Unternehmensleitung hatte am Montag bekanntgegeben, von den insgesamt 129 Filialen der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof 52 Standorte zu schließen. In Schweinfurt werden demnach im Januar 2024 die Lichter ausgehen.
Belegschaft will um den Erhalt des Standorts Schweinfurt kämpfen
Trauer und Wut herrsche bei der Schweinfurter Belegschaft vor, sagt Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann. Wut auf den Unternehmenschef René Benko, auf Managementfehler, auf fehlende Investitionen.
"Wir werden ihn in die Pflicht nehmen", kündigt verdi-Gewerkschaftssekretär König an. Die Schweinfurter würden die Schließung ihrer Filiale nicht widerstandslos hinnehmen. Die 60 Beschäftigten seien bereit, um ihren Arbeitsplatz zu kämpfen, so König: "Es geht um Existenzen."
Auch den Rückhalt in der Bevölkerung verspüren die Kaufhof-Mitarbeitenden. Bei einer Unterschriftenaktion Anfang Februar hatten innerhalb von nur zwei Stunden über 2000 Menschen für den Erhalt der Schweinfurter Filiale unterzeichnet. "Das Warenhaus hat eine Zukunft", ist Betriebsratsvorsitzender Rattmann deshalb überzeugt, "man muss es nur richtig machen." In einer deutschlandweiten Mitarbeiterbefragung seien tausende Vorschläge eingereicht worden, kein einziger aber sei umgesetzt worden.
Bei Betriebsversammlung Maßnahmenpaket geschnürt
Jetzt will die Schweinfurter Belegschaft das Heft selbst in die Hand nehmen. Bei der Betriebsversammlung seien Pläne für Aktionen vereinbart worden, um die angekündigte Schließung der Filiale doch noch abzuwenden, sagt Verdi-Mann König. "Wirtschaftsminister Aiwanger muss her", fordert der Gewerkschaftssekretär die Unterstützung der bayerischen Staatsregierung. Der Freistaat sei schließlich am stärksten von Filialschließungen betroffen.
Auch von der Stadt Schweinfurt erhofft sich die Belegschaft Unterstützung. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) hatte mitgeteilt, mit allen beteiligten Akteuren seit Wochen im Gespräch zu stehen. Das Gebäude, das die Kernstadt mit der Stadtgalerie verbindet, stellt einen wichtigen Knotenpunkt in der Innenstadt dar und hat zentrale Bedeutung für die Attraktivität der Einkaufsstadt Schweinfurt.
"Wir werden uns an jeden Strohhalm klammern", sagt Rattmann. Der Betriebsrat hat sich inzwischen juristischen Beistand geholt, die Gewerkschaft bietet den Beschäftigten Beratung und Rechtsschutz an. Die ersten Kündigungsschreiben werden im April erwartet.
Auch werden Verkäufer gesucht. Niemand muss sich an Kaufhof klammern und am Ende erneut auf Lohn verzichten oder ähnliches.
Oder wie bezeichnet man das sonst, wenn ein und das selbe Produkt im online-Shop günstiger verkauft wird als im Laden - und man sich dann wundert, dass die Kundschaft sich im Laden nur informiert, das Produkt anschaut - und es dann zuhause online günstiger bestellt, als es im Laden zu haben gewesen wäre - und man kriegt es noch frei Haus geliefert!