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Schweinfurt
Große Wut über das Aus von Galeria Kaufhof bei Schweinfurter Beschäftigen: "Bei vielen sind Tränen geflossen"
Kampflos wollen sie das Feld nicht räumen. Die 60 Beschäftigten der Galeria-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt haben an diesem Mittwoch Pläne für Aktionen geschmiedet.
Gegen das Aus der Galeria-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt wollen sich die Beschäftigten zur Wehr setzen.
Foto: Anand Anders | Gegen das Aus der Galeria-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt wollen sich die Beschäftigten zur Wehr setzen.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

Sehr emotional ist an diesem Mittwoch die Betriebsversammlung der Galeria-Kaufhof-Beschäftigten in Schweinfurt verlaufen. "Bei vielen sind Tränen geflossen", sagt ein sichtlich bewegter Verdi-Gewerkschaftssekretär Peter König. Seit 30 Jahren betreut er die Kolleginnen und Kollegen vor Ort, jetzt muss er mit ihnen das für Januar 2024 verkündete Aus durchstehen.

Die Unternehmensleitung hatte am Montag bekanntgegeben, von den insgesamt 129 Filialen der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof 52 Standorte zu schließen. In Schweinfurt werden demnach im Januar 2024 die Lichter ausgehen. 

Belegschaft will um den Erhalt des Standorts Schweinfurt kämpfen

Trauer und Wut herrsche bei der Schweinfurter Belegschaft vor, sagt Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann. Wut auf den Unternehmenschef René Benko, auf Managementfehler, auf fehlende Investitionen.

"Wir werden ihn in die Pflicht nehmen", kündigt verdi-Gewerkschaftssekretär König an. Die Schweinfurter würden die Schließung ihrer Filiale nicht widerstandslos hinnehmen. Die 60 Beschäftigten seien bereit, um ihren Arbeitsplatz zu kämpfen, so König: "Es geht um Existenzen."

Auch den Rückhalt in der Bevölkerung verspüren die Kaufhof-Mitarbeitenden. Bei einer Unterschriftenaktion Anfang Februar hatten innerhalb von nur zwei Stunden über 2000 Menschen für den Erhalt der Schweinfurter Filiale unterzeichnet. "Das Warenhaus hat eine Zukunft", ist Betriebsratsvorsitzender Rattmann deshalb überzeugt, "man muss es nur richtig machen." In einer deutschlandweiten Mitarbeiterbefragung seien tausende Vorschläge eingereicht worden, kein einziger aber sei umgesetzt worden.   

Bei Betriebsversammlung Maßnahmenpaket geschnürt

Jetzt will die Schweinfurter Belegschaft das Heft selbst in die Hand nehmen. Bei der Betriebsversammlung seien Pläne für Aktionen vereinbart worden, um die angekündigte Schließung der Filiale doch noch abzuwenden, sagt Verdi-Mann König. "Wirtschaftsminister Aiwanger muss her", fordert der Gewerkschaftssekretär die Unterstützung der bayerischen Staatsregierung. Der Freistaat sei schließlich am stärksten von Filialschließungen betroffen.

Auch von der Stadt Schweinfurt erhofft sich die Belegschaft Unterstützung. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) hatte mitgeteilt, mit allen beteiligten Akteuren seit Wochen im Gespräch zu stehen. Das Gebäude, das die Kernstadt mit der Stadtgalerie verbindet, stellt einen wichtigen Knotenpunkt in der Innenstadt dar und hat zentrale Bedeutung für die Attraktivität der Einkaufsstadt Schweinfurt.

"Wir werden uns an jeden Strohhalm klammern", sagt Rattmann. Der Betriebsrat hat sich inzwischen juristischen Beistand geholt, die Gewerkschaft bietet den Beschäftigten Beratung und Rechtsschutz an. Die ersten Kündigungsschreiben werden im April erwartet. 

 
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  • luherold@kabelmail.de
    Im Schatten dieser Insolvenz gehen in einem Würzburger Versandhaus still und heimlich die Lichter aus und somit jetzt aktuell 140 Arbeitsplätze, auf die letzten 2 Jahre gesehen, sogar über 250 Arbeitsplätze verloren. Und das Alles nur, weil eine Familie ihren unternehmerischen Pflichten nicht nachkommt und Verantwortung übernimmt. In der Main-Post gab und gibt es darüber keinerlei Informationen. Liebe Main-Post, schlaft und träumt weiter.
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  • xycqual13
    Danke, dass du uns jetzt mit dem Namen informiert hast. Oh, hast du nicht, schade…
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  • luherold@kabelmail.de
    Etwas sollte die Main-Post ja auch dazu beitragen, oder sitzen die im Büro und warten auf fertige Artikel.
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  • ra.kellermann@gmx.de
    mal ehrlich: keine Angst um ihren Arbeitsplatz dürfen heutzutage nur noch Beamte haben...
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  • sepele
    Die Kaufhaus Idee in kleinen Städten ist tot, schon seit vielen Jahren. Sie ist nie in der Internet-Welt angekommen. Wer kann da ernsthaft noch überrascht oder schockiert sein? Und wie lange soll das noch hinaus gezögert werden?

    Auch werden Verkäufer gesucht. Niemand muss sich an Kaufhof klammern und am Ende erneut auf Lohn verzichten oder ähnliches.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Kaufhof ist schon in der Internet-Welt angekommen - nur extrem seltsam!
    Oder wie bezeichnet man das sonst, wenn ein und das selbe Produkt im online-Shop günstiger verkauft wird als im Laden - und man sich dann wundert, dass die Kundschaft sich im Laden nur informiert, das Produkt anschaut - und es dann zuhause online günstiger bestellt, als es im Laden zu haben gewesen wäre - und man kriegt es noch frei Haus geliefert!
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  • hartwig.schweinfurt@arcor.de
    Sinnloser Aktionismus - bei der Lage des Unternehmens und dem Besitzer sinnlose Energie verschleudert. Da ändert auch ein Aiwanger nichts
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Schlimm ist, dass in keiner Weise klar ist, worauf diese Entscheidungen für einzelne Standorte ruhen. Schlimm Nr. 2 ist, dass Herr Benko hier nach wie vor sehr gut an der Gesamtsituation verdient! Schlimm Nr. 3: die Politik ist rat- und machtlos, aber das ist ja auch nicht anders zu erwarten (gewesen). Und zur Rolle der Gewerkschaft: auch die ist im Prinzip ratlos und wirkungslos, denn die Feststellung "das ist ein rabenschwarzer Tag" hilft auch keinem der Mitarbeiter/innen.
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  • berndschebler@mail.de
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (Behauptung ohne Beleg) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • stahl01@t-online.de
    Wenn diese vielen Unterzeichner auch ab sofort den Umsatz kräftig ankurbeln - könnte es vielleicht noch was verändern.
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